Ich freue mich, daß für das HiFo-Treffen am 8. März die Wahl auf die HKB fiel. Die folgenden Bilder können allerdings keine Einstimmung hierauf sein, denn an die Schmalspurzeit erinnert vor Ort – abgesehen vom Werlter Empfangsgebäude – fast nichts mehr. Zwischen Lathen und Rupennest sowie Wahn und Waldhöfe folgt die heutige Normalspurbahn nicht einmal mehr der alten Schmalspurtrasse, denn diese verlief in Seitenlage der Landstraße bzw. mitten durch Sögel. Manche Fotos sind schon in unserem HKB-Buch enthalten, manche auch nicht. Sie stammen u.a. von Herman G. Hesselink, Sarris Overbosch (z.T. aus seiner Sammlung), Reinhard Todt, Birger Wilcke, dem EEB-Archiv und dem jetzt der Familie Wingchen gehörenden Album des früheren Betriebsleiters Karl Le Brun.
Bild 1: Eine um 1904 in Werlte entstandene Aufnahme einer Hohenzollern-Lok mit Triebwerksverkleidung.
Bild 2: Die zweite Lok „Werlte“ (O&K 9101/1919) am 23.7.1956 in Sögel. Die zweite Lok „Sögel“ war übrigens baugleich.
Bild 3: Die Lok 7 (Hanomag 5433/1909) kam 1937 von der Schlawer Kleinbahn in den Hümmling.
Bild 4: Die erste Lok „Hümmling“ (Hanomag 5628/1909) mit Außenrahmen mußte 1941 an die Westfront abgegeben werden. Hier steht sie 1935 mit fabrikneuen O&K-Rollwagen in Ostenwalde.
Bild 5-6: Die zweite Lok „Hümmling“ (Ducroo & Brauns 240/1937) besaß Klien-Lindner-Hohlachsen. Der Lokhändler Erasmus aus Vaals (NL) hatte 1937 zwei solcher Loks fabrikneu erstanden, um sie nach Übersee zu liefern, fand aber keinen Abnehmer. Auf Umwegen gelangten sie schließlich zur HKB, wo am 27.1.1941 eine von ihnen in Dienst gestellt wurde. Die andere konnte jedoch nicht umgebaut werden und ging 1942 an die Bong’schen Mahlwerke in Süchteln. Oben am 5.1.1954 in Werlte, darunter mit einem Güterzug in Werlte.
Evert Heusinkveld schreibt dazu in seinem Buch „Die Hümmlinger Kreisbahn“: „Die Amsterdamer Firma Ducroo & Brauns baute zwischen 1906 und 1963 für Industriebetriebe 392 Lokomotiven, darunter auch 47 vierachsige mit beweglichen Klien-Lindner-Endachsen als Hohlachsen. Die Radkörper sitzen bei der Hohlachse nicht fest auf der Achswelle, sondern sind gesonderte Bauteile. Die Achswelle lagert für sich im Lokrahmen und wird mittels Kurbeln angetrieben („Kernachse“). Sie liegt innerhalb der Hohlachse, die mit den Radkörpern vereint ist. Die Hohlachse lagert mit Gleitschalen derart auf der mittleren kugelförmigen Verdickung der Kernachse, daß sie sich nach allen Seiten drehbar einstellen kann, und ist in Richtung Kernachse seitlich verschiebbar. Durch Rückstellfedern wird sie im geraden Gleis in Mittelstellung gehalten. Die Umdrehung der Kernachse wird durch den Mitnehmerbolzen auf die Hohlachse und damit die Räder übertragen. Hohlachslokomotiven schonen die Gleise und sind daher besonders für leichten Oberbau geeignet. Klien-Lindner-Hohlachsen erfordern jedoch einen Außenrahmen und ergeben eine teure und komplizierte Bauweise sowie ein höheres Lokgewicht.
1940 erhielt die HKB zwei solcher Schlepptenderlokomotiven. Sie gehörten zuvor Hugo Erasmus, einem deutschen Händler, der im niederländischen Vaals an der Grenze bei Aachen ansässig war. Er hatte 1937 die Loks fabrikneu erstanden, um sie nach Übersee zu veräußern, doch fand er keinen Abnehmer. Als er 1940 nach Deutschland zurückkehren wollte, sollten die Loks hier verkauft und der Erlös auf ein deutsches Konto überwiesen werden, um devisenrechtliche Probleme zu umgehen. Erasmus übertrug den Verkauf an den Aachener Bauunternehmer Eugen Bolognini, der die Loks dem Berliner Makler Otto Meinhard anbot. Zwar hatte dieser mehrere Interessenten, doch kam ein Verkauf nicht zustande, weil die Reichsstelle für Technische Erzeugnisse keine Einfuhrgenehmigung erteilte. Schließlich konnte die HKB durch Verhandlungen im Reichsverkehrsministerium die Zustimmung erwirken. Über den Kaufpreis war man sich jedoch längst nicht einig. Die HKB war stets von 19.000 RM für beide Loks zusammen ausgegangen, doch Bolognini bezeichnete dies als Mißverständnis von Meinhard und verlangte 19.000 RM je Lok. Nun verhandelte die HKB direkt mit Erasmus und einigte sich mit ihm im Oktober 1940 schließlich auf 12.750 RM je Lok. Den Umbau von 700 auf 750 mm Spurweite nahm die HKB mit Hohlachsen vor, die Ducroo & Brauns neu geliefert hatte, und am 27. Januar 1941 wurde eine der beiden Loks als „Hümmling“ (II) in Dienst gestellt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bewährte sie sich recht gut, zumal sie jegliche Brennstoffe von Holz bis Kohle schluckte. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 35 km/h.
An der zweiten Lok fehlten jedoch wichtige Teile, deren Beschaffung im Krieg unmöglich war. Man stellte die Lok unter Wagenplanen im Bahnhof Werlte ab und verkaufte sie dann im Februar 1942 an die Solinger Firma Karl Teich, die sie an die Bong’schen Mahlwerke in Süchteln weitergab. Die „Hümmling“ (II) hingegen stand bis zur Einstellung des Schmalspurbetriebs im Einsatz.
Nach der Abgabe der „Wahn“ (II) und „Hümmling“ (I) besaß die HKB 1941 nur noch drei voll einsatzfähige Lokomotiven sowie die noch nicht zuverlässig arbeitende holländische Lok – und das zu einer Zeit, als das Transportaufkommen anstieg. Die Firma Teich bot eine 1912 bei O&K für die Oberschlesischen Schmalspurbahnen gebaute dreiachsige Lok mit 785 mm Spurweite an. Sie hatte ebenfalls radial einstellbare Endachsen nach dem System Klien-Lindner und eine seitenverschiebbare Mittelachse. In ihrer Not übernahm die Kreisbahn die Lok, spurte sie um und stellte sie 1944 als „Wahn“ (III) in Dienst. Die Lok bewährte sich nicht, ständig liefen Achs- und Treibstangenlager heiß, und so blieb sie zumeist kalt. 1947 kam sie zum Umbau zur Bahnbedarf GmbH in Mülheim a.d. Ruhr und 1948 wurde sie der Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück angeboten, doch obwohl der Kessel hauptuntersucht und abgenommen war, kam es nicht mehr zur Fertigstellung, sondern 1949 zur Verschrottung bei der Firma Ardsen in Kassel.“
Bild 7-8: Die HF-Lok „Lathen“ (Henschel 25332/1942) kam erst 1946 zur HKB und blieb hier bis 1957 im Einsatz, aufgenommen am 25.9.1951 in Werlte.
Bild 9-10: Der Triebwagen T 1 (Dessau 112 3055/1934) am 24.2.1957 in Werlte und um 1948 in Waldhöfe, wo sich die Agentur in einem Gasthaus befand. Später lief er noch bei der Kreisbahn Osterode-Kreiensen.
Bild 11-12: Jetzt machen wir eine Fahrt mit der schmalspurigen HKB. Wir beginnen natürlich in Lathen, wo am 16.5.1951 und 3.2.1952 die Lok „Werlte“ bereit steht.
Bild 13: Die Verladekünstler vom Hümmling! Hoch mit Grubenholz beladene O-Wagen um 1948.
Bild 14: Zwischenhalt der Lok „Sögel“ in Rupennest am 13.8.1951, wo die Kreisbahn damals noch seitlich neben der Landstraße lag.
Bild 15: In Sögel breiteten sich die Schmalspuranlagen mitten im Dorf aus.
Bild 16: Dumm gelaufen! Rangierunfall am 25.9.1951 in Sögel.
Bild 17: Mit einem Seil wurden die Kesselwagen in Ostenwalde vom normalspurigen Abstellgleis auf die Rollwagen gezogen, hier im Juli 1956 mit der „Sögel“.
Bild 18: Viel los war an diesem Herbsttag 1948 in Werlte, vorne die Lok 7, hinten die HF-Lok „Lathen“.
Bild 19: Kleinbahnatmosphäre am 23.7.1956 in Werlte mit der gleichnamigen Lok.
Bild 20: Der Endbahnhof Werlte um 1952 nach den Umbauten und der Güterschuppenerweiterung.
Bild 21: Blick vom Balkon der Wohnung des Betriebsleiters auf die Schmalspuranlagen um 1956.
Bild 22: Viel ist von den Farben dieses etwa 57 Jahre alten Dias der Lok 7 in Werlte nicht mehr übrig. Weitere Farbbilder aus der Schmalspurzeit siehe hier: [drehscheibe-online.ist-im-web.de]
Bild 23: Streckenneubau im Jahr 1957 bei Sögel, wo die Kreisbahn aus dem Ortskern heraus auf eine neue Trasse gelegt wurde. Harald Wingchen, der Schwiegersohn des damaligen Betriebsleiter Karl Le Brun, schrieb mir hierzu:
"Lieber Herr Kenning, über den Beitrag in DSO mit den alten Bildern der HKB haben sich meine Frau und ich sehr gefreut. Zum Bild mit dem Bagger kann ich folgende Info geben, das Bild entstand von Werlte kommend vor Sögel in den Raddewiesen. Wie auf einem anderen Foto in unserem Familienalbum zu sehen ist, wurde die Baustelle durch ein Hochwasser der Radde überschwemmt. So lautete auch die Bildunterschrift meines Schwiegervaters, Herr Le Brun. Ich bin bei DSO nur Gast, aber unser Sohn ist dort als User eingetragen. Er ist Mitbetreiber der Homepage mm-trains.de und hat den Bazillus Eisenbahn von allen Seiten voll mitbekommen. Zur Zeit ist er bei Häfen und Güterverkehr Köln in der Ausbildung zum Lokführer. Mit den besten Wünschen für ein gesundes und erfolgreiches 2008 verbleibt Ihr Harald Wingchen"