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Moin,

im Sommer 1969 fanden Schnellfahrversuche mit der SBB Ae 6/6 11414 „Bern“ des Dépot Erstfeld zwischen Bamberg und Forchheim mit 200 km/h statt. Welchem Zweck diese Versuche dienten, ist mir nicht bekannt. Bekannt ist auch nicht, warum die Wahl gerade auf die Lok mit dem Namen „Bern“ fiel, da der Berner, innerschweizer Gerüchten zufolge, doch eher langsam sein soll; vielleicht handelte es sich um eine besondere Art Humor.

Bekannt wurde jedoch über den „Buschfunk“, daß die Lok mit ihrem Meßwagen vor ihrer Überführung nach Franken vom 11. zum 12.6.1969 in Basel Bad Bf „übernachten“ sollte – diese Informationsweitergabe funktionierte damals ohne Mobiltelefon. So begab ich mich denn kurz nach Sonnenaufgang am 12.6.1969 zum Bahnhof, um den schnellen Renner abzulichten, der bereits zwischen 6 und 7 Uhr die Fahrt nach Norden antreten sollte.

Die Lok hatte für die Versuche Änderungen am Fahrwerk und der Übersetzung sowie breite Stromabnehmer-Schleifleisten für die DB erhalten. Mit dem Meß-/Steuerwagen war sie fest verkabelt. Leider war die Einheit etwas eingekeilt abgestellt. Von der anderen Seite wären jedoch wegen tiefstehender Sonne keine Fotos möglich gewesen.


http://img170.imageshack.us/img170/7294/200817asqs5.jpg

http://img301.imageshack.us/img301/749/200818assmy8.jpg

http://img169.imageshack.us/img169/2852/200819asfy8.jpg

http://img169.imageshack.us/img169/4086/200820asbu5.jpg

http://img301.imageshack.us/img301/3556/200821asve4.jpg


Soviel für heute. Ich hoffe, es interessiert den einen oder anderen, auch wenn es mal nicht dampft.

Gruß
Willi
Danke für die Bilder (vor allem in dieser Größe!), da sieht man wenigstens allerlei interessante Details!
Hast Du vielleicht auch eine Aufnahme, die die Ae 6/6 von vorn zeigt?

MfG Ulli.

Wann fanden denn sie Schnellfahrten mit 110 statt?

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 02.08.07 18:30

Könnte es sich u.U. um Vergleichsfahrten (4-Achsen = 6 Achsen) gehandelt haben?


Nur mal so eine Idee



Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!

Zweck der Versuche

geschrieben von: Ernst

Datum: 02.08.07 19:23

railroadwilli schrieb:
-------------------------------------------------------

> Welchem Zweck diese Versuche dienten, ist mir
> nicht bekannt.


Zitat aus dem Buch "Schweizerischer Lokomotivbau 1871 - 1971", herausgegeben von der Schweizerischen Lokomotiv und Maschinenfabrik Winterthur:

"Anlass zur Durchführung dieser Schnellfahrversuche gab das Projekt der Belgischen-Nationalbahn-Gesellschaft für den Bau von Lokomotiven für sehr hohe Geschwindigkeiten durch den belgischen Lizenznehmer der Lokomotivfabrik."

Gruss
Ernst



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:08:02:19:23:40.
Ich kenne nur die "Rekordfahrten" mit E 10 299 und E 10 300 mit knapp über 200 km/h.
Von den Fahrten mit der Ae 6/6 ist nichts bekannt.
Wäre höchst interessant, nicht nur zu erfahren, in welchem Gleis in Basel Bad Bf die gestanden ist,
sondern wie es mit den Schnellfahrten weitergegangen ist.
Immerhin war die Ae 6/6 normal ja nur für 125 km/h zugelassen, die E 10 aber für 150 km/h.
Wobei die Motorleistung - zugegeben - bei entsprechender Übersetzung wahrscheinlich leicht 200 km/h
zustande gebracht hat.

Aber im Ernst - ist die Ae 6/6 11414 mit dem Wagon de Mesure jemals im Bamberg aufgetaucht?

Schöne Grüße von der
Zugleitung, Schmitz
Nein, in Bamberg.

Ja, es sind in der Literatur entsprechende Aufnahmen bekannt. Die Geschwindigkeit von 200km/h wurde auf der Strecke Forchheim-Bamberg am 16.06.1969 erreicht - und die Lok war nicht an der Grenze ihrer Leistung.

Die Ae6/6 11414 ist seitdem etwas besonderes geblieben: Die Lokomotive ist an ihren umgebauten Drehgestellen aufgrund der geänderten Federung (keine sichtbaren Blattfedern) erkennbar.

Sie ist derzeit rot und ohne Wappen im Einsatz; möge sie als Ae 610 414 so bald wie möglich das Berner Wappen zurück erhalten!

Gruss Patrick

In Bamberg

geschrieben von: Zugleitung Schmitz

Datum: 02.08.07 22:38

Hallo Patrick,
jaja, die Tasten "n" und "m" liegen nun mal dicht beieinander, bitte keine Häme ...

Gibt es über die Schnellfahrten der 11414 Bern irgendwelche weitere Information - Literatur, Internet-Links? Wäre wirklich dankbar. Wieso hat man in der Schweiz dieses Schnellfahr-Potenzial nicht weiterentwickelt. In Deutschland ist daraus umgehend die Baureihe E 03, bzw. 103 entwickelt worden.
Vielleicht gab es damals in der Schweiz überhaupt keine ausreichend langen Streckenabschnitte, die solche Geschwindigkeiten überhaupt hergegeben hätten. Wozu aber hat man dann die Schnellfahrversuche mit Schweizer Loks durchgeführt, wenn diese Geschwindigkeiten im eigenen Land gar nicht gefahren werden konnten. War die Technik der Ae 6/6 ein Exportschlager? Und sollte es so, welche modernen Loktypen sind dann daraus entwickelt worden?

freundliche Grüße von der
Zugleitung, Schmitz
Die 11414 steht seit Juli 2006 abgestellt im Depot Basel

Gruss
Christian
... und da gibt es mindestens noch eine weitere Lok welche Dir entgangen ist, wenn sie auch vermutlich 200km/h nicht erreicht hat.

Aber auch die V320 musste seinerzeit zwischen Bamberg und Forchheim zeigen, wie weit sie die Tachonadel jenseits ihrer damals regulären max. 160 km/h verbiegen kann...

Link

geschrieben von: Ernst

Datum: 03.08.07 10:34

In der Kürze fand ich auf dem Internet nur folgendes: [www.lokifahrer.ch]. Dort steht etwas unter "Aenderungen und Umbauten".

Im Jubiläumsbich der SLM ("Schweizerischer Lokomotivbau 1871 - 1971", herausgegeben von der Schweizerischen Lokomotiv und Maschinenfabrik Winterthur) aus dem Jahre 1971 findet man ebenfalls ein Kapitel über diese versuche. Ich würde zudem in den Fachzeitschrifte aus dem Jahre 1969 suchen.

Gruss
Ernst
Hallo,
vielen Dank für die interessanten Bilder!

Soviel ich weiß überlegte die SBB auch die Ae 6/6 in Re 6/6 umzubauen, also höhere Kurvengeschwindigkeiten zu realisieren. Dazu dienten dann u.a. auch die Ergebnisse der Schnellfahrten in Bamberg. Das Umbauprojekt wurde dann allerdings wegen zu hoher Kosten fallengelassen.
Dennoch flossen die Meßergebnisse in den Bau der sechachsigen Lokomotive Re 6/6 mit erhöhter Kurvengeschwindigkeit und drei zweiachsigen Drehgestellen ein.
Ich weiß leider nicht mehr genau wo ich das gelesen habe, werde abe meine Bücher mal danach am Wochenende durchforsten!

Grüße aus BO,
Tim



... auf alter Bahn der neuen Zeit entgegen ...

Bild von vorn

geschrieben von: railroadwilli

Datum: 03.08.07 11:27

Moin,

von dieser nicht, von anderen reichlich.

Gruß
Willi

Re: Zweck der Versuche

geschrieben von: Florian Ziese

Datum: 03.08.07 21:54

Ähnliches steht auch im Buch "Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB, Band I":

Zitat:
Im Jahre 1968 wurde die Ae 6/6 11414 der SLM und den Belgischen Staatsbahnen zur Herrichtung für Schnellfahrversuche zur Verfügung gestellt, die im Juni 1969 zwischen Forchheim und Bamberg mit Geschwindigkeiten bis 200 km/h stattfanden. Die Versuche verliefen erfolgreich und führten 1975-1976 zum Bau der belgischen Co'Co' 2001-2025

1957 war davor schon Ae 6/6 11408 zu Vorführfahrten bei der DB.

Die Ae 6/6 sind zwar für 125 km/h zugelassen (wie auch zuvor die Ae 4/6), mangels R-Zulassung bzw. nie angepasster Vorschriften sind aber planmässig nur 120 km/h möglich (anfangs gar noch weniger).


Florian

Re: LOKI Spezial Ae 6/6

geschrieben von: DASTAG

Datum: 03.08.07 23:29

Guten Abend

Das LOKI Spezial Nr. 19 "Ae 6/6" zeigt auf Seite 86 in immerhin knapp zwei Spalten den Sinn der Versuchsfahrten in Forchheim auf.

Die Wahl der Ae 6/6 Bern hat nichts mit den "verlangsamten" Bernern zu tun :-)
Zitat LOKI Spezial: "...besass sie als einzige Ae 6/6 ein abweichendes Drehgestell. Mit einer bisherigen Laufleistung von etwa 2,5 Mio. Kilometern und einer Betriebszeit von 14 Jahren wurde die Lokomotive darauf mit einem geänderten BBC-Federantrieb mit einer Übersetzung 1:1,6 ausgestattet und die Kastenabstützung auf die Drehgestelle geändert. Die doppelten Blattfedern der Pendelwiege wurden durch Aufnahmen für vertikale Schraubenfedersäulen ersetzt, die Übertragung der Traktions- und Bremskräfte von den Mitnehmerzapfen auf eine Tiefzuganlenkung zwischen Drehgstell und Kasten verlagert. Durchgeführt wurde dieser Umbau 1968 bei der SLM in Winterthur, nachdem die 11414 noch 1967 eine R3 durchlaufen hatte." Zitat Ende.

Gruss aus Graubünden
dastag

Re: LOKI Spezial Ae 6/6

geschrieben von:

Datum: 04.08.07 13:40

Hallo miteinander

Ergänzung:

Der Eisenbahn-Amateur berichtete in 8/1969 und 9/1969 über die Probefahrten in Bamberg:

8/1969: "... fuhr mit eigener Kraft von Basel nach Bamberg...[] Schon am ersten Versuchstag (16.6.1969) wurden 200 km/h erreicht."

9/1969: "Bei den Versuchsfahrten für hohe Geschwindigkeiten sind zwischen dem 16. und dem 25. Juni1969 insgesamt fünf Fahrten mit einer Vmax von 200 km/h durchgeführt worden. Es wurden die am Gleis bzw. an den Rädern auftretenden Kräfte, die Laufgüte sowie der Einfluss der Radsatzquerfederung gemessen. []... wobei die Ergebnisse in bezug auf Laufeigenschaften, Gleisbeanspruchung und Stromabnahme sehr befriedigend ausfielen."

(Übrigens: Thema des EA 9/1969 war mit Titelbild und Mittelbund die E 03 001 !)

Mit freundlichem Gruss

Johannes

Re: LOKI Spezial Ae 6/6

geschrieben von: schroed2

Datum: 04.08.07 17:47

Lä schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo miteinander
>
> Ergänzung:
>
> Der Eisenbahn-Amateur berichtete in 8/1969 und
> 9/1969 über die Probefahrten in Bamberg:
>

in den beiden Bamberger Eisenbahnbüchern ("Bahnbetriebswerk Bamberg" bzw. "Eisenbahnknotenpunkt Bamberg") sowie in "Eisenbahnen in Oberfranken" (Bufe) gibt es auch etwas dazu (mit kleinen Bildern jeweils...)

schroed2

Anschlussfrage Kettenstromabnehmer BBC

geschrieben von: Urs Nötzli

Datum: 04.08.07 21:04

In dem Zusammenhang mit den Versuchsfahrten der Ae 6/6 gab es früher auch Probefahrten mit verschiedenen Stromabnehmer auf der genannten Strecke.

So wurde auch der auf den etwas unglücklichen SBB-RIC-Speisewagen aus Donauwörth ein Einholm-Kettenstromabnehmer von BBC montiert. Der gleiche Stromabnehmer war auch auf den Lindauer- Re 4/4 II 11195 - 200 (201, bei Revisionen anderer Loks) montiert.

Er erhielt die Bezeichnung "Kettenstromabnehmer" deshalb, weil innerhalb des rechteckigen (anstelle des sonst bei BBB-2500er-Einholm vorhandenen runden Rohres) eine Kette die Umlenkung und Halterung der oberhalb des Knies befindlichen Teiles übernahm.
Der Stromabnehmer gilt als etwas träge.

Aber auch er wurde bei späteren Versuchsfahrten zwischen Fochheim und Bamberg getestet. Kann darüber Jemand berichten, gibt es Bilder? Auf welchen Triebfahrzeugen wurden die Stromabnehmer aufgebaut?
Scheinbar war auch der Scherenstromabnehmer der Ae 6/6 200 km/h-tauglich!

Urs