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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Hallo allerseits,

auch wenn das Thema hier im HiFo schon seit 2004 in regelmäßigen Abständen behandelt wurde (vgl. insbesondere [drehscheibe-online.ist-im-web.de] von ZpG, wiederholt [drehscheibe-online.ist-im-web.de] von Main-Weser-Bahn [Bilder nicht mehr online], [drehscheibe-online.ist-im-web.de] von 103 215-0) möchte ich es des zwanzigsten Jahrestags wegen wieder auflegen: der Besuch des Rheins im Bahnhof Bingen Ende März 1988.

Schon am 28. März 1988 war, wie bereits gezeigt, stromaufwärts in Worms zu sehen, dass der Rhein sich außergewöhnlich breit macht. In der folgenden Nacht trat der Strom in Bingen so weit über das Ufer, dass der Bahnverkehr eingestellt werden musste. Mit allmählichem Ablaufen des Wassers wurde am 30. März der Betrieb wieder aufgenommen und am 31. März hatte ich dann Zeit und Gelegenheit, die folgenden Bilder zu machen.

Eins vorweg zur Bildqualität: es war den ganzen Tag zappenduster, und entsprechend trübe und flau sind auch die Dias. Ich musste Photoshop schon mit der Knute drohen, damit überhaupt etwas Erkennbares entsteht, und das gelang z.T. auch nur durch Entsorgung der Farben. Ich bitte um Nachsicht.

Bild 1:
103 176 zieht IC 614 langsam durch Gleis 2 des Bahnhofs Bingen. Während im Vordergrund versucht wird, die Schienenköpfe der Hauptgleise mit Kellerwasser wieder zu überfluten, breitet sich über den Gütergleisen im Hintergrund eine geschlossene Seenplatte aus.


http://schrankenposten.de/Service/58-2-11.jpg


Bild 2:
Aus der Gegenrichtung kommt drei Minuten später 103 132 mit IC 505.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-12.jpg


Bild 3:
IC 524 ist mit 103 113, der ersten (und 1988 noch einzigen?) 103 mit rotem Rahmen bespannt.
Das Hochwasser macht geringste, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbare Niveauunterschiede im Gleisverlauf sichtbar.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-13.jpg


Bild 4:
Die Dortmunder 110 446 hat den D203 am Haken.
Man beachte auch die Gepäckkarrenbrücke mit den beiden Aufzugtürmen (existiert die noch?) und das atypische negative Stationsschild unter dem Bahnsteigdach.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-14.jpg


Bild 5:
Schweizer Wagen planschen auch mal gerne ;-)

http://schrankenposten.de/Service/58-2-15.jpg


Bild 6:
140 585 war die letzte „Graudach“-140er im Bestand des Bw Frankfurt 1. Hier zieht sie E3545 und hat des Steuerwagens hinter ihr wegen vorschriftsgemäß den vorderen Stromabnehmer gehoben.
Der Blick der Insider wird sicher auch auf den Bahnfeuerwehr-Magirus links im Bild gelenkt, der tatkräftig (und letztlich erfolgreich) gegen den Rhein ankämpft.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-16.jpg


Bild 7:
Linksrheinisch absolute Raritäten waren seinerzeit Güterzüge wie hier ein Dg oder Ng mit der grünen Mannheimer 140 173. Gleis 1 ist hier schon nahezu trocken, derweil sich rechts im Bild die vom Hochwasserschutz erschöpften Sandsäcke ausruhen.


http://schrankenposten.de/Service/58-2-17.jpg


Nach einer halben Stunde wurde der Binger Bahnhof allmählich langweilig und ich machte mich zu Fuß in Richtung Bingerbrück auf.


Bild 8:
Auch der Darmstädter Gleismesszug 725 002 + 726 002 will sich das Hochwasser nicht entgehen lassen. Der „Kanal“ im Vordergrund verbirgt eine Fußgängerunterführung.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-18.jpg


Bild 9:
Die vor zwei Jahren zerlegte 110 479 passiert mit ihrem D 700 einen BÜ kurz vor der Nahebrücke.
Falls mir jemand ein Bild stiftete, auf dem das Postengebäude links komplett drauf ist, wäre ich recht dankbar.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-19.jpg


Bild 10:
Auch Stuttgarter 110er wie hier 110 176 mit E 3526 kamen 1988 an den Rhein.
Im Hintergrund der Signalausleger des Binger Einfahrsignals für den GWB, eine mit Formsignalen sehr selten realisierte Betriebsform.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-25.jpg


Bild 11:
Fast eine perfekte Spiegelung bietet 403 006 ff. als Lufthans-Express (betrieblich: TEE 65), der auf Ausfahrt wartet.
Der Betrieb beschränkt sich während des Hochwassers übrigens ausschließlich auf Durchfahrten in den durchgehenden Hauptgleisen. Alle Weichenantriebe waren ausgebaut und die befahrenen Weichen festgelegt. Der Betrieb auf der abzweigenden Strecke nach Alzey – Worms war eingestellt.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-26.jpg


Bild 12:
110 508 als erste und seinerzeit einzige (?) orientrote 110 muss natürlich in Farbe gezeigt werden. Sie hat mit ihrem D 202 bereits über 300 km zurückgelegt.

http://schrankenposten.de/Service/58-2-29.jpg


Bild 13:
Zum Abschluss nun noch 110 193 vom Bw Stuttgart mit dem D 1173 an der westlichen Bahnhofseinfahrt von Bingen. Im Laufe des Nachmittags ist der Wasserstand bereits sichtbar gesunken, bald wird wieder normaler Betrieb möglich sein.


http://schrankenposten.de/Service/58-2-30.jpg


Herzliche Grüße
Volker



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:03:30:12:13:38.

Bahnüberhang an der Salzstraße (m1B)

geschrieben von: Günter T

Datum: 30.03.08 08:42

Hallo Volker,

vielen Dank für diesen hochinteressanten und aussagekräftigen Bericht über jenes "Jahrhundert-Hochwasser" in Bingen.

Deinem Wunsch nach einem Bild des Bü in Bingen kann ich "nicht ganz vollständig" nachkommen:

http://img134.imageshack.us/img134/7813/249bingen19810708201410fo9.jpg



Aber vielleicht ist das Foto doch einigermaßen brauchbar.

Es grüßt dich
Günter

P.S.: Das Foto entstand am 08.07.1981 mit der 141 079 vor dem 7523.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:03:30:08:58:31.
Hallo,

tolle Bilder einer ungewöhnlichen Betriebs-Situation ! Klasse!


Herzlich

Andreas T

Soetwas gibt es heute wohl auch nicht mehr...

geschrieben von: Hilfszug

Datum: 30.03.08 09:04

Guten Morgen liebe Gemeinde,

solche Situationen gibt es heute wohl auch nicht mehr, da es die Abwehr von Schadenersatzansprüchen Dritter gebietet, die Strecken im Zweifelsfall zu sperren.

Danke für diese tolle Dokumentation mit beeindruckenden und spannenden Fotos.

Du bist hoffentlich trockenen Fusses nach Hause gekommen ;-)

Grüße

Hilfszug

Erstaunlich

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 30.03.08 09:38

... finde ich, daß die Elektrolokomotiven da ohne Kurzschluß-Gefahr fahren konnten.
Viele Grüße
Stefan

Re: Vor 20 Jahren: der Rhein zu Besuch im Bahnhof Bingen

geschrieben von: sc

Datum: 30.03.08 10:12

Hallo Volker,

"auch wenn das Thema hier im HiFo schon seit 2004 in regelmäßigen Abständen behandelt wurde, möchte ich es des zwanzigsten Jahrestags wegen wieder auflegen" ... und dafür ein herzliches Dankeschön, der Bilderbogen ist Klasse.

Viele Grüße aus HH
Stefan

Anmerkung zur Signalbeleuchtung und Frage

geschrieben von: Jens Bühren

Datum: 30.03.08 10:21

Ich habe mich schon immer gefragt, ob die Weichen- und Signalmechnik unter Wasser und hinterher überhaupt noch funktionieren.
Interessant am Rande: Das ASig in Richtung Bingerbrück ist, ebenso wie das ESig aus Richtung Bgk (wahrscheinlich provisorisch) mit Propanbeleuchtung ausgestattet worden.
JB

Ach ja: tolle Bilder! Ich kann mich noch gut and die Berichte in den Medien erinnern.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:03:30:10:22:38.

Re: Bahnüberhang an der Salzstraße (m1B)

geschrieben von: Jucksnjo

Datum: 30.03.08 12:08

Sehr interessante Fotos. Sowas kann man nicht alle Tage fotografieren...

Bei Bild 9 sehe ich aber die 110 479 und nicht die 476. Vielleicht korrigierst du den kleinen Schreibfehler noch.

Die Bahn - das Leben in vollen Zügen genießen!

Jucksnjo

Sammelantwort

geschrieben von: Volker Blees

Datum: 30.03.08 12:12

Hallo allerseits,

bevor ich mich in eine Woche Urlaub verabschiede ein herzliches Dankeschön für die interessierten und lobenden Worte!

@Günter T besonderen Dank für das Bild von Posten 2! Das Gebäude repräsentiert die recht rare Schrankenposten-Form von Zweckbauten aus den 60er/70er Jahren.

@ Stefan Motz: Die Geschwindigkeit war auf 10 km/h begrenzt, so dass letztlich nicht mehr Spritzwasser von unten an die Lok kommt als bei Starkregen auch.

@ Hilfszug, der schrieb: "Du bist hoffentlich trockenen Fusses nach Hause gekommen ;-)".
Das wohl, aber ich frage mich gerade, wie ich eigentlich nach Bingen gekommen bin. Der hausferne Bahnsteig war ja nicht zugänglich. Haben die N/E aus Richtung Mainz an Gleis 1 oder garnicht gehalten? Ich weiß es nicht mehr.

@ Jens Bühren: gesäubert werden mussten die unter der Wasserlinie gelegenen mechanischen Teile sehr wohl, denn so ein Hochwasser spült Schlamm in die letzten Ritzen. Aber da muss die zuständige Sigm evbenso wie beim Antriebsein- und -ausbau einige Übung gehabt haben.

Grüße
Volker

Immer wieder faszinierend...

geschrieben von: Gerd Tierbach

Datum: 30.03.08 12:32

...sind diese Hochwasserbilder aus Bingen. Die Betriebsituation ist glücklicherweise nicht alltäglich.


Beste Grüße vom Rhein

Gerd

gt

Weitere Beiträge mit historischen Bildern von mir, findet ihr HIER . (Z. Z. nicht gepflegt)

Eine Übersicht weiterer Inhaltsverzeichnisse mit historischem Bezug: [www.drehscheibe-foren.de]

Neue wie auch ältere Bilder von mir findet ihr auch im Bw Kottenheim: [www.bw-kottenheim.de]

Soweit nicht anders erwähnt gilt für alle gezeigten Bilder Copyright: Gerd Tierbach
Alle gezeigten Bilder sind urheberechtlich geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht weiterverwendet werden.

Re: Soetwas gibt es heute wohl auch nicht mehr...

geschrieben von: Volker

Datum: 30.03.08 13:32

...dass man genug Personal hat, Weichenantriebe vorsorglich auszubauen, und die Weichen festzulegen. Heute wird gesperrt, überflutet, und dann guckt man, was heilgeblieben ist.

Gruß, Volker

P.S. Super-Fotos!
Hallo,

zur Frage bzgl.Bild 4: Diese Brücke ist seit Jahren abgerissen.Sie diente ursprünglich der Beförderung der Postkarren aus dem höher gelegenen Postamt, welches mittlerweile auch geschlossen und an anderer Stelle mit weitaus bescheidenerem Umfang gebaut wurde. Die Bilder sind wirklich toll und tatsächlich historisch, denn es hat sich in den vergangenen 20 Jahren nahezu alles verändert in diesem Bereich.

Gruß
Towermouse
Hallo,

wie immer sehr schöne und faszinierende Bilder, wie wir es gewohnt sind...

Weiter so!! Das macht Lust auf mehr...
Eindrucksvoll!! Aber was mir doch sehr zu denken gibt ist die Tatsache, dass bei Wasser über dem Schienenkopf überhaupt gefahren wurde. War das Risiko nicht zu gross dass da etwas zuviel Wasser in die Fahrmotoren geriet mit Kuzschlussfolge?? Bei einer Diesellok mit ihrem Hydraulikgetriebe ist das ja anders.

Weiss jemand auch noch wieviel Gleisarbeiten fällig waren um Absenkungen nach Hochwasserabfluss wieder zu reparieren?

Cheers

Walter Lang
Germantown, TN
dbwatzl schrieb:
-------------------------------------------------------
> Eindrucksvoll!! Aber was mir doch sehr zu denken
> gibt ist die Tatsache, dass bei Wasser über dem
> Schienenkopf überhaupt gefahren wurde. War das
> Risiko nicht zu gross dass da etwas zuviel Wasser
> in die Fahrmotoren geriet mit Kuzschlussfolge??
> Bei einer Diesellok mit ihrem Hydraulikgetriebe
> ist das ja anders.
>
> Weiss jemand auch noch wieviel Gleisarbeiten
> fällig waren um Absenkungen nach Hochwasserabfluss
> wieder zu reparieren?
>
> Cheers


Noch was zur Ergänzung:

die Lokführer waren angewiesen mit Sommerlüftung oder wie das auch immer hieß zu fahren. HG war wie bereits erwähnt 10 km/h.

Soweit ich mich erinnere waren kaum Reparaturarbeiten am Gleis erforderlich. Der Rhein stieg ja sehr langsam und hatte alles gleichmässig überflutet. Die meiste Arbeit hatten die Signaltechniker, aber auch da herrschte in FBGK eine gewisse Routine... es war ja nicht das erste Mal.

Auch für Fdl und Ww war die Situation recht planbar; das Bahnhofsbuch Bingen sah (und sieht auch heute noch) exakte Massnahmen abhängig vom Wasserstand (Betriebseinstellung ist bei Pegelhöhe 5,83m) vor. Zu diesem Zweck (es gab ja kaum andere Informationsquellen) durfte auf den Stellwerken sogar offiziell Radio gehört werden, und der Fdl musste stündlich beim Wasser- und Schiffahrtsamt telefonisch den Pegelstand erfragen. Alle Stellwerke waren übrigens durchgehend besetzt (auch während der Betriebseinstellung) und der Ww Stw Bo (im Binger Hafen) wurde halt von der Feuerwehr per Boot zu seinem Arbeitsplatz gebracht.

Gruss vom Rhein 400km südlicher
Erik
Damit ist wahrscheinlich die Lüfterstellung "Stark" gemeint. Soweit ich weiß, sollte damit erreicht werden, daß durch den größeren Luftdruck das Wasser am Eindringen in die Fahrmotore gehindert wird. Also alles ziemlich grenzwertig.


D 2027 schrieb:

> Noch was zur Ergänzung:
>
> die Lokführer waren angewiesen mit Sommerlüftung
> oder wie das auch immer hieß zu fahren. HG war wie
> bereits erwähnt 10 km/h.
>
> Soweit ich mich erinnere waren kaum
> Reparaturarbeiten am Gleis erforderlich. Der Rhein
> stieg ja sehr langsam und hatte alles gleichmässig
> überflutet. Die meiste Arbeit hatten die
> Signaltechniker, aber auch da herrschte in FBGK
> eine gewisse Routine... es war ja nicht das erste
> Mal.
>
> Auch für Fdl und Ww war die Situation recht
> planbar; das Bahnhofsbuch Bingen sah (und sieht
> auch heute noch) exakte Massnahmen abhängig vom
> Wasserstand (Betriebseinstellung ist bei Pegelhöhe
> 5,83m) vor. Zu diesem Zweck (es gab ja kaum andere
> Informationsquellen) durfte auf den Stellwerken
> sogar offiziell Radio gehört werden, und der Fdl
> musste stündlich beim Wasser- und Schiffahrtsamt
> telefonisch den Pegelstand erfragen. Alle
> Stellwerke waren übrigens durchgehend besetzt
> (auch während der Betriebseinstellung) und der Ww
> Stw Bo (im Binger Hafen) wurde halt von der
> Feuerwehr per Boot zu seinem Arbeitsplatz
> gebracht.
>
> Gruss vom Rhein 400km südlicher
> Erik



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