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Hallo, auf vielfachen Wunsch noch einmal. Sind leider etwas ältere Scans, daher etwas flau, aber alle neu scannen wäre jetzt zu zeitaufwendig.



Die Balkanstrecke ins Moor

Teil 1 - Der "südliche Wurmfortsatz" von Herford nach Bünde

Na, im Erdkundeunterricht aufgepasst? Der Balkan beginnt etwa 30 Kilometer von Osnabrück entfernt, gleich hinter Bünde im Moor! Diese Tatsache war den Anwohnern und allen anderen halbwegs gebildeten Menschen bisher total verborgen geblieben; aber keiner wird der Generalvertretung der DB in Osnabrück im Jahre 1986 die Kompetenz bzgl. dieser Feststellung abgesprochen haben. Im „Westfalen-Blatt“ hieß es damals nämlich: „Auch für die Balkanstrecke von Bünde ins Moor nach Bassum sehen die Osnabrücker Fachleute trotz der Initiative der Städte an der Bahnlinie keine Zukunft mehr“. Somit ging die kürzeste Verbindung von Bielefeld/Herford/Detmold nach Bremen/Bremerhaven/Oldenburg, mitten durch Moor und Balkan. Streicht man der Einfachheit halber mal die Großstädte und Mittelzentren an der Strecke, bleiben nur noch Moor und Balkan übrig. Dafür lohnt es sich natürlich nicht, eine solche Verbindung aufrecht zu erhalten. (Sinngemäß zitiert aus Bahn-Aktuell 3/86, S. 35: Martin Sturm - Die Balkanstrecke ins Moor)
Diese kleine Anekdote nur zum Einstieg in das Thema. „03 1008“ hatte ja vor einiger Zeit von seinem Besuch auf dem „Balkan“ 1965 hier im HiFo berichtet. Als erstes aber ein kurzer Überblick über die Geschichte der Strecke.
Nachdem zum Ende des 19. Jahrhunderts das deutsche Eisenbahnnetz im wesentlichen errichtet worden war, wurden in der Folgezeit viele Verbindungsbahnen in ländlichen Räumen fertiggestellt. So auch am 01. Oktober 1899 der Abschnitt Bünde - Rahden als Teil einer Verbindung zwischen den Großräumen Paderborn/Detmold/Bielefeld und den Nordseehäfen Bremen und Wilhelmshaven. Genau ein Jahr später ging es bis Sulingen und am 01. August 1901 wurde in Bassum die „Rollbahn“ (Ruhrgebiet-) Osnabrück – Bremen - Hamburg) erreicht. Südlich von Bünde erfolgte am 01. Juli 1904 noch die Verbindung von Kirchlengern nach Herford, womit ein Umweg über Löhne überflüssig wurde. Zwischen Bremen und Bassum, sowie zwischen Bünde und Kirchlengern, als auch zwischen Schweicheln und Bielefeld wurden vorhandene Hauptbahnen mitbenutzt. Hatte diese Strecke auch in erster Linie lokale Bedeutung für die anliegenden Gemeinden, deren Bewohnern sie als Zubringer zu den Magistralen diente, so diente diese Strecke aber auch einigen sogenannten „Heckeneilzügen“ und einem LÜ-Zugpaar als Teilstrecke auf ihren Wegen durch die „weite Welt“. In Sulingen kreuzte die Strecke Nienburg – Sulingen – Diepholz, in Rahden zweigte die Strecke über Uchte nach Nienburg ab und in Holzhausen-Heddinghausen bestand Anschluss an die Wittlager Kreisbahn.

Erstmals machte ich im April 1982 Bekanntschaft mit der Strecke, als ich einen Tag lang rund um Holzhausen-Heddinghausen und bei der Wittlager Kreisbahn verweilte.
Was mich von häufigeren Besuchen an der Strecke abhielt, war die in den achtziger Jahren schlechte Erreichbarkeit der Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln, so dass sich die Ausbeute auf wenige Tage beschränkt. Lange habe ich überlegt, wie ich den Bildteil aufbauen sollte, habe mich dann aber dazu entschlossen, mich von Süd nach Nord vorzuarbeiten. Einige Bilder konnte ich aus der Sammlung der BSW-Chronikgruppe Rahden hinzunehmen, sowie einige wenige Aufnahmen, die ich mal mit Hobby-Kollegen getauscht hatte.

Die ehemalige KBS 105, Bassum – Rahden – Bünde – Herford (die heutige KBS 386 (Bielefeld-) Herford – Bünde – Rahden), nahm ihren südlichen Ausgangspunkt im Bf Herford an der damaligen KBS 200, Hamm – Hannover. Am 07. April 1988 steht 624 640 im Bf Herford als N 7758 abfahrbereit, während im D 348, Köln – Berlin-Stadtbahn, ein WRtmh 134 mitläuft:
http://www.bilderrolf.de/624640HerfordBf04-88.jpg

Am 09. August 1980 wartet im Bf Herford der M.A.N-Vorserien 624 508, ein ehemaliger VT 23.5, auf seine nächste Leistung nach Rahden. Deutlich ist die für diese Fahrzeuge (624 505 bis 508) typische, bis über die Gepäcktür reichende weiße Maske zu erkennen:
http://www.bilderrolf.de/624508HerfordBf08-80.jpg

Bis Schweicheln wird jetzt die viergleisig (2 Güterzuggleise westlich, 2 Personenzuggleise östlich) ausgebaute Strecke Hamm – Hannover mitbenutzt. Im Bereich der Ortschaft Schweicheln wird die KBS 105, Herford-Bünde-Bassum, kreuzungsfrei ausgefädelt. Kurz vor der Ausfädelung ist 141 069 am 08. Juni 1980 in Schweicheln zu sehen. Dieser Zug wird allerdings nicht auf die 105 wechseln, sondern auf der Hauptstrecke bis Minden weiterlaufen:
http://www.bilderrolf.de/141069Schweicheln06-80.jpg

Der Abschnitt Schweicheln – Kirchlengern ist zum großen Teil zugewachsen, so dass erst im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Oberbehme Aufnahmen möglich sind. Ebenfalls am 08. Juni 1980 fährt 141 283 mit dem E 3677 aus Osnabrück kommend unter der Brücke der Autobahn 30, Amsterdam – Bad Oeynhausen (-Berlin), in den Bereich des Bf Oberbehme ein:
http://www.bilderrolf.de/141283OberbehmeBf06-80.jpg

Am 19. April 1985 gelang mir auf der Rückfahrt von der Hannover Messe, aus dem fahrenden Messezug heraus, im letzten Büchsenlicht diese Aufnahme einer von Kirchlengern in Richtung Herford fahrenden 624er Garnitur unmittelbar nach Verlassen der Hauptbahn Osnabrück – Löhne auf der Verbindungsbahn nach Schweicheln. Die erhöhte Buschreihe im Hintergrund beschreibt den Autobahndamm, hinter dem unmittelbar der Bf Oberbehme liegt:
http://www.bilderrolf.de/624Kirchlengern04-85.jpg

Hierzu auch ein touristischer Tipp: Die Bogenbrücke überquert hier das Flüsschen Else, dessen Ursprung einer Laune der Natur entspringt. In der Nähe von Osnabrück, am Beutling (Name eines Berges im Teutoburger Wald) bei Wellingholzhausen, entspringt aus mehreren verstreuten Quellen der Hase-Fluss. Nur wenige Kilometer nach seinem Ursprung, teilt sich jedoch die Hase bei Gesmold in zwei Flüsse - zum einen die Hase, die auch durch Osnabrück fließt und bei Meppen in die Ems mündet., zum anderen die Else, welche zunächst der Werre (nicht Werra) und sodann der Weser zustrebt -, eine sogenannte Bifurkation, wie sie sonst auf der Welt nur noch im Amazonasgebiet vorkommt.

Ich kann doch partout mein einziges Foto aus dem Bf Kirchlengern nicht auftreiben. Sollte ich es sich noch einfinden, liefere ich es in einer der nächsten Folgen nach.
So begeben wir uns direkt in den Bahnhof der „Zigarrenstadt“ Bünde in Westfalen. Am 14. März 1993 steht dort 614 047/914 024/614 048 abfahrbereit in Richtung Kirchlengern:
http://www.bilderrolf.de/614047-914024-614048BuendeBf03-93.jpg

Am Abend des 05. April 1982 hat 220 022, als letzte V 200 mit MaK-„V“, den E 3673, Cuxhaven-Bremerhaven-Bremen-Herford-Altenbeken, nach Bünde gebracht:
http://www.bilderrolf.de/220022BuendeBf04-82.jpg

Damit habe ich zunächst den südlichen Wurmfortsatz der Strecke abgehandelt. Nach diesen, etwas wahllos und teilweise nur nach örtlichen Gesichtspunkten, ausgewählten (Zufalls-)Fotos, begeben wir uns nun auf die eigentliche Kernstrecke Bünde – Lübbecke – Rahden – Sulingen – Bassum. Ab hier wird in allen möglichen Variationen gedieselt. Lasst euch überraschen!

Bis neulich – natürlich im HistFor

Rolf Köstner



Eintrag editiert (01.06.05 07:47)

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!
Moin Rolf,

ich freue mich das du diese Serie wiederholst. Da es aus meiner eigentlichen Heimat ist wo ich meine Kindheit und auch meine Jugend verbracht habe. Meine Arbeit trieb mich dann damals zu Bw Löhne (leider Geschichte). Ich muß schon sagen das mich schon im ersten Teil einiges Überrascht hat unteramderem das Oberbhme mal 2 Gleisig war. Ich kannte den Abschnitt nur eingleisig.

Habe mal noch eine Frage zum Abschnitt Herford - Kirchlengern: Gab es im Bereich Schweicheln ( übrigens heute wieder ein Hp an der Strecke) noch eine Überleit möglichkeit auf die Strecke nach Hamm oder ggf. Hannover in den Jahren? Ich kenne es seit 1988 nur so das mann nur in Herford wechseln konnte.

Mal sehen was du uns noch zu erzählen hast über diese Strecke. Auf der es wieder regelmäßigen GV gibt (Nordabschnitt bis Lübecke).

gruß carsten
Hallo Carsten,
eine Übergangsmöglichkeit auf die viergleisige Köln-Mindener
hat es in Schweicheln nicht gegeben. Der Bahnhof Schweicheln
hatte lediglich eine Weiche am Südende. Dort konnte das Lade-
gleis bedient werden mittels einer Sperrfahrt von Herford auf
dem Bünder Gleis. Das Stellwerk "Ss" war gleichzeitig Blockstelle
auf der Hauptstrecke. Der Fahrdienstleiter "Sf" war im Empfangs-
gebäude auch im Abfertigungdienst tätig und hatte "stellwerksmäßig"
nur jeweils das Einfahr- und Ausfahrsignal aus bzw. in Richtung
Kirchlengern (-Bünde)sowie Strecken- und Bahnhofsblock zubedienen.

Grüße Hans S
Moin,

Danke für diese Informationen.

gruß carsten