DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.

HiFo-Treff am 16.09.69 in Helmstedt (6 B)

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 19.01.08 10:15

Nach drei Tagen HiFo-Entzug wegen Dienstreise kämpfe ich mich mühsam, aber lustvoll, durch die vielen neuen Beiträge, und was seh’ ich da? Den Helmstedt-Beitrag von ulli2006.

01 027 in Helmstedt – die war mir dort doch auch vor die Linse gekommen, Kurz nachgeschaut und siehe da, der 16.09.69 passt. Ja gibt’s denn so ’was, Ulli, da sind wir uns doch tatsächlich schon vor Han. Wülfel 73 ein erstes Mal begegnet.

Damals hatte ich allerdings meine "schwarz/weiße Phase", so dass ich mit den Farbaufnahmen von ulli2006 sicher nicht mithalten kann. Außerdem war die Hauptaufnahme noch mit einem ziemlichen Frust verbunden, aber dazu später mehr.

Im Bw hatte ich gehört, dass aus Magdeburg eine 01 Lz herüberkommen sollte, um den morgendlichen Interzonenzug nach Leipzig zu bespannen. Also rechtzeitig in der Bahnhofseinfahrt postiert und da kam sie auch schon: 01 027 vom Bw Magdeburg. Ein "Großohrige" – na ja, eigentlich waren es ja nur noch 2/3 Ohren. Aber immerhin eine ziemlich niedrige Nummer.

Bild 1
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b01-01_027.jpg

Spätestens bei der nächsten Aufnahme im Bw Helmstedt dürften Ulli und ich nebeneinander gestanden haben. Dort wird erst mal Wasser genommen und das Fahrwerk abgeschmiert.

Bild 2
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b02-01_027.jpg

Dann ging’s auf die Drehscheibe – auf das Bild verzichte ich jetzt – Lok gewendet, und ab in den Bahnhof vor den jeden Augenblick eintreffenden D1033 Hamburg – Magdeburg – Leipzig. Aufnahme im Bf. Vorfeld in Höhe des Bws.

Bild 3
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b03-01_027.jpg

Da ich den Zug auf der Strecke aufnehmen wollte, blieb für mich jetzt keine Zeit für weitere Aufnahmen im Bahnhof. Schade eigentlich, denn die Bilder von Ulli zeigen, dass es dort auch nicht schlecht gewesen wäre. Ich also rein ins Auto, die B1 so weit östlich gefahren wie möglich und an der Brücke über die Bahn geparkt (wenn mich nicht alles täuscht, ganz in der Nähe des berühmt/berüchtigten Schildes aus Ullis Beitrag). Von dort aus zu Fuß runter an die Strecke und noch ein wenig weiter gen Osten gelaufen. Das allerdings alarmierte meine bundesdeutschen Beschützer und postwendend tauchte der BGS auf, um mich freundlich aber bestimmt darauf hinzuweisen, dass ich mich im unmittelbaren Grenzbereich befände und besser sofort wieder verschwinden würde. Das ging ja aber nicht, weil der Zug doch jede Minute kommen würde. Gott sei Dank kam genau in diesem Moment 01 027 mit ihrem schweren Zug die Steigung heraufgekachelt, so dass die Beamten ein Einsehen hatten.

Aber das Schicksal schlug doch noch zu: Weil es so eindrucksvoll war, wie die 01 unter großer Anstrengung und prächtiger Rauchentwicklung heran getobt kam, machte ich zunächst einen Vorschuss mit Lok und Zug noch weit entfernt. Schnell den Filmtransporthebel durchgezogen – oh je, Film voll – so eine Sch… Aber viel fehlte nicht, also kräftig gezogen und ratsch, war der Film aus der Patrone gerissen.
Ergebnis, zunächst "unpluged“

Bild 4
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b04-01_027.jpg

Zur Strafe musste ich anschließend erst mal ein Fotogeschäft in Helmstedt aufsuchen, um dort in der Dunkelkammer den Film wieder in die Patrone drehen zu lassen. Das Bild selbst war natürlich so kaum brauchbar. Mit der konventionellen, chemischen Vergrößerungstechnik konnte man zwar die abgerissene Ecke "wegwedeln", aber die vielen Kratzer und Fehlstellen des Filmendes blieben natürlich sichtbar. Erst die heutigen Möglichkeiten mit Scannen und Bildbearbeitung machen noch ein vorzeigbares Bild daraus:

Bild 5
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b05-01_027.jpg

Nach so einem Tagesauftakt hätte man den Tag eigentlich knicken können. Aber man war ja noch jung und voller Tatendrang. Nachdem also der vermaledeite Film wieder in seiner Patrone war und ein neuer in der Kamera (Zeitverlust bestimmt 2 Stunden), ging es weiter mit dem vorgesehen Programm. Und wie ich meinen Filmen entnehme, war das gar nicht so schlecht. Da ich jetzt nicht die Zeit habe, all die vielen Bilder einzuscannen, hier nur eine summarische Auflistung, was am 16.09.69 sonst noch alles in Helmstedt von mir abgelichtet wurde:

01 027 wie berichtet
01 050 (Osb)
03 117 (Osb), Reko
03 235 (Osb), Reko
41 129 (Mag), Reko
044 681 (Ott)
50 2224 (Bwg), alte Nummer, noch 09.69
50 2319 (Bwg), alte Nr.
50 2548 (Bwg), alte Nr.
Han 2674, Heizlok, ex 56 2168
216 126 (Bwg) mit 220 vor Sonderzug
220 083 (Han)
V180 079 (Mag), grrrr, warum keine 01 oder 03 ???
613 605 (Bwg)
624 501 (Bwg)
634 654 (Bwg)

Von diesen habe ich noch ein Bild auf der Festplatte: 03 235, die als erste nach Wiederaufnahme des Geschäfts das Bw verließ. Das Eintreffen in Helmstedt mit einem Zug aus Berlin war leider meinem Film-Malheur zum Opfer gefallen.

Bild 6
http://www.bundesbahnzeit.de/dso/01_027/b06-03_235.jpg

Damit genug für heute. Ich hoffe, ich habe Euch nicht mit meinen Erzählungen überstrapaziert.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.


Edit: Link aktualisiert





2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:11:11:08:14:37.

Re: HiFo-Treff am 16.09.69 in Helmstedt (6 B)

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 19.01.08 12:05

Hallo Ulrich,
das Künstlerpech mit dem vollen Film kommt mir irgendwie bekannt vor, ist mir auch schon passiert.
Deine S/W-Aufnahmen gefallen mir ausgezeichnet!

Ist die B1-Brücke diejenige, von der ich das Bild von 132 463 in diesem Beitrag geschossen habe? Ich weiß nur noch, daß ich damals mit dem Fahrrad auch möglichst weit Richtung Grenze gefahren bin. Als ich feststellte, daß die Stelle nicht viel taugt, war es zu spät, um den Standort zu wechseln.

Viele Grüße
Stefan
Hallo Ulrich,

da kann ich mich dem Hartmut nur vorbehaltlos anschließen. Spitze!

Und was man mittels der heutigen Bildbearbeitungsprogramme noch aus verhunzten Bildern rausholen kann, hast Du mir ja schon des Öfteren bewiesen!

Bis Montag Mittag,

Martin

Re: HiFo-Treff am 16.09.69 in Helmstedt (6 B)

geschrieben von: Michael Fischbach

Datum: 19.01.08 13:04

Hallo Ulrich,
wie es scheint, war Helmstedt immer eine Reise wert. Vielen Dank für diese Bilder.
Und die Kunst der Bildbearbeitung ist Dir auch eigen, professionell gemacht.
Wie sagte der Fotograf einmal zu einer älteren Dame, die fragte, was eine Portrait-Aufnahme von ihr kosten würde:
"Ein Bild, wie sie jetzt aussehen 1 €, wie sie glauben auszusehen 5 €, und wie sie gerne aussehen möchten 10 €."
Noch Fragen ? :-)))

Viele Grüße

Michael Fischbach


Re: HiFo-Treff am 16.09.69 in Helmstedt (6 B)

geschrieben von: Marina´s Heizer

Datum: 19.01.08 14:02

Herrliche Bilder und die Restauration des Fotos von 01 027 ist ganz hervorragend gelungen !

Gruss, M´s Heizer

Beste Grüße, Michael :-) https://abload.de/img/mk201402sr40g127satt1guj69.jpg ... und immer schön die Kurbel fest im Griff !

Hut ab, vor dieser meisterlichen Bildrestaurierung, ...

geschrieben von: ludger K

Datum: 19.01.08 18:42

gerade bei den älteren Fotos halte ich es für wichtig, daß ihr historischer Wert durch eine gewisse Zuwendung im Photoshop gewürdigt wird und sie optimal zur Geltung kommen. Manches Foto von damals hätte ich schon weggeworfen, hab es aber nur deshalb gelassen, um die Negativstreifen nicht zu sehr zu zerschnibbeln. Heute eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten, auch mit Fotos, von denen ich im Fotolabor nie einen Abzug gemacht habe.

Re: Hut ab, vor dieser meisterlichen Bildrestaurierung, ...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 19.01.08 18:57

Lieber Ulrich Budde!
Die Sw Fotografie hat auch heute noch viel Reiz und schaue sie mir gerne an. Manchmal wünsche ich mir heute, das ich in frühere Zeit auch noch Dia hätte, wie später, wo alles Parallel lief.
Zum Themas Photoshop und SiverFast AI.
Leider unverzichtbar!
Erst jetzt merkt man, wie schlimm Dia´s und SW Netative aussehen und was im Labor ganz schon verhunzt wurde!
Da werden aus zerkratzten Dia´s durch SilverFast AI mit der ICE Einstellung sämtliche Kratzer mit einem Schlag entfernt.
Ist schon top, was heute geht.
Gruß und Dank aus Berlin
von
thomas.splittgerber.b

aber Vorsicht, ...

geschrieben von: ludger K

Datum: 19.01.08 20:11

Zitat: "Da werden aus zerkratzten Dia´s durch SilverFast AI mit der ICE Einstellung sämtliche Kratzer mit einem Schlag entfernt."

Davon bin ich längst ab. Diese Automatik-Kratzerentferner entfernen nämlich nicht nur Kratzer und Schmutz, sondern auch Freileitungen, Masten (wenn zu dünn) oder sogar einzelne Buchstaben von Schildern. Am besten, man scannt die Dias und Negative so ein wie sie sind und reinigt sie anschließend im Photoshop, das ist zwar mühseliger, aber authentischer.

Silverfast und ICE

geschrieben von: sc

Datum: 19.01.08 20:45

Ersteinmal Dank an Ulrich für den schönen Beitrag, denn um den geht es eigentlich.

Nun zu ICE, gibt es übrigens nicht nur im Zusammenhang mit Silverfast sondern auch in der Software von Nikon oder Epson.
Mit ICE alle Kratzer weg? ... ja, es ist fantastisch, was möglich ist. So hat ICE z.B. bei einem von Pilz befallen Dia die Pilze entfern, aber nicht die Oberleitungen auf denen der Pilz war. Unabhängig davon führt ICE aber, trotz der vorrangig selektiven Korrektur, dazu, dass auch scharfe Konturen weich werden.

Ich habe mir daher, sofern ein Dia stärker verschmutz ist, folgenden Weg angewöhnt, der die Arbeit sehr erleichtert.

1. Scan ohne ICE
2. Scan mit ICE, hieraus werden die unkritischen Bereiche (z.B. Himmel und Dampfwolken) im Photoshop mit dem Zauberstab markiert, kopiert und als neue Ebene in den 1. Scan eingefügt (wenn zuvor der gleiche Farbbereich mit dem Zauberstab markiert wird, geschieht dies i.d.R. passgenau.

Anschließend wird die untere Ebene ausgeblendet und die Konturen, die kritisch sein könnten in der eingefügten Ebene gelöscht. Wenn alles passt: Ebene vereinigen und die restlichen Unsauberheiten wegstempeln.

Ich denke, dies ist der effektivste Weg.

Viele Grüße
Stefan

Helmstedt von oben ...

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 19.01.08 21:22

Hallo Stefan, hier ein Link [www.geo-lookup.com] zu einer Satellitenaufnahme.
Über den Schieberegler links im Bild läßt sich die Zoom-Stufe ändern, bei festgehaltener linker Maustaste läßt sich die Ansicht verschieben.
Wenn man das so sieht, dann befindet die Brücke über die (damalige) B1 in der Tat bereits sehr nah an der Grenze.

mit freundlichem Gruß

Walter

─────────────────────────────────
Im Forum aktiv mitwirken — aber wie geht das?
(Der Versuch einer Anleitung von Forennutzern für Forenutzer)




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:01:19:21:31:44.

Re: HiFo-Treff am 16.09.69 in Helmstedt (6 B)

geschrieben von: BW-GS

Datum: 19.01.08 22:16

Hallo Ulrich.

Vielen Dank auch an Dich für die Ergänzung zum Thema Helmstedt und für
die phantastischen Bilder.

Vielleicht können ja das Drehscheiben Bild der 01 027 von Dir und die anderen
Aufnahmen von 01 und V200 noch folgen.

Glückauf wünscht
BW-GS

Re: Du hast uns durchaus strapaziert

geschrieben von: dampfgerd

Datum: 20.01.08 05:36

denn wir leiden alle noch einmal mit dir bei dem Gedanken an das Malheur mit dem vollen Film. Jeder hat das schon mitgemacht, wenn auch vielleicht nicht in einer so brisanten Situation. Aber Schwamm drüber. Die Bilder, die du uns hier zeigst, sind so klasse, daß sich so etwas verschmerzen läßt. Ich hoffe sehr, daß du von den anderen aufgelisteten Maschinen auch noch ein paar Häppchen rausrückst. Im übrigen hätte mich die Großohrige auf der Drehscheibe schon interessiert. Vielen Dank für den Beitrag und schöne Grüße vom
dampfgerd

Einige Bemerkungen zur Bildbearbeitung

geschrieben von: ulrich budde

Datum: 20.01.08 09:48

Zum Abschluss der Diskussionskette möchte ich mich zunächst für die breite Zustimmung bedanken, die mein kleiner Beitrag gefunden hat.

Die Lage der Stelle, wo ich 01 027 auf der Bergfahrt abgelichtet habe, ist dank Walters Link sogar kartografisch exakt erfasst und auf dem verlinkten Bild von Stefan Motz andeutungsweise zu sehen. Und zwar ganz im Hintergrund, wo die Bäume aufhören und das freie Feld anfängt. Das muss ungefähr dort gewesen sein, wo heute die neue B1 die Bahn kreuzt, und dass heißt wirklich kurz vor der Grenze, wobei die Sperranlagen vom Fotopunkt aus noch nicht zu sehen waren.

(Fast) erwartungsgemäß und durchaus nicht ungewollt haben sich die Kommentare auch mit dem Thema Bildbearbeitung und Bildrestauration beschäftigt.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich bei historischen Bildern Retuschen grundsätzlich ablehne. Wenn da ein Mast oder Leute unglücklich im Bild stehen, dann war das eben so und gehört nicht wegretuschiert. Etwas ganz Anderes sind aber Kratzer, Flecken und Staubkörner: Die werden selbstverständlich weggemacht, denn ich will mit meinen Bildern die Wirklichkeit zeigen und nicht die technischen Mängel des davon entstandenen Bildes.

Wie Ludger K. bin auch ich der Meinung, dass eine ordentliche Bildbearbeitung zu jedem veröffentlichten Bild unbedingt dazu gehört. Dazu muss es nicht immer die high-end Lösung PHOTOSHOP sein. Ich selbst arbeite auch nur mit COREL PAINT und PICTURE PUBLISHER in älteren Versionen, die ich kostenlos irgendwoher bekommen habe. Und was die ICE-Funktiopn angeht, meine ich gehört zu haben, dass die sowieso nur bei mehrschichtigen Filmen (Color, Dia) funktioniert, nicht jedoch bei monochromatischen s/w-Filmen. Vielleicht ist das aber auch nur bei der Software meines Minolta Filmscanners so, aber dafür verschwinden hier auch keine Drähte oder sonstigen dünnen Linien. Dafür bleibt, auch bei Farbaufnahmen, immer noch ein mehr oder weniger großer Rest an Bildfehlern, die händisch entfernt werden müssen.

Wenn ein Bild allerdings, wie im gezeigten Fall, stark beschädigt ist, dann halte ich eine Restauration, bei der (sekundäre) Bildteile mit Hilfe der Stempelfunktion ergänzt werden, für durchaus zulässig. Das mache ich auch so, wenn ein Bild gerade gestellt werden muss und nach dem Drehen und Ausschneiden weiße Ecken übrig bleiben.

Soweit meine Einstellung zum Thema Bildbearbeitung.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.