Bahnhof Oberwengern vor 20 Jahren in 15 Bildern
Durch die derzeitige Sanierung des Streckengleises Witten – Wetter – Hagen während der Sommerferien 2005 erwacht der Bahnhof Oberwengern auf der Strecke an der anderen Ruhrseite durch die Wiederinbetriebnahme als Ersatzhaltepunkt für den Bahnhof Wetter aus dem Dornröschenschlaf. Anlass genug, sich diesen Bahnhof einmal näher zu betrachten und aufzuzeigen, wie es hier, im Gegensatz zu heute, dort vor über 20 Jahren ausgesehen hat.
Bild 1: DB 426 518-7+426 516-1, Halt am neu erstellten Ersatzbahnsteig für die Umleiterzüge Witten - Hagen, 07.08.2005.
Ohne Fahrplan und Fahrkartenautomat fehlt doch etwas, was zu einem Bahnhof gehört und Bahnfahren ausmacht. Im Vordergrund links und rechts der Gleise die alten Zugänge zur Unterführung. Ganz rechts ist heute von den einst ausgedehnten Güterwagenabstellgleisen durch den Bewuchs nichts mehr zu erkennen. Obwohl der hier eingesetzte Zug der DB recht neu ist, werden die Fahrzeuge des 425/426 hier schon bald der Vergangenheit angehören, da die Nahverkehrsleistungen der RE 16 Essen - Siegen in Dez. 2007 und die der RB 40 Essen - Hagen bereits im Dez. 2005 an Abellio gehen. So schnell ist dieser Zugeinsatz dann hier historisch!
Wo liegt also dieses Örtchen Oberwengern? Zunächst ein grober, globaler Blick auf dem Ort des Geschehens. Oberwengern gehört zur Stadt Wetter (Ruhr), zugehörig zum Ennepe-Ruhr Kreis.
Bild 2: Museumsverkehr des Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen mit dem „Schweineschnäutzchen“ an Freitagen, Wismarer Schienenbus der Bremen-Thedinghausener-Eisenbahn (B.Th.) VT 2, 29.07.2005
Alles klar? Und nun ein wenig näher heran.
Bild 3: Streckenkarte mit Darstellung der Bahnhöfe an den Strecken Witten - Hagen
Und jetzt ganz nah heran.
Bild 4: Gleisanlagen des Bahnhofes Oberwengern 1986
Ursprünglich lautete der Bahnhofsname Volmarstein, als am 01.06.1874 der Personenverkehr auf der mittleren Ruhrtalbahn Hattingen – Wengern Ost (damals Wengern) – Hagen-Vorhalle (damals Herdecke) aufgenommen wurde. Doch nicht für den Personenverkehr, sondern in erster Linie für den Abtransport der Kohle und für die eisenverarbeitende Industrie, z.B. Transporte von und zu der Henrichshütte in Hattingen, war diese Bahn bestimmt. Aus dieser Zeit stammt auch das Bahnhofsgebäude, das seit Jahren schleppend zu einem Gartenzenter umgebaut werden soll!? Erst 1897 erhält dieser Bahnhof dann den Namen Oberwengern.
Bild 5: Heutiger Zustand des entkernten Bahnhof Oberwengern von der Straßenseite, 07.08.2005
Der Personenverkehr endete auf dieser Verbindung am 22.05.1971. Die Ablösung kam in Form der Gummieisenbahn, der heutigen Bahnbuslinie 591. Der durchgehende Güterverkehr endete schließlich auf Grund des Niedergangs der Montanindustrie am 21.05.1982 (Stilllegung Hochöfen Henrichshütte 1987).
Bereits seit 1981 wird im Sommer zwischen Hattingen und Oberwengern am ersten Sonntag im Monat Museumsverkehr des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen angeboten. Ab 1989 wird die befahrene Strecke reduziert auf den Abschnitt bis Wengern Ost, da mit der DB wegen der Stilllegung des Abschnitts Herbede – Wengern Ost neue Verträge geschlossen wurde und später mit der Dampflok, seit 1990, gefahren werden sollte. Seit 2005 findet durchgehender Museumsverkehr über die bisherigen Endpunkte zwischen Bochum-Dahlhausen und Hagen durch die Ruhrtalbahn an 56 Fahrtagen (Fr. und an So./ausgewählte Feiertage im Jahr) mit 3 Zugpaaren pro Tag statt. An der reizvollen Strecke entlang an der Ruhr liegen zahlreiche, lohnenswerte Ausflugsziele.
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www.ruhrtalbahn.de]
Bild 6: Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen 38 2267, 28.03.2005.
Am ersten Einsatztag auf der nun verlängerten Strecke wird der Zug in Kürze von Hagen kommend den ehemaligen Bahnhof Oberwengern erreichen. Im Hintergrund auf dem Höhenrücken ist die Burg und der Ort Volmarstein zu erahnen. Links neben der Strecke fließt die Ruhr, die noch einige Kilometer flussaufwärts bis Herdecke je nach Wasserstand mehr oder weniger gut schiffbar war. In früherer Zeit bis etwa 1890 beförderte die Ruhrschifffahrt mit flachgängigen Aaken die hier geförderte Kohle zu den Abnehmern, bis sie von der Eisenbahn vollständig verdrängt wurden.
Ab dem 23.05.1937 wird im Personenverkehr eine weitere Verbindung über den 600 m langen und zwischen 1913 bis 1916 erbauten Wittener Ruhrviaduktes von Witten aus über Witten Höhe – Wengern Ost – Oberwengern – Volmarstein – Hagen-Vorhalle nach Hagen Hbf eingerichtet, nachdem bereits am 14.05.1934 die Eröffnung der Strecke Witten - Witten Höhe - Gevelsberg West - Schwelm stattfand. Eine Parallelstrecke am anderen, linken Ruhrufer zur alten Bergisch-Märkischen-Strecke Witten – Wetter – Hagen-Vorhalle – Hagen Hbf, Personenverkehr seit 1849, entsteht somit. Der Bahnhof Wetter liegt vom Bahnhof Oberwengern aus gesehen keine 500 m in nördlicher Richtung entfernt. Auf dieser Linienführung endete der Personenverkehr am 30.05.1986, nachdem seit dem Sommerfahrplan 1983 nur noch ein "Alibi"-Zugpaar verkehrte.
Der Güterverkehr wird auf dieser Verbindung seit dem 04.10.1926 durchgeführt und mündet für die zu behandelnden Güterzüge in der Einfahrtsgruppe des Rangierbahnhofes Hagen-Vorhalle. Der Streckenabschnitt ist seit dem 14./30.05.1965 (Unterschiedliche offizielle Angaben je nach Bundesbahndirektion Wuppertal/Essen, Direktionsgrenze lag zwischen Oberwengern und Wengern Ost) elektrisch befahrbar. Zum 01.02.1974 gelangte nach der Teil-Auflösung der Bundesbahndirektion Wuppertal Oberwengern zur Bundesbahndirektion Essen (Gesamtauflösung BD Wuppertal 01.01.1975).
Zum 31.05.1992 endet vorerst die Geschichte des Bahnhofes Oberwengern, nachdem die zuletzt noch vorhandene Anschlussstelle aufgehoben wurde. Der Bahnhof wurde recht schnell nach Einstellung des Personenverkehrs auf zwei durchgehende Streckengleise ohne Weichenverbindung zurückgebaut, die mechanischen Stellwerke abgerissen sowie der Bahnübergang am Stellwerk Of entfernt. Fußgänger und Radfahrer erreichen heute über den alten Bahnsteigtunnel den Rad-/Fußweg an der Ruhr entlang. Die Stellwerkseinrichtung der beiden Stellwerke Ow und Of hat z.T. im Stellwerksmuseum des Stellwerkes Vof in Hagen-Vorhalle überlebt.
Seit diesem Jahr wird ein durchgehenden Museumsverkehr der Ruhrtalbahn zwischen dem Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen und Hagen Hbf angeboten. Zum Ein- und Ausstieg soll wieder in Oberwengern je Gleisseite ein Bahnsteig neu errichtet werden. Die Fördermittel dazu sind bewilligt. Aber auch das Straßennetz rund um dem Bahnhof wurde umgebaut und wird derzeit noch erweitert. Es entsteht westlich des Bahnhofsgebäudes eine neue Umgehungsstraße zur Entlastung von Alt-Wetter über die Bahn und die Ruhr hinweg.
... und nun noch einige Bilder aus früherer Zeit.
Bild 7: DB 430 406-9, Ausfahrt Richtung Hagen von Straßenbrücke, 15.02.1983
Außerplanmäßig hält dieser Zug am Gleis 3 und muss daher über die Weichenstraße zurück aufs Richtungsgleis nach Hagen. Damals konnte man die Triebwagenzüge noch am Kursbuchsymbol erkennen. Der Zusatz nur 2. Klasse lieferte weitere Hinweise auf die Art des Fahrzeuges. Der ET 30 wurde seit Winterfahrplan 1965/66 planmäßig hier bis zum Ende des Winterfahrplan 1982/82 eingesetzt. Im Mai 1984 endete dann der planmäßige Einsatz dieser Triebwagen. Die Abschiedsfahrt des letzten, einsatzfähigen 430'er führte am 18.08.1984 über die alten Einsatzstrecken, so auch über die linke als auch die rechte Ruhrseite nach Hagen.
Bild 8:DB 212 322-2, vor Stellwerk Ow, 18.02.1983
Im Winterfahrplan 1982/83 verkehrten auf der zur KBS 330 gehörigen Strecke Mo-Fr von Witten nach Hagen 15 Züge von 05.37 bis 23.02 Uhr ab Oberwengern, in der Gegenrichtung 16 Züge zwischen 06.08 und 22.18 Uhr. Obwohl die Strecke elektrifiziert ist, kommen dazu auch Dieselfahrzeuge zum Einsatz.
Bild 9: DB 515 658-3, vor Stellwerk Ow, 27.05.1983
Seit Anfang der 50-ziger Jahren drangen Alt- und später dann die Neubau ETA's "Akkus" von Recklinghausen/Wanne-Eickel bis nach Hagen vor. Zum Teil hatten diese Züge auch Oberwengern als Endpunkt. Ab Ende der 70-ziger erfolgte vermehrt der Einsatz dieser Züge in Richtung Bochum/Essen.
Bild 10: DB 111 141-8, vor Stellwerk Of, 30.03.1984
Ursprünglich für den S-Bahnverkehr an Rhein- und Ruhr gebaut, kamen die S-Bahn 111 aber auf Grund der fehlenden, dazugehörigen S-Bahnwagen auch in den normalen Reisezugverkehr zum Einsatz.
Bild 11: DB 103 193-9, Umleiterverkehr vor Bahnhofsgebäude auf Gleis 1, 16.03.1985
und
Bild 12: DB 141 294-9, Umleiterverkehr vor Bahnhofsgebäude auf Gleis 2, 16.03.1985
Auch im Jahr 1985 gab es schon Umleiterverkehr mit Nutzung des Bahnhofs Oberwengern als Ersatzhalt. Noch halten hier aber auch noch je Richtung ein Zug pro Tag. Auch danach gab es hier häufiger plan- oder außerplanmäßigen, kurz- und längerfristigen Umleitungsverkehr, jedoch ohne Halt.
Bild 13: DB 798 668-0 + 798 711-8 "Erlebte Eisenbahn"-Garnitur, 06.10.1985
Im Jubiläumsjahr fanden größere Ausstellungen zur 150-Jahrfeier der Deutschen Eisenbahn in Nürnberg und Bochum-Dahlhausen statt. U.a. wurde während der Ausstellung in Bochum-Dahlhausen im stündlichen Wechsel mit der V36 und dem Zug des Eisenbahnmuseums auf der mittleren Ruhrtalbahn bis Oberwengern gefahren. Die extra für diese Einsätze lackierte Schienenbusgarnitur der "Erlebten Eisenbahn" verlässt auf der Rückfahrt am Ende des Ausziehgleises den Bahnhofes Oberwengern. Die lang gestreckten Güterzuggleise dienten aber nur noch zum Abstellen nicht mehr benötigter Güterwaggons.
Bild 14: DB 141 435-8, Ausfahrt Richtung Hagen, 29.04.1986
Ab Sommerfahrplan 1983 verkehrte dann nur noch ein Zugpaar von Dortmund nach Hagen (Zug 5323 - ab 10.18) und zurück (Zug 5330 - ab 11.36). Die Bespannung erfolgte mit Loks der Baureihe 111, 141 und 212. Die Leistung nach Hagen wurde zum Überführen von Personenwagen genutzt, daher der recht lange Zug.
Bild 15: DE G2000.02, Blick auf die Ladestraße und Bahnhofsgebäude, 22.10.2003
Heute findet eine klare Trennung des Verkehrs zwischen Hagen-Vorhalle und Witten statt. Der Personenverkehr rollt ausnahmslos, sofern es nicht zu Umleitungen kommt, über die Strecke rechts der Ruhr. Der Güterverkehr wird mit Ausnahme von einigen Durchgangsgüterzügen in Richtung Ruhr-Sieg-Strecke links der Ruhr geführt. Kurz vor Abriss des Ladekranes entstand diese Aufnahme mit einer Leergarnitur kommend vom Cuno-Kohlekraftwerk in Herdecke. Heute steht hier bereits der Rohbau der neuen Straßenbrücke über der Bahn. In absehbarer Zeit wird nach Fertigstellung der dazugehörigen Rampen sich hier das Straßenbild deutlich verändern haben.
An diesem Wochenende besteht die letzte Möglichkeit Personenzüge im Bf Oberwengern aufzunehmen. Eile ist also angesagt, den Personenzugverkehr hier oder z.B. auf dem Wittener Viadukt nochmals aufzunehmen.
Ich hoffe, der Blick in die Vergangenheit hat euch mal wieder gefallen. Bis demnächst, hier an gleicher Stelle.
A.Völmicke