Moin !
In Leer gibt es den Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST), wo die "Verwaltung" der schönsten Kühe der Welt auch ihren Viehhof hat.
Nebenbei bemerkt habe ich dort in meiner Schülerzeit auch gejobbt, indem ich stupideste Büroarbeit abgeleistet habe; und in der Frühstückspause gab es für die Männer schon einen "Klaren"...
Gleich neben dem Bürofenster führt die Stadtwerkebahn, genannt Hafenbahn, vorbei; wenn die Schranken klingelten (sie werden immer noch per Hand heruntergedreht), dann war bald Feierabend. Grund also genug, sich nicht nur deswegen auf den spätnachmittaglichen Zug zu freuen...
Jahre später habe ich mich mit dem Personal angefreundet und bekam Info, wenn sich etwas Besonderes abspielte.
Eines abends im Sommer 2000 klingelte das Telefon:
"Wir haben einen Ganzzug Viehwagen bekommen, die sollen morgen beladen werden!"
Viehverladung???
Hat es doch seit vielen Jahren nicht mehr gegeben...
Am nächsten Morgen zog ich zur "Nesse", wie die ehemalige Halbinsel im Herzen von Leer genannt wird.
Es war drückend heiß, und die Färsen (Kühe, die noch nicht abgekalbt haben) taten mir da schon leid...
...ihr Ziel war irgend ein arabischer Staat, den sie nach dem Bahntransport per Schiff ab Italien erreichen sollten.
Die Viehrampe am "Rbf" der Hafenbahn (dort gibt es das einzige Umsetzgleis außer dem Rampengleis, das heute längst gesperrt ist) war tatsächlich freigeräumt, teilweise sogar notdürftig repariert worden...!
Der Zug bestand ausschließlich aus den ehemaligen DR Wagen, die innen mit Streu ausgelegt waren. Zusätzlich war Heu geladen und zwei von den baumarktbekannten grünen Regentonnen waren auch befestigt worden, damit das Vieh saufen konnte. Um die Ordnung zu wahren waren auch zwei große Boxen aus Holzlatten eingebaut worden.
Mit Video und Fotoapparat bewaffnet wurde mir alles gezeigt und erklärt (als der offizielle Zeitungsmann dann kam, wurde ich mit Nichtachtung gestraft...):
Pro Kuh sei soundsoviel Wasser und Heu geladen, dann und dort seien Wasserstopps geplant usw.; kurzum, die Kühe sollten es viel besser, als im LKW haben...
Gegen Mittag kam dann eine Frau von DB Cargo (damals hießen die noch so...) mit dem Auto (!!!) angefahren. Sie erklärte mir, dass dieser Viehtransport "Ihr Ding" sei. Sie habe monatelang dafür geplant, dass wieder Vieh mit der Bahn transportiert werden könne (danach gab es noch einige wenige Züge ab Emden...).
Bei einem LKW ging die Verladebühne kaputt und alles verzögerte sich alleine deswegen um fast zwei Stunden: Statt um 15 h war der Zug dann letztendlich um 19 h versandfertig (Eine DB V 60 kam und holte für die damit überforderte Diema den Zug ab).
Hier werden die Färsen in den Wagen getrieben
Blick über die erstmals wieder genutzte Viehrampe
Die Diema zieht einige beladene Wagen ab
Der Zug wird weiter "zusammengebaut", fertig hat er dann 42 Wagen gehabt...(nach einem Gewitterschauer)
Das Fazit aus diesem Zug ist mit diesem Bild (an einem Viehwagen aufgenommen...!!!) eigentlich treffend genannt
Der geneigte Leser wird es sich alleine wegen der Überschrift schon denken können:
Es war der einzige Viehzug, der nach der langen Pause fuhr...
...es lies sich einfach nicht rechnen, denn die LKW Vieh-Spediteure haben sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen; sie hatten schließlich die LKWs angeschafft und mussten sie weiterhin auslasten...
Ach ja, die Diema sieht nach ihrer HU 2002 jetzt so aus, hier aufgenommen am 17.06.2003 im "Rbf"; rechts zweigt das gesperrte Viehrampengleis ab...
Helmut
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Grüße aus Ostfriesland
Helmut