Für alle Neueinsteiger: Hier geht’s zum ersten Teil.


Wieder ein Ortswechsel. Wir fuhren nach Mestre, dem "landseitigen" Teil der Lagunenstadt Venedig. Und schon begegnete uns (ich glaube auf dem Weg zum Deposito, genau weiß ich es aber nicht mehr) wieder eine Signorina in Form der 625.107 (Saronno 1914). Diese Lok besaß einen Scheibenradsatz als Vorlaufachse, was wir bis dahin noch nicht gesehen hatten (Bild 15):




Ein Rundgang durch das Deposito Mestre, dessen Tore uns nach Vorlage der "Erlaubnis aus Rom" bereitwillig geöffnet wurden, erbrachte trotz schlechten Wetters noch einige interessante Aufnahmen. Im Bild 16 wartet 740.455, eine Lok aus dem 25 Lokomotiven umfassenden Lieferlos von Henschel (19353/22), auf weitere Aufgaben:




Mit 625.091 (OM 546/14, Bild 17) erkennen wir eine weitere Signorina mit Scheibenradsatz, die gemütlich vor sich hin schmauchte:




Sogar zwei Nassdampfloks der Gruppe 835 (Cn2t, Vmax 55km/h, 370PS, Dienstgewicht 45,3t) mit zweischienigem Kreuzkopf konnte man uns zeigen, die kalte 835.222 (OM 1911) und die angeheizte 835.234 (OM Napoli 655/15, Bilder 18 und 19):





Geräte dieser Art in der Größe einer T3 fuhren bei der DB schon lange nicht mehr!


Zwischen anderen Lokomotiven entdeckten wir dann die erste Lok der Gruppe E656, die E656.001 (Sofer 1975), damals noch nicht als "Caimano" bezeichnet. Davon – und von E444.060, einer "Tartaruga" (hier nicht gezeigt), wurden abweichend vom Entschluss, nur Dampfloks zu fotografieren, auch Bilder angefertigt (Bild 20):




Am nächsten Tag war leider die Rückkehr wieder angesagt. Wir wussten aber von einer Güterzugleistung einer Trentiner 940er, die ins Val Sugano Richtung Roncegno (östlich von Trient) gehen und dabei den wunderschönen Steinbogenviadukt über den Dächern von Trient befahren sollte. Nachdem wir einen schönen Fotostandpunkt ausgesucht hatten, mussten wir auch nicht sehr lange warten. Nur – leider fuhr keine 940er, sondern 625.142 (Ansaldo 1278/22). Das malerische Ambiente und der bunt zusammengewürfelte Güterzug entschädigten uns aber für das Missgeschick.
Genießen wir das Schauspiel über den Dächern von Trient. In den Bildern 21 bis 25 kommt 625.142 weit sichtbar auf dem schön geschwungenen Steinbogenviadukt in gemächlicher Fahrt uns entgegen:












Dann mussten wir hinterher, und weil der Zug eine starke Steigung zu erklimmen hatte, holten wir ihn kurz vor dem Bahnhof Villazzano, noch zum Stadtgebiet Trients gehörend, wieder ein.

"Schaff ichs denn noch, schaff ichs denn noch", so hörten wir die Lok angestrengt die Steigung heraufkeuchen (Bilder 26 bis 28):








Im Bahnhof Villazzano wurde angehalten, um für die folgende Bergfahrt genug Dampf zu haben. Etwa 30 Minuten lang wurde Wasser gekocht (Bild 29):




Dann gings weiter. Mit mächtiger Dampfentfaltung fährt 625.142 in die Steigung direkt hinter dem in einer Ebene liegenden Bahnhof ein und keucht an uns vorbei (Bilder 30 bis 32):








Die weitere Rückfahrt brachte noch Fotos aus Innsbruck, Wörgl, Kufstein, Freilassing-Berchtesgaden, Augsburg und Stuttgart. Auch diese Bilder könnten eines Tages Stoff für eine weitere HiFo-Serie bilden.

Was mich noch interessiert: Kennt einer der verehrten HiFo-Gemeinde eine Quelle für Fabriknummern der Fahrzeuge der FS? Ich würde mich über jeden Hinweis freuen.

Literatur:
W. Messerschmidt, Geschichte der italienischen Dampflokomotiven, Orell Füssli Verlag, Zürich 1968
F. Cherubini, Materiale Motore F.S. Italia 1979-01-01, Stenvall Verlag, Malmö 1979

Bleibt mir an dieser Stelle nur noch, meinem Freund Klaus Scholz zu danken, der diese Reise überhaupt erst ermöglichte und auch mit seinen Sprachkenntnissen nicht unwesentlich zum Gelingen beitrug.

Schönen Tag noch,

Martin W.

Edit: Link wieder gangbar gemacht
Edit2: Bilder neu bearbeitet

Meine DSO-Beiträge: [www.drehscheibe-foren.de]



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:10:17:59:14.

Ich dachte die Bilder seien schon nicht zu überbieten!

Aber Du zeigst hier schon super Dinge.

Mein Favorit ist die Serie mit der anstrengenden Güterzugleistung, dieser "großen" Lokomotive. Steht der Viadukt heutzutage noch oder wurde er der Moderne geopfert?

Mit herzlichem Dank und Grüßen aus dem Bergischen

Gerne mehr - ich bin begeistert (gerne auch noch Elloks - wie E 444 u.a.)

Vielen Dank und viele Grüße

Christian Hansen

,.

, dass Du bisher nur im Forum mitgelesen und uns diese Bilder und die der Krupp´schen Werkbahn vorenthalten hast. ;-)


Echt Klasse

Gruß latos

Christian - Du hast mich überzeugt. Das Bild war schon fertig, aber - ists was fürs HiFo?

Hier ist es: Lok E444.060 steht zwischen zwei Altbauelloks (die ich total missachtet habe...) im Deposito Mestre am 29.9.1976 und sieht bereits gar nicht mehr neu aus!



Schönen Abend noch,

Martin W.

Edit: Bild neu bearbeitet



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:02:10:18:00:21.

Hallo V100,

zum Steinbogenviadukt kann ich leider nichts sagen. Ich war seit dieser Reise leider nicht mehr dort. Wir brauchen aber nur dem Publikum zu vertrauen, denn das ist eine typische Frage für den Publikumsjoker!
;-)

Also, Freunde, steht der Viadukt noch und - vor Allem - wird er noch befahren (von Schienenfahrzeugen natürlich)?

Martin

auch wenn's Wetter icht so dolle war, so hat sich das doch wirklich gelohnt allein die Zugaufnahmen mit der Signorina sind ja echt *blonk*-verdächtig!

Wegen der FN°: mail mich mal an, Martin, ich glaube, ich habe da was

...einfach umwerfend!

Hendrik.

...es ist der bekannte Viadukt "Gocciadoro" in Trient, am Anfang der heute noch nicht elektrifizierte Strecke Trient-Bassano.
Gruss

Na das ist doch eine Aussage !
Danke feinregler! Ich hoffe ich kann den Hinweis mal nutzen und komme dort mal hin.

Du hast natürlich Recht behalten Martin und es hat sich in unserer Mitte mal wieder jemand gefunden, der es wissen würde.

Außerdem kaufe ich noch ein "l" für meine Überschrift ganz oben, danke an Joachim;-) für den Hinweis.

Wünsche Euch die Ihr sicher schon selig schlummert eine ruhige Nacht und Gruß aus einem Dorf am großen Fluss

Hallo,

deine Frage, ob die E44 historisch sei, kann ich ganz klar mit JA beantworten.

Die originale E444 ähnelt ein wenig der 103 der DB. Nachdem die Loks in die Jahre gekommen waren, entschluss sich die FS zu einer (grundlegenden?) modernisierung der Loks der Baureihe E444. Hierbei wurde unter anderem auch der Kopf "abgetrennt" und durch einen damals moderneren Kopf ersetzt, evtl hat man sich bei der DB 120 Anregungen geholt. Ich selbst habe 1995 das erste Mal in Italien Fotografiert und mir ist auch damals schon keine alte E444 mehr begegnet, im sommer 1994 muss es aber noch einige alte Exemplare gegeben haben.

Viele Grüße

Christian

Hallo Martin,


wahre Schätze hast Du da ausgegraben !

Ich hätte gar nicht gedacht, dass in den 70er Jahren in Italien noch so der Bär gesteppt hat. Ich weiß nur noch in dunkelster Erinnerung, dass wir irgendwo in der Po-Ebene anno 1982 eine größere Anzahl abgestellter Dampflokomotiven haben stehen sehen. Natürlich haben wir nicht angehalten, wir waren ja auf Urlaubsreise und klein Marcus war damals gerade 7 Jahre alt - etwas später hätte ich wohl einen Nothalt erquengelt.

Kaum zu toppen ist die kleine Serie mit dem Steinbogenviadukt !

Da bin ich echt gespannt, was noch komm !


Viele Grüße


Marcus

Super Bilder - Vielen Dank

Und was mich ganz besonders glücklich macht:
1977 war ich das erste Mal auf Schüleraustausch in Frankreich.
Die An- und Abreise nach Nizza erfolgte mit dem Kurswagen Wien Süd - Villach - Venezia - Milano - Genova - Marseille und dauerte jeweils etwa 24 Stunden. (So eine Fahrt kann man sich heute auch gar nicht mehr vorstellen* - war hatten einen Sonderwagen, natürlich ohne Klimaanlage, mit 8 (!!!) Plätzen im Abteil.)
Und da kann ich mich erinnern, dass jedenfalls 77 - wahrscheilich auch 78 - 80 glaube ich nicht mehr - in Udine mit Dampf gehobelt wurde.
Jeder, den ich das erzähle, sagt mir, dass das ´nicht sein könne, 77 gab es keinen Dampf mehr in Italien. Aber diese reportage belehrt mich eines Besseren, ich habe doch recht, wenn ich mich an den Dampfverschub erinnere.

* Allein Wien - Venedig gegen 11 Stunden, alleine in Österreich mindestens 20 Halte. Die Lokalbahn Kapfenberg - Au ebenso noch in (Güterzug)betrieb wie die Höllentalbahn, in Treibach Althofen ein riesiger Schmalspurdampflokfriedhof.
Der erste größere Verschubhalt in Villach, die innerösterreichischen Wagen wurden abgehängt, Kurswagen aus München, die über Salzburg kamen, beigegeben.
Der nächste in Tarvisio, hier wurden Wagen des italienischen Binnenverkehrs beigegeben.
Weiters Udine: Die Kurswagen Wien bzw. München - Triest wurden abgehängt, Schlaf- und Liegewagen nach Rom beigegeben.
Venezia SL: Die Wagengruppe Wien - Venedig mit dem Speisewagen blieb dort, um am nächsten Morgen wieder zurückzukehren; ebenso die Wagengruppe aus München.
Einige Wagen jedenfalls auch aus Wien, ob auch aus München weiß ich nicht mehr, fuhren nach Rom und unsere Kurswagen wurden dem Nachtzug Triest - Ventimiglia beigegeben.
In Verona erfolgte die nächste Kurswagenbeigabe, nämlich eine Wagengruppe München - Ventimiglia / Marseille, die mit einem Nachtzug nach Bologna über den Brenner gekommen war.
Ob in Mailand etwas mehr passierte, als ein Fahrtrichtungswechsel, weiß ich nicht mehr.
In Genua jedenfalls wurden die inneritalienischen Schlaf- und Liegewagen aus Triest abgehängt und ein paar Sitzwagen nach Marseille beigegeben.
In Ventimiglia blieben neben weiteren italienischen Sitzwagen auch der der DB Schlaf- und Liegewagen aus München zurück.
In Nizza schlußendlich wurden noch einige französische Inlandswagen nach Marseille angehängt.

So einen Zug muß man sich heute vorstellen, wenn ich das meinen Kinder erzähle, glauben die, dass ich spinne.

Und zum Abschluß eine kleine Quiz - Frage:
Was war die ganz große Besonderheit an dieser ÖBB-Kurswagenverbindung Wien - Marseille bzw. der DB Kurswagen München - Marseille?



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:02:09:15:53:02.

Hallo Klosterwappen

Da Martin Welzel deinen eindrücklichen Reisebericht verlinkt hat, aktiviere ich mal diesen alten Thread.

1974 habe ich den von dir erwähnten Kurswagen in Brescia fotografiert, auf dem Weg nach Nizza. Es handelte sich um den AB 38-40004 der ÖBB. Ob auch der dahinter sichtbare BD der SNCF den ganzen Weg mitgemacht hat, weiss ich nicht.

Gruss

Werner

Danke für das Bild.
An diese Baureihe kann ich mich am Weg nach Nizza nicht erinnern; zuerst waren dort meiner Erinnerung nach ÖBB Y und dann sogar Z (Eurofima) im Einsatz.
Ab 1977 kam jedenfalls kein SNCF BD mehr im Planverkehr nach Wien; da waren auf dieser Strecke nur mehr ÖBB-Wagen im Einsatz.
Das letzte Mal sah ich 2 Z im September 1984 in Nice Ville.
Wann die Wagengruppe aufgelassen wurde, weiß ich nicht.

Übrigens:
Meine Quizfrage ist noch offen:
Was war das besondere an diesem Umlauf?