„Wiehltalbahn“ nennt man die im Oberbergischen gelegene Strecke, die in Osberghausen von der Verbindung Köln – Dieringhausen – Gummersbach – Marienheide abzweigt in Richtung Wiehl – Denklingen – Waldbröl. Seit 1965 gibt es keinen planmäßigen Personenverkehr mehr, und 1995 stellte die Bundesbahn auch den Güterverkehr ein.
Schon seit vielen Jahren bemühen sich die Städte bzw. Gemeinden Wiehl, Reichshof, Waldbröl und Morsbach mit großer Kraftanstrengung darum, die Bahn abreißen zu lassen. Ein Industrieunternehmen in Wiehl will auf der Trasse bauen, die Stadt Wiehl will eine Straße quer über den Bahnhof Wiehl trassieren und den Bahnübergang „sparen“, Waldbröl möchte an der Bahnhofseinfahrt einen Kreisverkehr anlegen und die Trasse zuschütten. Dem entgegen stehen die Bemühungen des Vereins „Wiehltalbahn e.V.“, der seit vielen Jahren u.a. in Zusammenarbeit mir dem Eisenbahnmuseum Dieringhausen touristisch orientierte Personenverkehr anbietet und auch Güterverkehr organisiert. Holztransporte hat es schon verschiedentlich gegeben, und die jetzt gerade abzuarbeitenden Waldschäden (Stichwort „Kyrill“) in Form von vielen tausend Festmetern Holz sollen ebenfalls mit der Wiehltalbahn transportiert werden. Der erste Zug ist heute im Bahnhof Oberwiehl angekommen und wird dort beladen. Bis zum Jahresende sollen nun jede Woche mehrere Züge dieser Art verkehren, die das Holz nach Köln und anschließend weiter nach Süddeutschland transportieren sollen.
Rosenmontag 1977 (21.02.) auf der Wiehltalbahn: Im Bahnhof Denklingen wird der vierteilige 795/995 (von hinten: 795 652, 995 569+567, 795 654, alle Bw Wuppertal) von den Narren gestürmt, die damit in die Karnevalshochburg Morsbach zum Festzug anreisen. Am Ende des Bahnsteigs ist schwach die H-Tafel zu erkennen. Dort aufgenommen wurde das nachfolgende Bild vom heutigen Tag.
Narretei 2007: Rosenmontag ist längst vorbei, aber im Denklinger Rathaus (Gemeinde Reichshof) ist man offenbar stets zu blödsinnigen Aktionen bereit – wenn’s der Bahn nur schadet! Wie sagte doch der Verkehrsminister Wittke unlängst bei der Einweihung eines Kreisverkehrs in Wiehl? Die Wiehltalbahn sei ein verkehrspolitischer Treppenwitz, oder so ähnlich. Wie wahr, hier wird sein Ausspruch mit Leben gefüllt! Im Hintergrund ist die „Sperre“ der Brücke zu erkennen, rechts hinter dem Gebüsch versteckt sie die im ersten Bild erwähnte H-Tafel.
Doch mit diesen Transportleistungen haben die Kommunen „nichts am Hut“. Sie haben inzwischen die Trasse von der Bahn gekauft und dem „Wiehltalbahn e.V.“ den Pachtvertrag gekündigt. Das Verkehrsministerium hat daraufhin die ohnehin nur von Monat zu Monat erteilte Betriebserlaubnis verweigert. Dagegen gibt es ein Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts Köln, das besagt, dass dem Verein eine langfristige Betriebserlaubnis auch ohne Pachtvertrag ausgestellt werden muss. Das Ministerium verweigerte den Schein jedoch trotz des Urteils und wurde per Einstweiliger Verfügung zur Erteilung verpflichtet. Mit allerlei Albernheiten versuchen nur die Gemeinden querzuschießen. Die Gemeinde Reichshof hat nun eigenmächtig im Ort Denklingen den Viadukt über die Bundesstraße mit Absperrgittern und Flatterband unbefahrbar gemacht. Grund: Morsche Bretter im Bohlengang, Fußgänger (!) könnten herabstürzen. Außerdem habe das Straßenbauamt, so die Gemeinde, die Brücke per Gutachten als baufällig bezeichnet.
Da fragt man sich natürlich, was die Gemeinde auf dem Gleiskörper zu suchen hat und wieso sie dort Fußgänger mutmaßt, die dort wandern könnten…? Und überhaupt: Was geht das Straßenbauamt die Eisenbahnbrücke an, die durch das EBA nicht gesperrt wurde?
Die Dieringhausener 211 231 ist am 3. August 1977 mit dem Üg 66803 Dieringhausen – Waldbröl im Wiehltal unterwegs und passiert gerade den Bahnhof Oberwiehl.
Ein weiteres Bild aus dem Bahnhof Oberwiehl, aufgenommen am 7. März 2007. Die 261 671 der privaten „Aggerbahn“ rangiert Holzwaggons im Bahnhof Oberwiehl. Im Hintergrund ist das ehemalige Empfangsgebäude zu erkennen.
Die Wiehltalbahn und die von den Kommunen immer neu geschürten Streitigkeiten geraten immer mehr zum verkehrspolitischen Treppenwitz. In der einzigen Tageszeitung tobt eine Leserbriefschlacht pro (!) Bahn, der Wiehler Bürgermeister will angeblich Morddrohungen von Bahnfreunden erhalten haben (Beweise blieb er schuldig). Die „hohen“ Politiker aus der schwarzen Landtagspartei und ihre gelb-blauen Gesinnungsgenossen nutzen jede Gelegenheit, um sich gegen die Bahn auszukotzen (Totschlagsargument Nr. 1:ARBEITSPLÄTZE). Ein Landtagsabgeordneter, der sonst keine Gelegenheit auslässt, sich lobhudelnd über das Ehrenamt zu verbreiten, befand zu den ehrenamtlich arbeitenden Wiehltalbahnern kurzerhand: Die sollen sich vom Acker machen! Und die SPD? Uneinig, uneinsichtig, unwichtig – mit einem Wort: unmöglich! Einziger Lichtblick: Die Grünen, aber die sind nun einmal alleine zu schwach.
Die vier hier eingestellten Aufnahmen zeigen Situationen früher und exakt heute, nicht an identischen Stellen, aber immerhin in der Nähe. Sie sollen an diese landschaftlich schöne Strecke erinnern, die von den Kommunen zerstört werden soll. Deshalb benötigt die Wiehltalbahn Hilfe und Unterstützung – durch Fahrgäste, Besucher vor Ort, durch Leserbriefe, Mitgliedschaften, Spenden und „tatkräftige Hände bei den regelmäßigen Arbeitseinsätzen. 2005 konnten immerhin zahlreichen HiFo-Leser an einer eigens organisierten Sonderfahrt mit einem Bi und einer Köf 2 teilnehmen. Wer sich näher informieren möchte, dem sei die Homepage
[www.wiehltalbahn.de] sehr empfohlen. Dort sind auch die zeitliche Entwicklung im Streit um die Bahn sowie die Berichterstattung in der Presse wiedergegeben. Prädikat: besonders lesenswert!
Es grüßt
Der Bergische!
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Jeder Dritte, der nach Bildmaterial zu diesem Beitrags fragt, wird erschossen. Zwei waren schon da...
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:07:20:26:31.