Der erste Teil meiner kleinen Reihe über das bevorstehende Ende des Dampfbetriebes im Bw Gelsenkirchen-Bismarck findet sich hier:
Westerholt


Wie geplant war der 03.03.1977 der letzte Tag unseres Aufenthaltes im nördlichen Ruhrgebiet. Wenigstens war die Milchsuppe des Vortages verschwunden, der Himmel aber nach wie vor bedeckt und so richtig war noch nicht zu erkennen, wo das Wetter an diesem Tag hin wollte.
Wir wollten jedenfalls zuerst zum Bw Bismarck, sehen, welche Leistungen an diesem Tag zu erwarten waren. Dort wartete dann eine große Überraschung auf uns. Ein Wasserwagen sollte im Laufe des Vormittags von Borken abgeholt werden.

Also raus aufs platte Land. Das war was für uns, das kannten wir, als Zugverfolger machte uns so leicht keiner was vor . . .

Also auf nach Borken!
Leider habe zumindest ich vergessen, mir die Zugnummer aufzuschreiben. Aber vielleicht weiß hier ja jemand Rat?





Bild 9:
In Borken angekommen stand 044 215-2 (ex 44 215) bereits mit dem Wasserwagen dort.
44 215 kam vom Bw Hamm am 01.10.1975 ins Bw Bismarck, wurde hier am 24.05.1977 z-gestellt und ebenfalls am 26.05.1977 ausgemustert (ZTL-Verfügung vom 20.05.1977).





Bild 10:
Wie wir erst jetzt sahen, wurde der Wasserwagen noch betankt, deutlich ist der Schlauch vom Wasseranschluss nach oben auf den Wagen zu erkennen. Interesse weckt auch (heute) der rechts von der Lok stehende Güterwagen mit je einem Speichen- und Scheibenradsatz.





Bild 11:
Wir treten näher hinzu, die Steuerung der Lok liegt auf Mitte, die Fenster im Führerhaus sind geschlossen, kein Personal zu sehen. Das wird also noch etwas dauern.
Interesse weckt heute der Wagen und der Wasserkessel, kann mir jemand etwas dazu sagen? Anschriften notiert oder gar ein gesondertes Foto habe ich leider nicht.





Bild 12:
Da große Ruhe auf dem weiten Bahnhofsgelände herrschte, bin ich noch einmal ein Stück zwischen die Gleise getreten und habe diese Übersicht aufgenommen. Inzwischen ist ein Triebwagen an den Bahnsteigen angekommen.
Die einstige Größe und Bedeutung des Bahnhofs Borken war noch gut zu erkennen, obwohl auch damals schon einige Bereiche beräumt worden waren. Wie es dort heute aussieht, will ich lieber gar nicht erst fragen.

Borken hatten wir also in der Tasche und da sich noch nichts tat, Zeit und Gelegenheit, uns nach geeigneten Fotostandpunkten umzusehen. Dazu sind wir dann der K7 bis nahezu Rhade gefolgt und es wurde Zeit, zurück zu kehren.





Bild 13:
Gleich südlich von Marbeck-Heiden überraschte uns der Bismarcker Einzelgänger 219 001-5 (ex V 169 001, ehemals mit Gasturbinenantrieb versehen). Mit einem kleinen Güterzug ging es Richtung Süden.
Am 24.02.1975 trifft 219 001-5 vom Bw Kempten kommend im Bw Bismarck ein, wird hier am 24.11.1977 z-gestellt und am 26.01.1978 ausgemustert. 1985 wird sie nach Italien verkauft, 1998 durch eine deutsche Privatbahn zurückgekauft.





Bild 14:
Im Bahnhof Marbeck-Heiden stießen wir dann wieder auf „unsere“ 044 215-2 mit ihrem Wasserwagen. Neugierig beobachtet das Lokpersonal die Fotografen und wartet dabei auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt.





Bild 15:
Hier bot sich die Gelegenheit, mit der Zweitkamera die Szenerie einmal unter einem anderen Winkel abzubilden, wobei gelbe Wegweiser entsprechende Farbtupfer ins Bild bringen und das interessante Bahnhofsgebäude von Marbeck-Heiden sichtbar wird.





Bild 16:
Hier im kleinen Wäldchen südlich von Marbeck-Heiden am dortigen Einfahrtvorsignal der Gegenrichtung hatten wir dann Gelegenheit, den Zug abermals abzulichten. Es ist ungefähr die gleiche Stelle wie bei 219 001-5, siehe oben.





Bild 17:
Der K7 weiter folgend hatten wir bald den relativ langsamen Zug wieder ein- und auch überholt. Hier an einem Straßenübergang bei Höfe, gleich nördlich von Rhade, nutzten wir die nächste Gelegenheit für ein Foto. Die Maulwürfe waren schon wieder aktiv gewesen, wie der Wiese deutlich anzusehen ist.





Bild 18:
Ein Nachschuss von derselben Stelle wie beim Bild zuvor. Hier ist der Wasserwagen einmal etwas deutlicher zu sehen.





Bild 19:
Zurück ins Auto, der Beifahrerplatz war meiner, mit einer Straßenkarte in der Hand war damals ich das Navigationssystem. Aber zuerst musste der Film gewechselt werden. Der Gefahr von Lichteinfall und dadurch bedingtem Bildverlust vorzubeugen, empfahl es sich, die ersten beiden Bilder des Films zu verknipsen. Warum nicht einmal aus der Frontscheibe heraus? Denn hier ist das Ende unserer Verfolgungsfahrt zu sehen. Am Laster kamen wir nicht mehr vorbei.


Und ab Dorsten wäre sowieso jede weitere Verfolgung unmöglich geworden. Das war es also mit unserem Landausflug an jenem Tag. Bleibt die Frage, auch da fehlen mir Notizen, wofür das Borkener Wasser benötigt wurde und wohin die Fuhre ging.

Ich hoffe, mit dem Beitrag passend zum Feierabend zu landen, wünsche einen schönen Abend und mit den

besten Grüßen
Hartmut


Bilder restauriert von Benutzer Riedemann Archiv am 18.12.2016; Bearbeitung: uk-old (HagSch)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:18:19:00:24.

...bestimmt eher 100x mit dem LKW gefahren, als dass man eine DB Lok dorthin fährt, um einen Wagen abzuholen...!
(Und dann noch einen Jumbo)

Hartmut, das Vorenthalten dieser Bildereihe wäre sehr sträflich gewesen - gut dass es Tritte vors Schienbein gab!!!

Danke und...

Gestern Westerholt, heute Wasser...

Noch 1977 eine Jumbo-Tour nach Borken und retour, ist es denn wahr? Und dann auch gleich noch so eine! Wahrscheinlich eine sehr besondere Fuhre, die die Zugleitung da passend für euch angeordnet hat.

An Bahnhof Borken in d e m Zustand kann ich mich aus gutem Grund überhaupt nicht erinnern, und an Bilder eines solchen Schwertransports auch nicht. Ziemlich solide gebaut, der Wagen!

Was hat(te) denn H2O aus B., das es anderswo nicht hat? Und wer brauchte es wozu?

Nicht weniger auf dem Schlauch stehend als du,
H.


PS: Genauso wenig ohne: die 219 unterwegs!!!!!!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:21:20:35:18.

Moin,

als Hifo-Leser aus dem Kreis Borken muss ich natürlich zum Borkener Wasser sagen, dass es so klar und rein ist, dass sich selbst größter Aufwand lohnt um das erfrischende Nass in den Pott zu holen ;-) Spaß beseite, ich weiß auch nicht was es mit diesem Transport auf sich hatte. Aber eines weiß ich: hätte es ihn nicht gegeben, dann würden uns heute ein paar Klasse Bilder fehlen!
Auf den heutigen Zustand des Borkener Bahnhofs gehe ich aus Rücksicht auf die etwas zärter beseiteten Leser nicht näher ein. Es wäre zu traurig.
Auf Bild 12 sieht man einen Flachwagen mit etwas rotem, würde mich nicht wundern wenn es sich dabei um Landmaschinen aus Stadtlohn handelt. Damals war die WLE ja noch auf der Nordbahn unterwegs und kam somit auch des öfteren in den Bahnhof Borken.

Viele Grüße und einen schönen Abend wünscht
Daniel

Bei dem Wasserwagen handelt es sich offensichtlich um ein rückgebautes Exemplar der 1941-43 gebauten Wagen zum Transport von flüssigem Sauerstoff zum Raketenversuchsgelände in Peenemünde.
Der Behälter war ursprünglich massiv verkleidet und über den Drehgestellen befanden sich teilweise Begleiterräume, daher die massive Bauweise als "Tiefladewagen mit Wasserkessel". Nach dem Krieg wurden sie als Tiefladewagen, teilweise ausgerüstet mit Ladegerüsten für Blechtafeln, oder eben auch als Wasserwagen weiterverwendet.
Nach dem Ende der Dampflokzeit im Bw Bismarck wurde der Wagen zum Bahnhofswagen degradiert, so habe ich ihn 1978 dort aufgenommen. Was allerdings die geheime Qualität des Borkener Wasser ausmacht, vermag ich auch nicht zu sagen.

Gruss, M.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:22:01:12:53.

... und Klasse, Deine Fotos, Hartmut! Da kommt das Flair der Dampfeisenbahn so richtig rüber.
An Deinem Beitrag sieht man auch wieder einmal die geballte Fachkompetenz hinter den Bildschirmen, denn in Nullkommanichts war Deine Frage nach dem ominösen Wasserwagen geklärt und sogar auch noch mit einem Bild gekrönt! Chapeau!

Schönen Tag noch,
Martin

Hallo,

um diese Zeit wurde der Wasserkran im Bahnhof Borken abgebaut. Evtl. hat das was damit zu tun.
Zum Rest: die WLE fuhr zu dieser Zeit jeden Tag noch (mindestens) einen NG und dazu noch zusätzliche "Ganzzüge", denn Leerwagen wurden auf dem "Gleisstummel" der bereits stillgelegten Strecke zwischen Ahaus und Stadtlohn gefahren und standen dort für ein paar Pfennige an die damals bitterarme WLE. Da die WLE keine Streckenlok in Stadtlohn mehr hatte war das lustig, dann am Bahnübergang zu stehen, wenn mal "eben" 30 leere Wagen verschoben werden sollten....

Die Wagen aus Bild 12 sind am "Zollgleis". Möglich, dass da Wagen von Kemper standen, die Wagen wurden beim damals noch in Borken befinden Zollamt kontrolliert und verplombt. Kemper lieferte immer schon viel in die Schweiz.
Ich erinnere mich noch an eine Reklamation, die ich damals zu bearbeiten hatte, als ein Waggon für Burlo dort "zolltechnisch behandelt" wurde und der Zollbeamte und ich die Tür des Wagens nicht aufbekommen hatten, weil die ganzen Paletten auseinandergebrochen war und die Ware völlig verkeilt kreuz und quer lag. War das ein Theater! Der Wagen stand noch 3 Tage in Borken und konnte erst dann nach Burlo gebracht werden. Da sah ich, dass schon damals max. 2 x die Woche Wagen in Burlo (meist für die Genossenschaft) zugestellt wurden.

Sonst: die überdachten Bahnsteige sind weg, nachdem ausser der Bahnlinie nach Dorsten (-damals weiter Wanne-Eickel, heute Essen) kein planmässiger PV mehr existiert. Die Linien über die B 67/70 nach Bocholt wurde Anf. der 80er abgebaut, die WLE-Nordbahn Anf. 1989, die Strecke nach Burlo (-bis 1979 nach Winterswijk in Holland) ist seit 2005 Geschichte, nachdem sie allerdings bereits 1999 offiziell stillgelegt wurde. Der Bahnübergang hiess auch "Glückaufschranke", es war in den 50ern der meistbefahrende Bahnübergang bei der Bahndirektion Essen.

Der größte Teil der Gütergleise ist weg, eine große Schotterwüste. Der "Hausbahnsteig" an Gleis 1 ist verschwunden, das Gleis wurde entfernt, die Triebwagen halten heute an "Gleis 2".

Güterverkehr: während zu der Zeit noch täglich NG aus Dorsten kamen und min. 2 x die Woche eine Übergabe nach Winterswijk gab ist heute nur noch eine CB in der Woche da, wenn die Bundeswehr-Kaserne nächste Woche schliesst ist damit auch wohl Schluß. Wo damals die Güterhalle stand wurde das Arbeitsamt neu gebaut.
Als Treppenwitz muss verstanden werden, dass aufgrund der Überlastung der Güterstrecken die Niederländer an eine Reaktivierung der Strecke Winterswijk - Borken denken, auf deutscher Seite kaum noch möglich, da in Burlo mittlerweile überbaut.

Ich vermute, dass dann der "Gleisstummel" Richtung Kaserne (früher Strecke nach Coesfeld) auch wohl bald im Hochofen landen wird.

Ein ganz trauriger Borkener, der als kleiner Junge den für damalige Verhältnisse "bunten" Bahnbetrieb von blauen WLE-Loks, gelben NS-Loks und den schwarzen Dampfrössern und roten DB-Loks doch sehr vermisst.

Peter Achterberg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:22:09:11:58.

Vielen herzlichen Dank für Motive, die mir vollkommen neu sind und von Dir mit einer traumhaften Stimmung eingefangen wurden.

Jürgen

..erst von Westerholt (ich war noch niemals auf diesem Bahnhof) und dann Borken, Marebck-Heiden etc..

Zur Funktion des Wasserwagens fällt mir nur ein, dass ersichtlich entwässert wird. Und an diese Stelle kommt ja kein Sickergrubenentwässerungsfahrzeug mit Gummireifen.

"Schweres" Wasser wird es aber wohl nicht gewesen sein...

Gruß

Ingo

PS: Herr H.R. treten Sie weiter..

. . . damit hatte ich nun gar nicht gerechnet, dass auch noch ein Bild des Wasserwagens auftaucht.
Ich danke Dir ganz herzlich, das Bild hier zu zeigen!

Wieder einmal zeigt sich das HistFor von seiner besten und schönsten Seite.

Liebe Grüße
Hartmut

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

da lichtet Hartmut ganz was seltenes ab (das wußte selbst ich als Ruhrpöttler nicht, daß es solche Wagen gab) und dann gibt es auch noch umgehend ein Porträtfoto. Das ist HiFo at its best!

... nachdem ich nun den Unterkiefer von der Tischplatte aufgesammelt und notdürftig gerichtet habe, muss ich hier einmal meinen Dank an Hartmut aussprechen. Einfach klasse Bilder aus Zeiten, wo Marbeck und Borken noch "richtige" Bahnhöfe waren...

Und ein Jumbo als Krönung obendrauf... besser gehts echt nicht! (Wobei 219 001 natürlich auch nicht zu verachten ist :-) )

In der Tat, der Borkener Bahnhof ist heute... naja... "betriebswirtschaftlich optimiert" oder wie das heißt...

Nochmals DANKE!

...ist ja der Wasserwagen. Dann eine 44er zur Beförderung, so etwas würde heute erst gar nicht mehr gefahren.

Oder doch?

Klar, heute wird im Kölner Raum ein K-Wagen mit einem Heizöl-LKW beladen durch eine 225 zu verschiedene Stellwerke und Posten gefahren.

Vielleicht war so etwas auch der Grund dieser Fuhre. Zur Versorgung einer Dienststelle die nicht am Wassernetz angeschlossen war. So etwas soll es damals bei der Bundesbahn noch gegeben haben....

In diesem Sinne...

Manchmal gibt es Tage, da verschlägt es einem die Luft zum Atmen. Gestern war ein solcher Tag.
Manchmal würde ich gerne vorher wissen, was ein Beitrag auslöst.
Manchmal fügt es (- das Forum - wer auch immer - ?) Dinge zusammen, die jahrelang schlummerten und von denen nie gedacht wurde, dass sich da überhaupt etwas zusammenfügen ließe . . .
Manchmal erlebt man unverhofft ein kleines stilles Glück.


@Ossi:
Nur gut, dass mich in diesem Falle Dein Nichtwissen durchaus vor Strafe geschützt hätte . . .

@H.R.:
Wir waren ebenso erstaunt. Und die 219 wird uns noch ein weiteres Mal begegnen.

@Daniel:
Wie auf dem Vollscan des Dias gut zu erkennen ist, handelt es sich bei den roten Teilen auf dem Flachwagen um Landmaschinenteile.

@Peter:
Danke für die zusätzlichen Informationen. So wie Du den heutigen Zustand beschreibst, hatte ich ihn befürchtet, ohne jetzt bei Google-Maps nachzusehen.
Was die Wasserentnahme angeht, meines Erachtens stand dort einmal ein Wasserkran.

@Michael:
Noch einmal aufrichtiger Dank! Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

@Joachim:
Womit Du uneingeschränkt recht hast!

@Martin:
Danke fürs Lob, Martin. Wenn ich sehe, wie schlecht die Negative sind und wie gut die Bilder dann hier auf dem Bildschirm doch wirken, hätte ich vielleicht doch weniger zögerlich sein sollen.
Und das andere, ich bin platt, nach wie vor.

@Jürgen;
Auch Dir Danke fürs Lob.

@Ingo:
Herrn R. zum abermaligen und wiederholten Zutreten aufzufordern, na na na, das muss doch wohl nicht sein, oder? Insbesondere, da . . .

@Rolf:
mir auch schon so etwas androht. Und aus den Schienbeinschonern wird nichts, da dann nur noch stärker getreten werden muss, bis ich mal was merke. Und das nun will ich Euch nicht antun.

@KBS 424:
Schön, dass es gefallen hat.

@Holger:
Auch Dir ein Danke!


Es bliebe noch mehr zu sagen, was ich mir aber für das Ende der kleinen Serie vorbehalten möchte.

Beste Grüße
Hartmut