Nach dem gestrigen Dachbodenfund kann ich heute ein weiteres Bild aus dieser "Schatztruhe" präsentieren - diesmal gleich mit einem top-aktuellen Vergleichsbild:
Von der Nordseite der Kölner Straße aufgenommen, zeigt dieses in der 2. Hälfte der 60er Jahre entstandene Bild einen Blick über die genannte Straße auf die Ausfahrt in Richtung Bergneustadt/Olpe. Soeben fährt eine V 36 durch, die noch die alte, leider nicht zu entziffernde Nr. trägt. Die Maschine dürfte vom Bw Finnentrop gewesen sein, das öfters V 36 nach Dieringhausen schickte, die dann von hier vor Bau- und Arbeitszügen eingesetzt wurden. Teilweise erledigten die Maschinen aber auch den normalen Güter- und Übergabeverkehr. Große Straßenbäume säumten damals noch die Bundesstraße 55, und zwischen Straße und Bahngleisen befand sich ein Lagerplatz der Post, genauer gesagt vom Fernmeldebau. Die Telegrafenmaste wurden seinerzeit selbstverständlich noch mit der Bahn angeliefert. Das Fabrikgebäude im Hintergrund gehörte damals noch der Fa. Albert Reusch, einer Texttilfabrik, wie es sie im Aggertal häufig gab. Allerdings waren die besseren Tage des Unternehmens zum Zeitpunkt der Aufnahme längst passé. Ein Versandlager der Fa. Quelle war dort bereits eingezogen, was gut für die Bahn war, denn Kühlschränke, Herde und Waschmaschinen wurden in Güterzuügen angeliefert. Ganz links am Bildrand ist das Lager der Fa. Ernst Bohle zu erkennen, die dort Dämmstoffe umschlug. Ab das Gebäude damals überhaupt noch genutzt wurde, weiß ich nicht genau. Wenig später zog jedenfalls dort ein Tapetenmarkt ein.
So stellt sich die Szenerie heute dar. Die Straße wurde etwas breiter, die Bäume im Zuge des Straßenbaus beseitigt. Dafür wurden neue Bäume angepflanzt, denen man nach wenigen Jahren die Belastungen durch die Abgase bereits ansieht. Der Lagerplatz der Post ist längst verschwunden. Manchmal parken dort Autos von den nahen Firmen, und augenblicklich findet dort ein Weihnachtsbaumverkauf statt. Zur Bahn gibt es nicht viel zu sagen, die liegt längst still. Die Gleisanlage ist in diesem Bereich aber noch vollständig. Die Betonung liegt auf "noch", denn in dem inzwischen äußerlich aufgepeppten Fabrikgebäude ist die Tapetenfabrik AS Création AG eingezogen. Einige größere Bäume verdecken den Blick auf die weiß getünchte Backsteinfassage ein wenig. Ansonsten ist das Bahngelände aber kaum zugewachsen, und das hat seine Gründe: Längst ist die Freifläche von der Tapetenfabrik aufgekauft worden, und damit es dort nicht aussieht, als kehre der Urwald zurück, wird dort im Sommer regelmäßig alles kurz und klein geschnitten, was zu groß zu werden droht. Natürlich geht es dabei nicht nur um die Optik, denn wenn man jetzt alles zuwachsen lassen würde, müßte es in naher Zukunft gerodet werden: Die Firma plant einen großzügigen Neubau auf dem früheren Gleisgelände. Danach wird man die Örtlichkeiten sicher nur noch mit Mühe als "Bahnhof" wiedererkennen können...
Allen noch ein geruhsames Advent-Wochenende
wünscht
Der Bergische!