Hallo HiFo- Freunde,
es freut mich außerordentlich, dass euch mein Neujahrsauftakt gefallen hat. Nun, ich denke, zu solchen besonderen Ereignissen wie Weihnachten und Neujahr kann man auch mal Besonderes inszenieren. Schließlich halten unsere Starpolitiker zu diesen Anlässen ja auch besondere Ansprachen. Die Bilder, die sie uns dabei versprechen, sind bei späterer Betrachtung dann allerdings meist nicht so ansehnlich (wenn überhaupt). Und das soll hier im HiFo anders sein.
Deshalb kein langes Gequatsche, sondern auf geht’s, in die erste Runde.
Ich habe mir nach der überaus positiven Resonanz auf
meinen Beitrag
vom Oktober 2007 vorgenommen, monatsgenau die Bilder einzustellen, die ich vor 30 Jahren fotografiert habe. Die Idee ist nicht von mir. Vielmehr habe ich mich inspirieren lassen von Anderen, die Bilder mit gleicher Thematik hier einstellen. Ich finde das interessant. Da jeder nach seinem persönlichen Gusto andere Schwerpunkte in seinen fotografischen Bemühungen hat, denke ich, dass trotz alledem Abwechslung garantiert bleibt.
Der Januar 1978 begann in unserer Gegend ohne Schnee. An einem sonnigen Sonntag schaute ich wieder mal an der Taunusbahn nach dem Rechten. Die Wochenendruhe hatte den Vorteil, dass das gesamte erforderliche rollende Material, das für die Strecke Bad Homburg – Wetzlar benötigt wurde, in Grävenwiesbach abgestellt war.
Wegen der winterlichen Temperaturen mussten die Dieselfahrzeuge warm gehalten werden. Dazu war zeitweise ein Lokführer damit beschäftigt, eine Lok nach der anderen für eine Weile laufen zu lassen.
Zu diesen Loks gehörte auch 216 105, die leider keinen Platz im Lokschuppen einnehmen durfte.
Sehr schön in der Sonne stand auf Gleis 4 der 795 477 nebst Beiwagen.
Der Lokschuppen war für 2 hintereinander stehende 216 zu kurz. Neben 2 hinten stehenden Maschinen schaute vorne die 216 193 heraus. Alle Maschinen waren >unter Dampf<.
Da ich genügend Zeit hatte, wanderte ich ein Stück auf der Trasse der alten Weiltalbahn. Einige hundert Meter hinter dem Bahnhof Grävenwiesbach entstand dabei diese Aufnahme von einem Hochsitz herunter. Der Blick folgt der Trasse in Richtung Weilburg.
Wenige hundert Meter weiter überspannte diese Brücke einen Waldeinschnitt. Selbst 10 Jahre nach der Einstellung des Verkehrs sind die Russspuren am Brückengewölbe noch auszumachen. Durch diesen Einschnitt ist in den 60ern der von einer V80 bespannte Eilzug Frankfurt – Köln gefahren. Diese Szene müsst ihr euch vorstellen, da ich davon leider keine Aufnahme besitze.
Am Brückenkopf der Heinzenberger Talbrücke endete jäh meine Streckenwanderung. Die Brücke war im August 1974 abgebrochen worden. Die Verantwortlichen hatten damals schon keinen Horizont, Ideen zu entwickeln, wie man die Trasse hätte neu nutzen können. Radwege auf Eisenbahntrassen waren seinerzeit noch nicht en vogue. Hätte man die Trasse entsprechend umgebaut, wäre sie heute mit Talbrücke und Tunnel (in Weilmünster) die Attraktion in der Region schlechthin.
Ein Zeitungsbild von 1974 zeigt das traurige Ergebnis der Zerstörung.
Auf dem Rückweg hielt ich noch im Bahnhof Usingen an. Dieser wurde zum Abstellen von ausgemusterten Personenwagen intensiv genutzt. Der Bahnhof ist heute eine bedeutende Station an der Taunusbahn. Sein Aussehen hat sich drastisch, aber nicht unbedingt zu seinem Nachteil verändert. Die Umgebung ist allerdings heute stark mit Industrie und Gewerbe bebaut und kaum wieder zu erkennen.
Tage später zeigte sich der Winter von seiner eher gewohnten Seite. Das veranlasste mich, einmal von Bad Homburg nach Wetzlar zu fahren. Es waren Ferien und ich hatte Zeit. Um 9:30 Uhr bestieg ich die S-Bahn. Ich hätte auch gleich den Schienenbus nehmen können, wollte aber in Friedrichsdorf erst noch schnell den Zug nach Friedberg, der auf Gleis 5 stand fotografieren, also fuhr ich 5 Minuten früher mit der S-Bahn. Umsteigen war angesagt.
211 127 war für die Beförderung des Zuges nach Friedberg verantwortlich. Die Gleise 6 bis 8 sucht man heute in diesem Bahnhof vergeblich.
Jetzt fuhr auf Gleis 4 mein geliebter Schienenbus ein. Ein mir bekannter Lokführer saß am Steuer, was sofort für eine recht familiäre Atmosphäre sorgte. Es wurde viel erzählt, gemeckert und gelacht. So etwas war halt eben nur im Schienenbus auf einer Nebenbahn möglich.
In Grävenwiesbach musste ich die Pferde, pardon, den Schienenbus wechseln. Der 795 wendete dort.
Aus Wetzlar rückte ein einzelner 798 an, wendete ebenfalls und nahm, mich eingeschlossen, 2 Fahrgäste auf.
In der damals bestehenden Fahrplanperiode hatte sich die Bahn ein besonderes Schmankerl für die Reisenden ausgedacht. In Kraftsolms, etwa in der Hälfte der Strecke, durfte der geneigte Reisende nochmals umsteigen. Jetzt ging es mit einem 3-teiligen 798 (VT/VB/VS) die restlichen paar Kilometer bis Wetzlar weiter. Beide Triebwagen wendeten hier. Fahrgäste und Personale wechselten hier die Fahrzeuge um ihre Fahrt fortzusetzen. Bewegung ist ja bekanntlich gesund. Genialer Einfall, das !
In Wetzlar gelang mir dieses Bild eines ganz besonderen Gespannes. Leider stand die Fuhre so dicht vor dem Signal, dass es nur zu einem Mastbild langte. Wahrscheinlich wurde der ETA nach Limburg geschleppt. Den E-Lok- Veteran im Hintergrund habe ich ob seines schlechten Standplatzes leider nicht fotografiert. Kann man erkennen, welche Baureihe das war ?
Das schöne Winterwetter hielt an. Mein Vater und ich nutzten dies zu einer Rundfahrt durch den Westerwald. Es ging von Limburg über die Unterwesterwaldbahn, Montabaur, Siershahn nach Altenkirchen und über die Oberwesterwaldbahn, Hachenburg, Westerburg wieder zurück. Vater steckte gerade mal die Nase aus dem Tw, als ich in Montabaur die Zugkreuzung im leichten Schneetreiben ablichtete.
Gleichzeitig verließen beide Züge den Bahnhof. Hier der Tw Richtung Limburg. Im Hintergrund ein abgestellter Tw zur Bedienung der Westerwaldquerbahn, die hier begann und damals noch bis Rennerod befahren wurde.
Das nächste Etappenziel war Siershahn. Als unser Tw am Bahnsteig stand, rückte von hinten langsam ein Solo 798 an.
Jetzt war hier richtig was los. Am Hausbahnsteig stand der Tw nach Koblenz über die Brex. Daneben unser Tw nach Altenkirchen und rechts vorne der Solo Tw nach Montabaur (evtl. weiter bis Westerburg oder Rennerod). Was zu einer Fahrt auf der Nebenbahn dazu gehörte, war das Be- und Entladen von Paketen an jeder besetzten Station. Eine herrliche Eisenbahnwelt !
In Altenkirchen war die Nebenbahnherrlichkeit perfekt. Hier stand für jede Richtung ein Tw bereit.
Auf der Fahrt über die Oberwesterwaldbahn gab es Zugkreuzungen in Hachenburg, Westerburg und Frickhofen. Letztere sei hier gezeigt, da sich in diesem Bahnhof heute nur noch ein Gleis befindet und das Gebäude von der Bahn nicht mehr genutzt wird. Ebenso ist dort, wo damals noch der Güterschuppen stand, heute ein schicker Supermarkt.
In der Bahnhofseinfahrt von Limburg konnte man Dampfloks aus Rheine entdecken, die hier ihr trauriges Ende fanden.
So, liebe HiFo- Freunde, soweit meine Fotoausbeute vom Januar 1978.
Tschüss, und bleibt mir gewogen bis zum 18. Januar. Da gibt es wieder >Bilder aus der Dampfzeit< auf diesem Bildschirm.
Nachsatz:
Das in meinem letzten Beitrag angeschnittene Thema Urheberrechts-Verletzung hat der Betreffende nach einem weiteren moderaten Schriftwechsel zu meiner Zufriedenheit gelöst. Dafür herzlichen Dank.
Viele Grüße
Michael Fischbach