..., habe aber das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein! Und das auch noch mit Bildbeweis!
Erst einmal herzlichen Dank für die Bilder. Wie man aber an den Reaktionen merkt, stößt das Bild der direkt an den Bahnhof anschließenden Stahlwerksanlagen auf besondere Resonanz!
Düsseldorf war über lange Jahre das Zentrum der deutschen Röhrenherstellung - auch wenn sich die Düsseldorfer heute nicht mehr gerne daran erinnern und allenfalls den Titel "Schreibtisch des Ruhrgebiets" auf Grund der zahlreichen Verwaltungssitze von Stahlindustrie und Stahllobbyisten gelten lassen.
Unmittelbar südlich des "neuen" Hauptbahnhofs schlossen sich mehrere Röhrenproduzierende und -verarbeitende Betriebe an. Ein nordwestlich aus dem Güterbahnhof Lierenfeld ausfädelndes Anschlußgleis schloß neben mehreren kleineren Anschließern auch das Oberbilker Werk der Phoenix-Rheinrohr AG und das "Oberbilker Stahlwerk" der Stahl- und Röhrenwerke Reisholz GmbH an. Die detaillierte Geschichte dieser Werk ist nicht so ohne weiteres darzustellen - in diesem Bereich gibt es leider immer noch eine riesige Lücke in der Industrie-Literatur.
Grob umrissen stellt es sich wohl wie folgt dar: In den 1920er Jahren kam das Oberbilker Stahlwerk zu der Stahl- und Röhrenwerke Reisholz GmbH, an der zu dieser Zeit noch Thyssen die Mehrheit hielt. Erst mit der Aufgabentrennung 1970 konzentrierte sich die Röhrenhherstellung auf Mannesmann. Im Zuge dieser Marktaufteilung kam die Stahl- und Röhrenwerke Reisholz GmbH in den Besitz des Mannesmann-Konzerns.
Bereits Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre war das Aus der Stahlindustrie in Oberbilk und Lierenfeld besiegelt. Neben den Krisen in der Stahlindustrie übte die Stadtplanung der Stadt Düsseldorf einen erheblichen Druck auf die Standorte südlich des Hbf aus.
Aus Akten des LfB (Landesbevollmächtigter für Bahnaufsicht), die im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf lagern und in die ich in diesem Jahr einblick nehmen konnte (oha, eine Primärquelle! ;o)) ), gehen folgende Sachverhalte hervor:
Das Anschlußgleis aus dem Gbf Lierenfeld kreuzte die vielbefahrene Kölner Straße, auf der zusätzlich die verkehrenden Straßenbahnen einen Gefahrenpunkt darstellten. Erst 1959 wurde dort eine Blinklichtanlage installiert; zu dieser Zeit fanden täglich 14 (!) Bedienfahrten mit teilweise geschobenen Rangiereinheiten mit bis zu 70 Achsen statt. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar!
1974 wurde eine (unbekannte) Diesellok 2 nochmals vom LfB geprüft. Der Tenor der Akten lässt vermuten, dass es zu diesem Zeitpunkt die einzig verbliebenen Lokomotive im Werk war. Bereits bei der Prüfung war klar, dass der Betrieb des gesamten Werkes Ende 1975 / Anfang 1976 eingestellt werden sollte. Das verzögerte sich zwar noch etwas; die mittlerweile unter Kammerich-Reisholz GmbH firmierende Betriebsstätte legt aber zum 01.08.1978 die gesamte Bahnanlage still. Am 12.08.1982 wurde die Meldung des erfolgten Rückbaus an den LfB abgegeben.
Puh! Ich wollte ja nur ein paar Bilderkes einstellen. Jetzt aber endlich zu der Lok! Nach Bildvergleich werfe ich mal folgende Maschine in den virtuellen Ring:
Borsig / 5009 / 1901 / B-n2t / 1435 mm
17.12.1901 Auslieferung an Centralverwaltung für Sekundärbahnen Hermann Bachstein,
für Kleinbahn Friedeberg-Alt Libbehne GmbH "5"
__.__.19xx Umzeichnung in „576"
__.__.19xx an Stahl- und Röhrenwerke Reisholz GmbH, Düsseldorf-Reisholz, Werk Oberbilk, Düsseldorf-Oberbilk "4"
__.__.1972 Aufstellung als Denkmal, Bf Kerkerbach
__.__.1980 Aufstellung als Denkmal, Merenberg-Allendorf (03.1996, 05.1997 vh)
__.__.2000 Aufstellung als Denkmal, Kerkerbachbahnausstellung, Mengerskirchen
__.10.2000 Aufstellung als Denkmal, Heckholzhausen (09.2002 vh)
Warum? Seht selbst:
Alle drei Aufnahmen stammen vom 25.05.1997 in Merendorf-Allendorf (und sind vom Alter und der Situation her damit HiFo-tauglich).
Die Maschine scheint mir identisch mit der Stahlwerks-Maschine zu sein. Optisch stark abweichen ist wohl die gerundete Kuppel des Dampfdomes (?), die aber eine deutliche Schweißnaht aufweist und "irgendwie nachträglich angebracht" aussieht.
Ebenfalls nachträglich angebracht (bzw. verlängert) scheinen mir die Pufferbohlen zu sein, die jetzt eine kleine Standfläche für Rangierer bieten. Man achte auch auf die Neigung der rückwärtigen Puffer!
Nochmals vielen Dank, Donni, für dieses seltene fotografische Dokument!
Beste Grüße
PWP
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:12:02:21:26:48.