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Ich habe vor ein paar Tage ein paar Postkarten aus Karlsruhe angeschaut und dann etwas entdeckt, was mir vorher noch nie aufgefallen war und wovon ich bisher auch nichts weiß: Auf dieser Aufnahme vom Marktplatz (Poststempel vom 10.2.1928) ist im Hintergrund (aus Richtung Rondellplatz kommend) ein Güterzug mit einem Gütertriebwagen zu erkennen.

KAXXX-23kk.jpg

Ich habe nun in einigen Fahrzeuglisten nachgesehen, aber nichts zu Gütertriebwagen gefunden - von einem Güterverkehr ist mir bisher auch nichts bekannt. Kann mir da jemand weiter helfen? Gruss, christoph beyer

Erklärung von Dst: Es ist Wagen 403, der im Güterverkehr eingesetzt wurde. 1916 wurde vom Marktplatz ein 300 Meter langes Anschlussgleis zur Milchzentrale in der Zähringer Straße 45/47 errichtet, welche vom Arbeitstriebwagen 403 von Orenstein & Koppel mit Niederbordwagen bedient wurde. Ein weiteres Anschlussgleis wurde von der Drulacher Alle zum Gaswerk 2 hinter den Messplatz verlegt, um von dort Gaskoks zu verschiedenen Betrieben in der Stadt zu transportieren. Beide Anschlussgleise wurden in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wieder demontiert. Der Wagen 403 war erst in der Mitte offen ausgeführt, der Bügelstromabnehmer wurde von einem pyramidenförmigen Aufbau getragen. Wie auf deinem Bild zu erkennen, hat man diesen dann später in der Mitte wohl mit einer Überdachung versehen.

edit: Auflösung von Dg eingefüpgt






4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:12:14:08:19:34.
Könnte es sich auch um einen Bauzug (Arbeitszug) handeln?

Es bestände auch die Möglichkeit, das evt. die Albtalbahn was mit dem Güterverkehr zu tun hatte(?),
mal bei google.de unter Albtalbahn nachschauen, vielleicht findet sich da mehr zu dem Thema.

Albtalbahn - eher nicht

geschrieben von: christoph beyer

Datum: 28.12.07 23:29

Lieber 127001,
die Albtalbahn fuhr bis in die fünfziger Jahre in Meterspur - und hatte keine Chance, bis auf den Marktplatz vorzudringen. Und sonst - na klar, es kann auch interner Verkehr sein - aber auch dafür habe ich bisher keine Unterlagen und Daten gefunden. Der Triebwagen ist allerdings von der Bauart her nicht aus einem anderen Fahrzeug entstanden, solche Wagen wurden gleich so hergestellt - und dafür brauchte es dann schon einen gewissen Bedarf, der mir in Karlsruhe aber noch nicht ganz klar ist - Gruss, christoph beyer.

Re: [KA] Frage zum Güterverkehr bei der Strassenbahn Karlsruhe (1B)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 29.12.07 08:44

Könnte das Ganze - naheliegenderweise - der Marktbeschickung gedient haben? Hier in Darmstadt wurde ja auch lange Zeit der SL nach Griesheim zu Markttagen zu den entsprechenden Tageszeiten ein Niederbordwagen für die Gemüsekörbe der Marktfrauen mitgegeben.
Ich glaube irgendwo in der Zähringer Straße war ein Milchhof ich habe in der Zähringer Straße Fahrleitungshaken gefunden !
Ab 1913 gab es in Karlsruhe die gelben Poststraßenbahnwagen 351 und 352, welche die Route Bahnpostamt (beim neuen Hbf) - Marktplatz - Hauptpostamt (Europaplatz) - Karlstraße - neuer Hbf - Bahnpostamt für den Posttransport befuhren. Die Wagen verfügten auch über Schlitze für eilige Briefsendungen. 1944 brannte einer der Wagen bei einem Bombenangriff aus. Nachdem 1952 der Marktgüterverkehr eingestellt wurde, endete 1953 auch der Poststraßenbahnverkehr.

1916 wurde vom Marktplatz ein 300 Meter langes Anschlussgleis zur Milchzentrale in der Zähringer Straße 45/47 errichtet, welche vom Arbeitstriebwagen 403 von Orenstein & Koppel mit Niederbordwagen bedient wurde. Ein weiteres Anschlussgleis wurde von der Drulacher Alle zum Gaswerk 2 hinter den Messplatz verlegt, um von dort Gaskoks zu verschiedenen Betrieben in der Stadt zu transportieren. Beide Anschlussgleise wurden in der zweiten Hälfte der 20er Jahre wieder demontiert.
Der Wagen 403 war erst in der Mitte offen ausgeführt, der Bügelstromabnehmer wurde von einem pyramidenförmigen Aufbau getragen. Wie auf deinem Bild zu erkennen, hat man diesen dann später in der Mitte wohl mit einer Überdachung versehen.

Die Daten sind dem Buch "Unter Strom" entnommen, ISBN 3-7617-0324-4.

Grüße aus dem Süden

Dst

DANKE ...

geschrieben von: christoph beyer

Datum: 29.12.07 15:04

für die Infos! So etwas ähnliches hatte ich vermutet - schön, dass sich das so genau klären läßt. Gruss - christoph beyer

Und wo kamen die Milchkannen her???

geschrieben von: KLB 334

Datum: 29.12.07 21:36

Doch nicht direkt von der Weide.....

Hallo ihr Güter-Stromer!

Die Milchkannen wurden befüllt von der Eilguthalle, die sich hinter dem Hbf befand, mit dem 403 und zwei Güterwagen abgeholt. Dazu lag ein Gleis von der Ettlinger Straße durch die Bahnunterführung zur Eilguthalle. Die befand sich auf dem Gelände der heutigen Parkplätze von Hbf-Süd; allerdings auf dem Niveau der übrigen Gleise. Der Verkehr wurde etwa 1923 aufgegeben, da die neue Milchzentrale in der Durlacher Allee ihren Betrieb aufnahm. Das Gebäude ist Geschichte, das Badenwerk - och manno, alter Hirnkasten - die EnBW steht drauf.
Der 403 musste übrigens die Anhänger in den Milchhof schieben; dabei lag der Lyrabügel fast waagrecht über dem Wagendach. Man hatte in das Erdgeschoss des Gebäudes quasi einen Tunnel hineingebrochen, ohne die Decke zum 1. OG verändern zu müssen. In der Zähringerstraße lag zwischen Adler- und Kronenstraße eine Ausweiche.
Mit Koks zu Heizzwecken wurde, neben anderen Städtischen Dienststellen, das Vierordtbad versorgt. Ein Ladegleis zweigte in der Ettlinger Straße, von Süden kommend, zum Heizhaus des Bades ab. Der Schornstein des Heizhauses steht ja noch und am Gebäude selbst, Tullabadseite, wurde, da bin ich aber vorsichtig, auch noch die Demontage eines Hakens für die Oberleitungsbefestigung vergessen.
Hier waren aber normale Tw, wie der Tw 14, im Einsatz. Der 403 musste die leeren Milchkannen ja wieder zurückbringen...

In "Unter Strom" sind auf Seite 89 zwei Bilder des Güterverkehrs. Der 403 ist da noch ohne Dach abgebildet.

Gruß
Ulrich