Nach dem Abbruch der alten Normalspurstrecke nach Havelberg als Reparationsleistung Anfang des Jahres 1947 bemühten sich die Havelberger sogleich um Ersatz. Bei der Reichsbahn fanden sie kein offenes Ohr, dafür aber bei der Landesverkehrsdirektion Brandenburg. Aufgrund der Materialnot beschränkte man sich auf eine Schmalspurbahn, die schon am 3.9.1948 eröffnet werden konnte. Die 9,2 km lange Strecke mit 750 mm Spurweite – oftmals als „südlicher Zweig des Prignitzer Schmalspurnetzes“ bezeichnet – wurde allerdings nur 23 Jahre alt, denn schon am 26.9.1971 endete der Gesamtbetrieb. Die Überreste kann man hier anschauen: [www.stillgelegt.de]




Ausschnitt aus der Karte „Eisenbahnen Nordwestdeutschlands (Britische Besatzungszone)“ vom Dezember 1946, kurz vor dem Abbau der Normalspurbahn nach Havelberg.




Die Havelberger Strecke im Sommerkursbuch 1960.




Bild 1: Der Mittagszug P 3012 nach Havelberg wartet im Bahnhof Glöwen auf Abfahrt, …




Bild 2: … und eine halbe Stunde später hat er sein Ziel Havelberg fast erreicht. Heute steht die Lok als Denkmal beim Prignitzer Kleinbahnmuseum in Lindenberg; ihr Lebenslauf:
99 4644, Dh2t, O&K 10501/1923, 1994 ex Denkmal Neustrelitz, 1967-69 Rügen (DR 99 4644), bis 1967 Perleberg bzw. Glöwen, bis 1965 Burg, bis 1949 Kleinbahnen des Kreises Jerichow I (Nr. 15), bis 1930 Rosenberger Kleinbahn




Bild 3: Im Endbahnhof stand an diesem Tag die kalte 99 4504, die frühere Lok 22 der Prignitzer Kreiskleinbahnen (3x H. Müller, 9.9.1966).




Bild 4: Der Zug aus Glöwen nach der Ankunft in Havelberg.




Bild 5: Beschauliche Nachmittagsruhe im Bahnhof Havelberg.




Bild 6: Der östliche Bahnhofskopf von Havelberg, rechts geht’s zum Hafen hinunter.




Bild 7: Die abgestellte 99 4502 am Havelberger Güterschuppen.




Bild 8: Der alte sächsische Packwagen 974-491 bekam in seiner Prignitzer Zeit einen Blechaufbau und blieb bis zuletzt im Bestand. Man beachte den Dachaufsatz mit Satteldach am hinteren Ende.




Bild 9: Die Nummer läßt sich zwar nicht entziffern, aber auch dies dürfte ein gebürtiger Sachse sein.




Bild 10: Der Niederbordwagen 97-55-54 machte einen fremdartigen Eindruck.




Bild 11: Der Gerätewagen 97-84-02.




Bild 12: Rollfahrzeuge mit nur 5,50 m Fahrbühnenlänge sowie aus heutiger Sicht ziemlich antiquierten Normalspurwagen im Bahnhof Havelberg (9x B. Wilcke, ca. 1965)






Bild 13-14: Am 18.6.1968 verfolgten Alfred Luft und Harald Navé mit ihrem Käfer einen Zug Havelberg – Glöwen mit der 99 4701 und erwischten ihn bei Nitzow und Toppel.






Bild 15-16. Die 99 4701 beim Rangieren am 8.4.1969 in Glöwen und Havelberg (R. Heinrich).










Bild 17-20: Die 99 4701 ist in Glöwen angekommen, setzt auf den schon ziemlich verkrauteten Gleisanlagen um, wird versorgt und steht sodann mit dem nächsten Zug nach Havelberg bereit, so gesehen am 25.8.1970 (S. Weigel).






Bild 21-22: In Havelberg stand am selben Tag die kalte 99 4503 sowie im folgenden Monat eine sächsische IV K, die 99 557 (S. Weigel). Die 99 4503 befindet sich heute im Museum Gramzow (wo sie sich nicht fotografieren läßt), ihr Lebenslauf:
99 4503, Cn2t, Hartmann 2622/1900, 750 mm, 1996 ex privat (Berlin-Zepernick), bis 1974 DR (99 4503), zuvor Landesverkehrsdirektion Brandenburg (08-21), urspr. Prignitzer Kreiskleinbahnen (17 „Wittenberge“)




Bild 23: Der Zug 4486 in flotter Fahrt kurz vor Havelberg.




Bild 24: Im Lokbahnhof Havelberg gelang wenig später diese klassische Typenaufnahme.




Bild 25: Morgennebel im Haveltal, die 99 4701 qualmt vor der Abfahrt nach Glöwen vor sich hin.




Bild 26: Als dann die Sonne leicht durchbrach, ging es los! (4x H. Müller)

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Mal wieder göttliche Bilder vom Kleinbahnalltag! Und dank Bild 10 weiß ich jetzt auch genau, was ich mit meinem letzte Woche für 2 Euro (bei dem Preis mußte ich zuschlagen...) auf dem Flohmarkt erstandenen Bachmann-Santa-Fe-Flatcar in IIm anfange. Dem fehlen nur noch die niedrigen Bordwände, ansonsten stimmt die Anmutung ziemlich exakt überein...

Trotz absolut besch******* Forumsperformance lohnt es sich allein für Ludgers Beiträge!

Schöne Grüße

Enniwann

für diesen Beitrag, Ludger. Manche Bilder waren ja bekannt, aber das Gros ist doch wirklich neu für mich und zeigt die untergegangene Kleinbahnatmosphäre nur zu deutlich.

....besten Beiträge.
Ich kann mich noch an die abgestellten Lokomotiven im Bahnhof Glöwen erinnern und kenne diese Bahn nur aus Erzählungen, wenn meine Eltern und ich mit dem Trabant zu meiner Oma in die Nähe von Nitzow fuhren. (damals war ich 5)
Während meiner Bundeswehrzeit 1995 in Havelberg marschierten wir über Teile des ehemaligen Bahndamms und am Bahnhofsgebäude von Nitzow vorbei.
Der ehemalige Havelberger Bahnhof samt des Wasserturms sind heute leider dem Verfall preisgegeben.
Ich konnte mir diese Athmosphäre nur vorstellen.
Dank Deiner tollen Bilder haben sich meine Vorstellungen bewahrheitet.
Vielen, vielen Dank
für diesen wirklich einmaligen Beitrag!!!
schönes Wochenende und Grüße aus Ostprignitz-Ruppin

EST-NsD





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:04:13:20:19:55.

Hallo,

das war ja ein besonders interessanter Beitrag! Vielen Dank!

Da möchte ich doch gleich auch noch einen kleinen Beitrag leisten:



Neben 99 4701-1 standen auch noch 99 4511-4, 99 557 sowie 99 593 im Bahnhof Glöwen abgestellt.(25. Juli 1975) [Foto:Th.Grubitz, Slg.D.Kathke]



Schönen Abend noch,

Dennis

Vorab Danke an Ludger für seinen wieder einmal hoch interessanten Beitrag.

Ein zweites Dankeschön an Dich Dennis, denn erst durch Dein Bild bin ich auf die Lösung eines verschütt gegangenen - und nun wieder aufgetauchten "Bildrätsels" gekommen, wobei ich das Bild aber nur in meinem Kopf habe.

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: »Glöwen! - Na klar!"

Wieso bin ich darauf eigentlich vorher nie gekommen?

1973 besuchte ich meine Schwester in Berlin und wählte dazu einen kleinen Umweg über Hamburg, um bei der Gelegenheit auch einmal die Baureihe 01.5 zu erleben.
Ich kann mich an einen Halt in Wittenberge erinnern und danach an eine Vorbeifahrt an mehreren abgestellten Schmalspurlokomotiven, die waren schon teilweise "im Gestrüpp eingewachsen".
Ein Foto konnte ich damals nicht mehr machen, dafür war es schon zu schummerig und ich war auch viel zu überrascht von diesem Anblick.

Das Bild in meinem Kopf gleicht Deinem Foto fast vollkommen ...

Einfach schön! Die 99 4701 in der Rekoversion ist schließlich meine Lieblingsdampflok auf 750mm. Hoffen wir, dass sie eines Tages endlich wieder ein Dach über den Kopf bekommt - und das am Besten in der Prignitz!

Mit herzlichem Dankeschön nach Nordhorn,
Julian

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Eine Frage: Hättest Du Lust, den Text für einen HiFo-Artikel über den Marburger Stadtverkehr zu verfassen? Fotos von Straßenbahn, Obussen und Omnibussen habe ich.

Wunderschöner Beitrag, die Stimmung dieser Bahn nimmt mich immer wieder gefangen. Habe sie nie selbst gesehen, aber diese und andere Bilder faszinieren mich immer wieder.
Danke!

Zu Bild 10: Der Wagen 97-55-54 gehört zu den vom Waggonbau Weimar als Reparationsleistung für die Sowjetunion gebauten Schmalspurfahrzeugen. Diese hatten einheitliche Untergestelle und wurden als G-, O-, R- und H-Wagen mit und ohne Bremse gefertigt. Interessant ist, daß ein G-Wagen (Fakultativwagen) der nach Dahme/Mark kam, der einzige bei der DR blieb.

Der Wagen 97-55-54 war ein RR ohne Bremse. Den RR-Wagen wurden die stählernen Rungen gerne kurz unter der Bordwandoberkante abgeschnitten. In Dahme/Mark wurden sie von der Bahnmeisterei bei Streckenarbeiten genutzt.

ebi



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:07:30:13:04:31.

Möchte Dir danken für die Bilder! Ich hätte nicht für möglich gehalten davon hier Fotos zu sehen zu bekommen! Vielen Dank!
T.Friederiz