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„Versuchsweise Aufhebung der Bahnsteigsperre“ im Jahre 1954 und 1959



Hallo HiFo-Freunde,

diese Fotos aus meiner Sammlung gehören zum Thema „Aufhebung der Bahnsteigsperren“.
Im Jahre 1954 wurde auf ausgesuchten Bahnhöfen Bayerns das Personal der Bahnsteigsperren versuchsweise abgezogen.
Die Maßnahme war leider nicht von Erfolg gekrönt.
In Aachen und auf diversen Bahnhöfen des Ruhrgebietes wurde der Versuch 1959 wiederholt. - Das Ergebnis ist mir leider nicht bekannt.

Mit welchem Ergebnis endete der Versuch von 1959 ?

Wann wurden die Bahnsteigsperren offiziell und bundesweit aufgehoben ?

Wer hat eventuell weitere Informationen zum Thema ?

Vorab vielen Dank !


Zum Thema fällt mir noch eine wahre Begebenheit ein.
Ein älterer Kollege, eingefleischter Autofahrer, erwartete 1990 Besuch, der mit der Bundesbahn in Bonn anreisen wollte.
Besagter Kollege wohnte in einem kleinen Dorf in der Voreifel und kannte nach eigenen Worten weder Bus noch Straßenbahn von innen,
die Funktion von Fahrkartenautomaten und Entwertern schon gar nicht. Noch weniger Kenntnisse hatte er vom aktuellen Geschehen bei der
Bundesbahn. Also fragte er seine Kollegen aus, wo man mit dem Auto am Bonner Bahnhof Fahrgäste abholt. Mit einer kleinen Handskizze
ausgestattet, die das nächstgelegene Parkhaus und den Fußweg zum Hauptbahnhof beschrieb, machte er sich dann zum avisierten
„Verwandten-Abholtermin“ auf den Weg.
Nach seiner Schilderung erlebte er im Hauptbahnhof noch folgendes. Vorschriftsmäßig hätte er sich am erstbesten Fahrkartenschalter in die
endlose Schlange eingereiht, wohl wissend, dass der Abholtermin schon verdammt nahe lag. Nach langem, geduldigem Warten hätte er dem
Schalterbeamten Aug in Aug gegenüber gestanden und mit Nachdruck und etwas erhobener Stimme - aufgrund des unmittelbar bevorstehenden
Abholtermins - eine Bahnsteigkarte verlangt. Der Beamte hätte darauf hin seinen Wunsch „zur Sicherheit“ mehrfach mit klarer lauter Stimme
wiederholt, worauf unter allen Anwesenden großes Gelächter ausgebrochen wäre.


Wochenendgrüße von

Klaus aus Bonn

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„Bahnsteig ohne Sperre“

Die Bundesbahn hatte nach dem Beispiel der Schweiz, Österreichs und anderer Länder ab 1. Mai 1954 versuchsweise auf einer Reihe von
Bahnhöfen in Oberbayern an den vom Münchener Ostbahnhof ausgehenden Strecken die Bahnsteigsperren aufgehoben. Falls der Versuch positiv
- ohne Einnahmeverlust durch Schwarzfahrer - ausgehen sollte, plante man diese Regelung später auf ganz Bayern und das Bundesgebiet
auszudehnen, wobei jedoch der Ausfall des Bahnsteigkartenverkaufs einen jährlichen Verlust von 2,5 Millionen DM mit sich bringen würde.

Das Foto zeigt die nicht mehr besetzte Sperre am Münchener Ostbahnhof, wo ein Plakat auf die neuen Regeln hinwies, zu denen auch noch eine
Nachlösegebühr von 50 Pfennig für die im Zug gelösten Fahrkarten gehörte.


http://img434.imageshack.us/img434/5913/sf0400058b2zz.jpg


http://img434.imageshack.us/img434/8808/sf0400048hinweis3aq.jpg


http://img434.imageshack.us/img434/465/sf0400048b4oh.jpg



Einen Appell an die Ehrlichkeit …..

ihrer Fahrgäste richtete die Bundesbahn am 6. Januar 1959 in Aachen. Wie auch an verschiedenen anderen Bahnhöfen des Ruhrgebietes wurden
während des stärksten Berufsverkehrs die Ausgangssperren nicht besetzt. Einfache Holzkästen mit Hinweisschildern nahmen probeweise für einige
Stunden den Platz der Beamten ein. Die Bundesbahn hoffte bei Gelingen des Versuchs Personal einsparen zu können. Ein vor Jahren in Bayern
durchgeführter ähnlicher Versuch hatte keinen Erfolg.

Aus den Holzkästen für abgefahrene Fahrkarten haben wir jungen Eisenbahnfreunde damals die tollsten Fahrkarten für unsere
Bahnsammlungen heraus geangelt.



http://img434.imageshack.us/img434/5830/sf0400194b8xo.jpg


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Ich freue mich über Ihren Besuch auf meiner neuen Homepage:



Eintrag editiert (16.10.05 09:16)

Hallo Klaus,

mal wieder ein toller Beitrag..... großes Lob.

Als Anregung:
Einen Unterlink "Historisches" auf Ihrer Homepage mit den hier veröffentlichten Bildern. Erspart einem das Suchen Ihrer Beiträge nach dem Urlaub. (grins)

Viele Grüße aus dem Harz.

Joachim Fricke

[www.technikmuseum-online.de]


Hallo Joachim,

so ein freundliches Lob tut richtig gut :-))

Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Anregung, die ich gern zukünftig berücksichtigen werde.

Auf meiner Homepage habe ich auch einen Link zur HP [www.epoche-3.de], auf der meine Beiträge auch präsentiert werden.


Sonnige Grüße aus Bonn

Klaus Wedde



Hallo!

Warum sollten abgefahrene Fahrkarten in die Kiste auf dem Bild eingeworfen werden? Benötigte die benutzten Fahrkarten damals niemand als Quittung ( z.B. bei Geschäftsreisen zur Vorlage beim Chef usw.) ?

Jörg Reitemeyer

Zur Vermeidung von Schwarzfahren

geschrieben von: Volker Blees

Datum: 16.10.05 12:10

Hallo,

wenn ich die Quellen richtig deute, bestand damals ein vollständig anderes, nämlich räumlich geschlossenes Fahrausweis-Kontrollsystem.

Die Fahrausweise wurden beim Zugang zum Bahnsteig kontrolliert, aber nicht entwertet (?). Sie mussten daher am Zielbahnhof wieder abgegeben werden, um nicht erneut genutzt werden zu können. Mit diesem System wurden auch "Graufahrten" (zwei Stationen lösen, aber drei Stationen fahren) unterbunden.

Das Zugpersonal hatte damals vorrangig betriebliche Aufgaben und unterstützte allenfalls den Verkehrsdienst. Für stichprobenartige Kontrollen in den Zügen gab es eigens Zugrevisoren.

Die Einführung von Bahnsteigsperren erfolgte übrigens erst um die Jahrhundertwende 19./20. Jh. Anlass war, dass es viele Unfälle des Zugpersonals gab bei dem Versuch, zur Fahrausweiskontrolle von einem Abteil zum nächsten (außenrum!) zu kommen.

Schöne Grüße
Volker

Darum wurden abgefahrene Fahrkarten gesammelt

geschrieben von: Fdl

Datum: 16.10.05 12:17

Die Bahnhöfe mussten damals die abgefahrenen Fahrausweise sammeln und tageweise bündeln. Auf Anforderung der Verkehrskontrolle mussten dann bestimmte Tage zur Kontrolle eingesandt werden.
Die traf besonders für Halb-Blanko-Karten (Karten aus dem Schrank oder dem Fahrkartendrucker mit eingedrucktem Abgangsbahnhof, Kilometerzone und Preis - der Zielbahnhof musste handschriftlich eingetragen werden -)
und Blanko-Karten (Handgeschriebene Fahrkarten) zu.

Bei der Verkehrskontrolle wurden die Karten dann stichprobenartig kontrolliert. Die Blanko-Karten wurden mit den Stämmen verglichen, welche von der Verkehrskontrolle auch strichprobenartig angefordert wurden, bzw. spätestens alle 4 Monate dorthin eingeschickt werden mussten.

Hatte der Schalterbeamte einen zu niedrigen Preis ausgerechnet, wurde er zur Kasse gebeten. An der Handschrift konnte der Betreffende ja leicht ermittelt werden.
Durch diese Maßnahme konnten auch zahlreiche Betrügereien aufgedeckt werden.

Fdl

Re: Zur Vermeidung von Schwarzfahren

geschrieben von: Fdl

Datum: 16.10.05 12:24

aber nicht entwertet (?)

Der Sperreschaffner hat alle Fahrkarten gelocht.

Nach der generellen Aufhebung der Bahnsteigsperren wurden Fahrkarten für den Nahverkehr schon beim Verkauf am Schalter gelocht.

Fdl

Mensch Klaus, wieder ein toller Beitrag!

geschrieben von: Guido Rademacher

Datum: 16.10.05 13:21

Es ist einfach immer wieder toll, was Deine Sammlung alles beinhaltet. Klasse aber auch, die Diskussion, die sich an Deinen Beitrag anschließt. So macht das HiFo Spaß.

Danke!!!

Beste Grüße

Guido Rademacher



http://www.guidorademacher.de/Banner.jpg
Ein sehr schöner Beitrag, Klaus! Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich als Kind im Kölner Hbf sah, dass man sich für 10 Pfennig eine Bahnsteigkarte kaufen musste, um jemanden direkt vom Zug abholen zu können. Das muss Mitte der sechziger Jahre gewesen sein.

Ich habe ein paar Infos zur Bahnsteigsperre gefunden: "Ihre Existenzberechtigung war immer die Angst vor lichtscheuem Gesindel, das schwarzfahren wollte. 1966/67 läutete die westdeutsche Bundesbahn ihr Ende ein: Versuchsweise wurden Bahnsteige frei zugänglich, im Ruhrgebiet wurden erste "Nachlösewagen" eingesetzt. Das "offene System" klappte. Nach und nach wurden die Kontrollhäuschen vor den Bahnsteigen abgebaut. Am 16. April 1974 war das Abschaffen abgeschlossen. Bahnsteigkarten lohnten nicht mehr. Auch Sperreschaffner kosten Geld."

Damit dürfte eine der obigen Fragen geklärt sein. Aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar, dass alleine das Betreten eines Bahnsteigs Geld kostete...

Gruß und schönen Sonntag!
Claus

. (o.w.T)

geschrieben von: 01 1063

Datum: 16.10.05 14:05

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:05:02:20:37.

Re: Wäre ein neues Spielzeug für die Plüschetage

geschrieben von: E101265

Datum: 16.10.05 14:15

Oha, dann sollte ich mir diese "neue" Idee mal schnellstens irgendwie patentieren lassen ;-)

Aber wirklich: Kaum hatte ich das geschrieben, kam mir sofort gleiches in den Sinn! Da es heute fast nichts mehr umsonst gibt, über die Maut auch für PKWs diskutiert wird (zum Glück vorerst abgeschmettert), das Parken sowieso schon überall Geld kostet, ist es eigentlich verwunderlich, dass diese Einnahmemöglichkeit bisher noch nicht wieder in Betracht gezogen wurde. Heute würde es wahrscheinlich auch gleich mindestens 50 Cent kosten. Und Personal braucht's dafür auch nicht - wie Du schon schriebst, ein paar automatische Sperren mit Chipkarte usw.

Ich habe übrigens gelesen, dass es auch heute noch ein paar U- und S-Bahnen geben soll, wo man nur mit gültigem Fahrausweis (oder eben einer Bahnsteigkarte) an die Züge kommt. Wo genau, stand dort aber nicht.

Gruß, Claus

Schwarzfahren? Nein, aber: Schwarzstehen, Schwarzwarten!

geschrieben von: E101265

Datum: 16.10.05 14:24

Ich möchte Euch den folgenden Beitrag nicht vorenthalten (ergänzend zu meinen bisherigen Ausführungen):

[www.taz.de]

Man mag es wirklich nicht glauben! Ist das heute, vier Jahre später, auch noch so?

Gruß, Claus
Sehr schöner Beitrag, beantwortet Fragen ,die ich schon immer mal fragen wollte. Übrigens in Indonesien sind Bahnhöfe noch immer nur mit Fahrkarte oder Bahnsteigkarte zu betreten. Es gibt aber viele, die sich nicht dran halten, und weder die eine noch die andere Karte haben.



kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.

0,10 Euro

geschrieben von: Binser

Datum: 16.10.05 14:38

[www.mvv-muenchen.de]

Bahnsteigkarte

Wenn Sie ohne Fahrkarte einen Bahnsteig der S- oder U-Bahn betreten wollen, der durch Bahnsteigsperren oder sonstige Bahnsteigabgrenzungen gekennzeichnet ist, benötigen Sie eine Bahnsteigkarte; diese ist am Automaten erhältlich und ab Entwertung eine Stunde lang gültig.

Preis der Bahnsteigkarte: 0,10 Euro.

Gruß Binser

Bahnsteigkarte heute

geschrieben von: Lipperländer

Datum: 16.10.05 14:49

...zum Beispiel in Hamburg.

Dort heißt es in den Beförderungsbedingungen:
[www.hvv.de]
§6 (2)
"Abgegrenzte Bahngebiete ("Fahrkartenpflichtiger Bereich") dürfen nur mit einem gültigen Fahrausweis oder Bahnsteigkarte betreten
werden. Die Bahnsteigkarte zum Preis von 0,25 Euro berechtigt innerhalb von einer Stunde nach ihrer Ausgabe zum Betreten des abgegrenzten
Bahngebietes des Bahnhofes, an dem sie gelöst wurde."



Eintrag editiert (16.10.05 14:50)

--

Gruß vom Lipperländer!

R (o.w.T)

geschrieben von: K.aus.Württ

Datum: 16.10.05 14:55

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:02:24:21:58:48.

Re: 0,10 Euro

geschrieben von: E101265

Datum: 16.10.05 14:57

Aha, danke für die Beantwortung. Die Münchener nehmen also 10 Cent und die Hamburger sogar 25 (siehe Beitrag vom Lipperländer). So etwas kenne ich als Rheinländer schon gar nicht mehr! Und wissen konnte ich es natürlich auch nicht, da ich in diesen Städten noch nie öffentliche, regionale Verkehrsmittel benutzte. Aber gut zu wissen! Sachen gibts...

Gruß, Claus
Immer gern gelesen wurden "Klapa"s bissig-humorige und manchmal auch spöttischen Kolumnen in der HAZ.
Sein Leipziger Humor war einfach köstlich.

So waren auch - es war Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre - die Schwierigkeiten beim Zutritt zum Hannoverschen
Hauptbahnhof sein Thema.

http://img350.imageshack.us/img350/4152/bahnsteigkartenkopie6kt.jpg

Für diejenigen, die mit den Örtlichkeiten nicht so vertraut sind: der Bahnhof Bismarckstraße liegt - im Gegensatz
zu Moskau - nur 2,9 km entfernt vom Hannoverschen Hauptbahnhof :-)

mfG
Walter

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Re: Sperrren hatte andere Lochzangen als Zub

geschrieben von: SchrankenThomas

Datum: 16.10.05 17:45

Hallo,


beim Passieren der Bahnsteigsperre wurden alle Fahrausweise bereits mit einem "Kontrollabdruck" versehen (Gab dafür auch eine schöne Vorschrift
(PAV) ,wie diese zu "lochen" waren......).

mfg

Dank an alle HiFo-Freunde

geschrieben von: Klaus Wedde

Datum: 16.10.05 21:27


Liebe HiFo-Freunde,

allen herzlichen Dank für das Interesse an meinem Beitrag. Über die wertvollen Zusatzinformationen habe ich mich sehr gefreut.


Mit freundlichen Grüßen

Klaus aus Bonn



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