Hallo Hifo!
Hier nun der eigentlich letzte Teil meines Indienrundumschlags. Beginnen will ich mit den allerletzten halbwegs hochwertigen Dampfleistungen Indiens. Die Western Railways hatten bis Mitte der 90er Jahre ein überwiegend meterspuriges Streckennetz. Als wir im September 1997 dorthin kamen, war aber bereits ein großer Teil der Hauptstrecken auf Breitspur umgenagelt oder stand kurz davor. Auf jeden Fall war hierdurch eine große Zahl an Dieselloks frei geworden, die zu unserer völligen Zerknirschung gerade den Gesamtbetrieb zwischen Chittaurgarh und Udaipur übernommen hatten. Im BW Ranapratapnagar (kennt jemand einen Ortsnamen mit mehr „A“´s?) standen noch ein paar Maschinen kalt herum, aber überall waren schon die Wasserkräne und –türme beseitigt worden. Hier war endgültig Feierabend! Also nichts mit Dampf am Festungsmauerdurchbruch bei Debari. Aber immerhin gab es noch die zweitrangige Hauptstrecke von Chittaurgarh über Ratlam und Indore nach Mhow. Ein Dampfzugpaar lief die gesamte, 326 km lange Distanz bis Mhow durch – mit 10-12 Wagen im Schlepp und bis zu 90 km/h schnell. Das andere Zugpaar mit Dampf verkehrte dagegen nur bis Ratlam, ungefähr auf halber Strecke. Kurz: so wirklich tobte der Bär dort auch nicht mehr (rein quantitativ gesehen). Da aber eine Fernstraße parallel lief, waren Zugverfolgungen möglich – vorausgesetzt, man hatte einen Jeep zur Verfügung, der es mit den bombentrichterartigen Schlaglöchern auf der Fahrbahn aufnehmen konnte. Doch selbst mit Jeep erwies sich das Unternehmen als abenteuerlich: die Straße war nicht nur extrem schlecht, sondern ebenso verstopft. Nicht wenige LKW waren in den Kratern umgekippt, und die überaus zahlreichen anderen mussten mühsam um die Unfallstelle herumkurven. Mit einem Dampfzug im Nacken kann das äußerst nervenaufreibend werden! Und dann gab es da noch diese Damen, die vom regen LKW-Verkehr, bzw. dem Vorhandensein zahlreicher LKW-Fahrer profitierten und in den Hütten am Straßenrand eine gewisse Form des Nahverkehrs praktizierten. Da dies z.T. scheinbar im Freien auf einfachen Holzpritschen geschah (ok, ok, DAS haben wir dann doch nicht live gesehen, aber es standen tatsächlich Betten VOR den Hütten!), kann man getrost sogar von öffentlichem Nahverkehr sprechen. Gründe für Verkehrschaos gab es also zu Hauf, ganz davon zu schweigen, dass auch bewaffnete Unholde ab und an ihr Unwesen trieben... Bei der mittlerweile beschränkten Auswahl gab es für den Dampffan aber kaum eine Alternative. Und die Strecke war auch nicht eine der uninteressantesten!
Hier sehen wir die Ausfahrt der YP2151 aus dem Bahnhof Nimbahera, aufgenommen vom Signalmast des Breitspurgleises.
Aufgrund der bedeutenden Zementindustrie in dieser Gegend war ein Teilstück der Hauptstrecke bereits Doppelspurig ausgelegt. Die Undichtigkeiten an den Zylindern künden vom mitleiderweckenden Erhaltungszustand kurz vor Ende des Dampfbetriebs. Selbst, wenn man gewollt hätte: lange wäre das nicht mehr gut gegangen! Bei den kurz zuvor verdieselten Leistungen auf der steigungsreichen Strecke von Ahmedabad nach Udaipur waren zuletzt stundenlange Verspätungen, bzw. Zugausfälle aufgrund des heruntergewirtschafteten Zustandes der Dampfloks absolut alltäglch.
Einige extrem holprige Straßen-Kilometer hinter Nimbahera haben wir den eben gesehenen Zug wieder eingeholt. Mit Volldampf geht es hier gerade über einen kleinen Bahnübergang irgendwo im Nichts. Eine weitergehende Verfolgung wurde durch den leckenden Kühler unseres Jeep vereitelt...
Weiter südlich stößt man dann auf diese riesige Flussbrücke. Zum Glück schafften wir es auch mit kaputtem Kühler bis hierher und konnten während der Reparatur den Gegenzug ablichten. Wie man sieht, sind die sonst eher mickerigen Rinnsale unterhalb der Brücken in der Regenzeit stattliche Flüsse, die solch große Bauwerke zwingend erforderlich machen. Die Brückenpfeiler sind angesichts der bevorstehenden Umspurung bereits mit einer zusätzlichen Betonschale verstärkt worden. Im Vordergrund die örtliche Badeanstalt.
Noch ein Stückchen weiter bekommt man eine Ahnung von der üppigen Vegetation zu dieser Jahreszeit. Wieder sehen wir einen Zug in Richtung Norden.
Sicherlich sind 90 km/h kein Pappenstiel und die Sichtbarkeit von Signalen wird nicht selten durch hohe Signalmasten verbessert. Aber solch einen Mast wie diesen hier würde ich auch für indische Verhältnisse als absolut unüblich bezeichnen!!! Leider zieht sich der Himmel wieder einmal zu, und ein paar Minuten später bricht ein Wolkenbruch los. Die auf dem Wagendach reisenden Passagiere werden in Kürze also eine gewaltige Erfrischung erleben. Christliche Klöster sind übrigens in Indien auch nicht an jeder Ecke zu sehen – zumindest nicht mit Dampfstrecke gleich nebenan.
Zurück nach Chittaurgarh. Wir hatten das beste Hotel der Stadt gewählt (was jetzt nichts heißen mag, dazu gleich mehr...). Das Abendessen gab es im riesigen, aber außer uns völlig leeren Speisesaal, der mit roten und grünen 20-Watt-Birnen ungeheuer intim beleuchtet war. Gerade waren wir mit dem Essen fertig, als sich zwischen uns gaanz, gaaanz langsam von hinten her eine Hand unserem Tisch näherte, auf eine leere Colaflasche zusteuerte, diese blitzschnell packte und nach hinten wegriss. Das kam etwas überraschend und ich werde niemals den leicht befremdeten Gesichtsausdruck meines Kollegen M. vergessen. Der lautlos herangeschlichene Besitzer der Hand entpuppte sich als Kellner, der die Colaflasche inzwischen irgendwo abgestellt hatte und nun in schleimigst denkbarem Tonfall fragte: „Misterr, you havve a Coin frrom yourr Countrry, you havve, a Coin, havve you yes yes please?“ Dass er dabei in untertänigst-gebuckelter Haltung dastand und sich ununterbrochen grinsend die Hände rieb, paßte auffallend zur Unheimlichkeit der Situation. Das einzige, das jetzt noch fehlte, wäre ein leichtes Sabbern gewesen. Schauder! Gut, er bekam eine 10-Pfennig-Münze, was aber zur Folge hatte, dass er zu unserem Unmut nun erst recht den Rest des Abends um uns herumschleimte. War der Auftritt mit der Flasche für sich genommen einfach nur bizarr, stellt der Kellner als Gesamtkunstwerk eines der surrealsten Erlebnisse der ganzen Fahrt dar. Aber wer nach Indien fährt, sollte mit seltsamen Erlebnissen rechnen.
Der nächste Morgen. Gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang macht sich eine YG mit ihrem Zug auf den Weg nach Ratlam. Zwar besitzt Chittaurgarh auch einen Berg mit einer der größten Festungsanlagen, die ich überhaupt je gesehen habe, aber mit dem Dampfzug zusammen war dieses Highlight leider nicht aufzunehmen. Doch auch ohne Extremhintergrund war es sehenswert, wie dieser Zug sich mit Karacho auf den Weg nach Süden machte.
In Nimbahera hatten wir den Zug einmal mehr eingeholt. Und hier hatte ich nun ein leichtes Problem bei der Bildauswahl: Qualmender Zug beim Wassernehmen oder fotogener Einheimischer mit Zug im Hintergrund? Ich gehe auf Risiko und nehme das etwas andere zweite Motiv, das mir persönlich besser gefällt.
Wie sieht´s aus? Gefällt euch so was auch? Ihr könnt entscheiden. A): Ihhh bloß nich! Aufhören! B): Ahhh, endlich mal! Mehr!
Wie auch immer, beim anschließenden Kraftstart aus Nimbahera kommen beide Lager auf ihre Kosten:
Ab in den Jeep und hinterher. Leider konnten wir die Strecke ab hier nicht durchgängig im Auge behalten und ließen den Fahrer mächtig auf die Tube drücken. Erst ein ganzes Stück weit hinter dem nächsten Bahnhof
beschlossen wir zu warten – sicher ist sicher. Ein Blick ins Kursbuch zeigte, dass wir gut in der Zeit lagen und ordentliche Reserven hatten. Ich verkürzte mir die Warterei, indem ich ein paar hundert Meter die Strecke entlang lief, während mein Kollege M. in geradezu buddhistischer Ruhe auf seinem Fotokoffer hocken blieb und bewegungslos der schwülen Hitze trotzte. Bei meiner Rückkehr musste ich dann amüsiert feststellen, dass M. inzwischen von einer ganzen Schar gewisser Damen vom Landstraßenrand bedrängt wurde, den örtlichen Nahverkehr auszuprobieren: „Ihihihiii, come Misterr, come, bed!“ Die Ernsthaftigkeit des Angebots wurde durch ständiges Anstupsen mit dem Finger unterstrichen: „Come bed –anstups– come misterr!“ - - „No!“ - - „Misterr!! Misterr!!! Ihihihi! Come – anstups – come! Ihihihi! –anstups anstups– Bed!!!“ - - „No!!!!!“ Muss ich erwähnen, daß für uns ein derartiger Geschäftsabschluss aus vielerlei Gründen und Prinzipien natürlich nicht im entferntesten in Frage kam? Kam jedenfalls nicht.
Das ging jedenfalls eine ganze Weile so hin und her und bot ein kurzweiliges Schauspiel. Uns fiel dadurch gar nicht mehr so recht auf, dass der Dampfzug inzwischen bereits seit geraumer Zeit überfällig war. Erst als dieses Gefährt hier auf freier Strecke vorbeikam...
...ahnten wir, dass es wohl noch länger dauern könnte. Und nun die Rätselfrage: Welcher der abgebildeten Herren ist wohl der Vorgesetzte? Dass nach ungefähr 2 Stunden Warterei unser Zug dann mit einer Diesellok vorbeibrummte, war zwar ein Rückschlag, wurde aber dennoch mit Humor genommen.
Kommen wir nochmal auf die Übernachtungen zurück. Nicht nur in Chittaurgarh, auch in Ratlam kann man übernachten. Hier hat man die Wahl zwischen mehreren Kategorien: indische Knastzelle, miese Bruchbude oder halbwegs akzeptabel. Die Zimmerpreise unterschieden sich zwar deutlich voneinander, sind aber auch in der besten Kategorie immer noch so lächerlich billig, daß man gar nicht überlegen muß. Trotzdem hatten wir nur so zum Spaß erst einen Blick in das Billigzimmer im Bahnhofshotel geworfen. Ein unbeschreiblicher Anblick! An der Wand hing eine Fototapete, die das Matterhorn (!) in kitschigstem Postkartenlicht zeigte. Diese Tapete war nun zu ungefähr 40% mit grünen Algen o.Ä. überwachsen und das Beste: das Foto bewegte sich! Bei näherem Hinsehen waren es entäuschenderweise dann doch nur Unmengen von Geckos, die gerade fluchtartig das Weite suchten. Diese allein waren kein Grund zur Beunruhigung, ganz im Gegenteil - die Anwesenheit von Geckos reduziert die Menge des Ungeziefers im Zimmer! Den Grund für die Anwesenheit derartig vieler Geckos wollten wir dann aber doch lieber nicht herausfinden! Wir hauten also statt dessen richtig auf die Kacke und mieteten für etwa 2 DM das GUTE Zimmer...
Zum Abschied von dieser Strecke lasssen wir noch einmal den Zug aus Mhow an uns vorbeidonnern: die heiligen Kühe für den Inder sieht man im Vordergund, die für uns dahinter.
Tour- und Themenwechsel. Im Jahre 1993 hatten wir im World Steam gelesen, dass das BW Sonpur noch etwa 10 WP einsetzen sollte, dagegen das auf der gegenüberliegenden Gangesseite gelegene BW Daranpur 35 WG. Wir entschieden uns für die Quantität. Bestärkt wurde unser Entschluß durch eine örtliche Besonderheit am Bahnhof von Hajipur. Eigentlich wollten wir im dortigen Übernachtungsraum unser Basislager aufschlagen, sahen aber abrupt davon ab, weil rund um die Uhr aus dem Bahnsteiglautsprecher typisch indische Schlagermusik in typisch indischer Lautstärke durch die ganze Stadt brüllte. Von unserem alternativ gewählten Zimmer am anderen Ende der Stadt konnten wir das Bahnsteigspektakel zwar immer noch hervorragend wahrnehmen, aber immerhin nur noch in Zimmerlaustärke. Das ganze wurde dann noch ergänzt durch die wunderbar lautstark losdonnernden WPs, die etwa im Stundentakt auftauchten. Trotzdem blieben wir bis etwa mittags liegen – die ganzen Zugübernachtungen bis dahin waren etwas anstrengend. Danach zockelten wir mit einer Motorrikscha nicht etwa zum Bahnhof, sondern über den Ganges bis Patna. Hier wollten wir zunächst Tickets für den Express bis Bankura organisieren, wurden aber ganz besonders unangenehm durch die Tatsache überrascht, dass wir keine Platzreservierung bekommen konnten. Wer jemals das Gedränge in den nicht-reservierungspflichtigen Wagen bei Expresszügen erlebt hat (teilweise werden die Leute mit Bambusstöcken hineingeprügelt!!!), kann unser Enttäuschung evtl. nachvollziehen. OK, dann eben mit Bummelzügen durch die Nacht... Bis die Tickets dafür erworben waren, war eine nicht unerhebliche Menge an wertvollem Fotolicht verplempert. Damit allein hätten wir ja noch fertig werden können. Aber nun bahnte sich der absolute Tiefpunkt der ganzen Tour an. Keinem von uns war nämlich aufgefallen, dass wir bis dahin noch keine einzige Dampflok gesehen hatten! Die Erkenntnis sollte uns beim Betreten des BWs nun um so härter treffen. Die ungefähr 30 WG standen zwar bei allerbestem Abendlicht dichtgedrängt vor dem Schuppen, waren aber seit geraumer Zeit außer Betrieb! Zu allem Überfluss wurden einzelne Maschinen gerade per Schneidbrenner in handliche Stücke zerlegt. WAAAAAAH!!! Aber halt, etwas dampfte dennoch, war da doch noch dieser resige Dampfkran, mit dem die Dampfloktrümmer weggeräumt wurden. Nichts gegen Dampfkräne, aber dieser Einsatz war einfach zu niederschmetternd! Wenn man an die nächtlichen WP-Anfahrten am anderen Ufer und den 1a-Pflegezustand der Maschinen aus Sonpur dachte, konnte einem regelrecht schlecht werden. Mittlerweile ging es stark auf Sonnenuntergang zu - und für eine erneute Gangesüberquerung war es zu spät. Eine weitere Übernachtung kam auch nicht in Frage, weil wir uns in Bankura mit unserem Freund Ameling treffen wollten. Also geordneter Rückzug! Als wir nun ziemlich niedergeschlagen zum Bahnhof zurückgingen, hob sich unsere Stimmung aber dann doch wieder. Nein, nein, kein Dampfzug. Sondern das hier:
Wenn jemand Näheres zu diesem Boliden weiß – immer raus damit! Von der Nacht in diversen Bummelzügen sei nicht viel berichtet. Ständige innere Unruhe, das Umsteigen zu verpassen, gepaart mit etwas schmuddeligen Holzbänken – viel geschlafen hatte ich nicht. Bei jedem längeren Aufenthalt latschte ich auf dem Bahnsteig herum und wurde so rechtzeitig der Tatsache gewahr, dass sich in Adra eine wunderschöne WG vor unseren Zug setzte. Das war einmal eine schöne Überraschung - irgendwelche Dampfleistungen auf dieser Strecke waren uns nicht bekannt. Der Lokführer hatte keine Einwände, mich auf dem Führerstand mitzunehmen. So schnell war ich selten wieder munter! Und los ging es. Ein (trotz Linksverkehr recht sitzender) Lokführer, zwei Heizer und dann noch 4 Gestalten auf dem Tender, die sich an der Kohle zu schaffen machten. Letztere gehörten allerdings nicht zur offiziellen Besatzung, sondern waren lediglich in aller Ruhe beim Kohle „fringsen“ – mit Duldung des Personals. Kurz hinter dem Bahnhof wurde extra noch angehalten, damit sie absteigen und ihre Beute wegschaffen konnten. Nach der unbequemen Nacht im Bummelzug hatte ich nun zur Entschädigung eine wunderschöne Dampflokfahrt vor mir, unterbrochen durch Fotos an jedem Bahnhof und an jedem halt-zeigenden Signal. Übrigens pflegten bei längeren Signalaufenthalten auch die meisten der übrigen Mitreisenden auf freier Strecke auszusteigen und sich im Gegengleis die Füße zu vertreten. Auch in unübersichtlichen Kurven. Hier sehen wir einen solchen Fall – dies ist kein Bahnhof und auch kein eigens arrangierter Fotohalt.
Selbst der Lokführer hockt in aller Ruhe auf dem Schienenkopf in Höhe des Führerhauses. Gewundert hatte mich das aber irgendwie nicht mehr. Dass übrigens irgend jemand einen potentiellen Gegenzug rechtzeitig bemerken würde, bezweifele ich.
In Bankura angekommen. Die Lok hatte man zuvor zum Wassernehmen aus unerfindlichen Gründen abgekuppelt und vorgezogen, doch nach ein paar Minuten geht es weiter in Richtung Kalkutta. Der nette Stellwerker lud zu einem Tee- und Fotoaufenthalt bei sich ein und wies stolz auf die Kinderhorde hin: „Look Misterr, young Indian boys and men – the pride of India!!!“ Ich hätte zwar irgendwas betreffend Überbevölkerung andeuten können, verzichtete aber auf jeglichen Kommentar. Rechts hinter den Bäumen im Hintergrund übrigens die Schmalspuranlagen, die unser eigentliches Ziel waren.
Leider fuhr die Schmalspurbahn am Wochenende nicht. Aber das sollte kein Problem darstellen: der unerwartete Breitspurdampf war auch nicht schlecht und dann gab es da noch diese Brücke ein paar Kilometer hinter dem Bahnhof...
... die für Züge aus beiden Richtungen ein nettes Motiv abgab. Und als dann noch ein pensionierter Eisenbahner, der an der Brücke wohnte, aus lauter Freude über unser Interesse an „seiner“ Bahn zum Tee einlud, konnte man von einem rundum gelungenen Tag sprechen.
Auch ohne Brücke war es immer wieder ein Erlebnis, wenn ein Dampfzug durchkam. Zumal bei den Loks fast alle Farbvarianten vorhanden waren: Dunkelbraun, hellrot und – wie hier zu sehen – hellgrün. Eigentlich hatte jede Direktion ihr eigenes Farbkonzept, doch wurde offenbar in den letzten Monaten des Dampfbetriebs bei Umstationierungen nicht mehr allzu viel Wert auf korrekte Einhaltung desselben gelegt.
Tja. Wenn ich mir das alles so hintereinander ansehe, muss ich doch staunen, was in 5 Wochen alles zu schaffen war. Stromlinienloks, leichte Pazifiks, Schwere Mikados, mehrere Spurweiten und dann noch Loks von 1873...
- hier ist es die „Tweed“ der Zuckerfabrik Saraya in der Nähe von Gorakhpur; die Schranken dienen primär zur Vervollständigung des Straßenbildes und haben rein dekorative Funktion – etwas Vergleichbares hatte in den 90ern in diesen Mengen kein anderes Land der Welt mehr zu bieten. Sicher lief in China quantitativ wesentlich mehr, aber vergleichbar war das mit Indien hinsichtlich des Erlebniswertes und des Baureihenangebotes in keiner Weise. Um so viel wie möglich davon mitzubekommen, zogen wir die harte Tour durch: rund 50% der Übernachtungen fanden im Zug statt und wenn nicht, mussten wir nicht selten mit Bruchbuden vorlieb nehmen, um die wir auf der übrigen Welt einen ganz großen Bogen machen würden. Auf diese Weise kam ich immerhin für die ganzen 5 Wochen im Lande mit 800 DM aus, was dem Budget eines Studenten natürlich sehr entgegen kommt.
Doch auch wenn die Tour extrem anstrengend war (und die 1997er Tour um ein Haar meine letzte gewesen wäre...) – missen möchte ich kaum etwas davon! Und scheinbar haben ja auch einige von euch Gefallen gefunden. Für die vielen positivern Rückmeldungen bedanke ich mich jedenfalls herzlichst – ich hätte im Leben nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet! Bevor ich nun vollends in bühnentaugliches Publikumsanschleimen abgleite, eröffne ich euch lieber die Tatsache, dass ich hmmjavielleicht doch noch den einen oder anderen Teil auf Lager hätte. OK? Demnächst... Hausaufgabe: dichtet einen deutschen Schlager der Kategorie „Urlaub/Fernweh“ über den diesbezüglich immer noch zu kurz gekommenen Ort Ranapratapnagar. Die Ergebnisse könnt ihr Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunden und Familie zur Bewertung vortragen. Aber AUF GAR KEINEN FALL MIR. Wehe!!!!!!
Allein durch die bloße Vorstellung schaudernd grüßt
Christoph