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KBS 240, Posten 52 - Oberderschlag

geschrieben von: Der Bergische

Datum: 26.04.05 20:10

Hinter dem Kürzel KBS 240 verbirgt sich im Kursbuch von 1959 die Bahnstrecke Von Köln über Overath, Dieringhausen und Bergneustadt nach Olpe. Zwischen dem Abzweigbahnhof Dieringhausen und Bergneustadt durchläuft die Bahnstrecke den Ort Derschlag, in dem sich vier Bahnübergänge befinden, drei davon mit Schranken gesichert (in den 70er Jahren wurde auch der 4. mit handbedienter Schranke gesichert).

Posten 52 diente zur Absicherung der „Eckenhagener Straße“, die die Bahn mitten im Ort beim Haltepunkt Oberderschlag – der eigentliche Bahnhof Derschlag lag weiter westlich außerhalb der Ortsmitte – rechtwinkelig kreuzte. Die Sicherung erfolgt mit zwei parallel zu den Gleisen liegenden Schrankenbäumen. Die Eckenhagener Straße war einst eine vielbefahrene Bundesstraße, nämlich die B 256, die an der vom BÜ nur wenige Meter entfernten Einmündung in die B 55 ihren Anfang nahm und über Waldbröl – Altenkirchen und Neuwied bis nach Mayen verlief. In den 70er Jahren wurde der kritische Einmündungsbereich in Derschlag durch eine Ortsumgehung (sie ist in den Bildern als Brücke im Hintergrund zu erkennen) entschärft. Seither weist die Straße nur noch innerörtlichen Verkehr auf.

http://img150.echo.cx/img150/2261/oberderschlag016uo.jpg

Aus Richtung Dieringhausen überquert ein 601 den Bahnübergang über die Eckenhagener Straße in Derschlag. Rechts der heute abgerissene Posten 52. Im Hintergrund ist die neue Ortsumgehung (Brücke) zu erkennen. Dort, wo die Brücke steht, befand sich früher das Anschlussgleis zum Güterbahnhof der „Gummersbacher Kleinbahnen“. Hier wurden die Güterzüge von der und zur Strecke nach Dümmlinghausen übergeben bzw. übernommen.


Die KBS wurde im Personenverkehr Ende 1979 stillgelegt. So lange war Posten 52 mit einem tagsüber Wärter besetzt. Für den geringen, bis in die 90er Jahre aufrechterhaltenen Güterverkehr wurde das Häuschen nicht mehr benötigt und Anfang der 80er Jahre abgerissen. Die Schranke wurde nun zunächst vom Zugpersonal bedient. Alsbald entfiel aber auch die Schrankenanlage und die Straße wurde vom Zugbegleiter mit der Fahne abgesperrt.

http://img150.echo.cx/img150/8061/oberderschlag039af.jpg

So sah es vor ein paar Wochen in Oberderschlag aus. Die Gleise sind einem Fahrweg zum RWE gewichen. Inzwischen befindet sich hier ein Tor, das den ehemaligen Gleiskörper absperrt.


In den 80er Jahren kamen verschiedentlich VT 12.5 (601) im Zuge von Sonderfahrten („Dicker Sauerländer“) auf die Strecke, die der rührige Lüdenscheider BFS (Bürgerverein zum Erhalt des Schienenverkehrs) organisiert hatte. Die beiden älteren Aufnahmen zeigen einen dieser Züge auf dem Weg von Dieringhausen nach Olpe.

http://img150.echo.cx/img150/8840/oberderschlag028fn.jpg

Langsam passiert der 601 den HP Oberderschlag. Die Stützmauer gerenz die Gleise zum Bach „Dörspe“ ab. Ein Bahnhofsgebäude hatte der HP nie, aber der Bahnsteig war immerhin lang genug, um nicht nur VT 98 oder VT 95 das Halten zu ermöglichen. Fahrkarten wurden ursprünglich im benachbarten Gasthof verkauft.


Ich habe meine Kindheit und meine Jugendzeit im Ort Derschlag verbracht und kann mich an viele Begegnungen mit Zügen auch in Oberderschlag erinnern. Leider habe ich aber kaum ältere Fotos. Gerne ging ich auch nicht gerade zum HP Oberderschlag, denn unmittelbar an der Schranke ging mein Zahnarzt seinem bohrenden Geschäft nach... Seit einigen Monaten wohne ich wieder in Deschlag, und vor ein paar Wochen habe ich den jetzigen Bauzustand dokumentiert. Die Gleise wurden Anfang 2005 im Bereich des ehemaligen HP und auch etwa 300 m westlich des BÜ weggerissen. Offenbar wollte man einerseits den Zugang zu dem am Hang über dem HP liegenden Ortsteil verbessern. Und außerdem besteht nur eine Lkw-taugliche Zufahrt zu der west lich vom BÜ gelegenen RWE-Umspannanlage.

http://img150.echo.cx/img150/5074/oberderschlag044mq.jpg

Ein trauriger Anblick: Die Gleise sind weg, der ehemalige Bahnsteig dient als Abkürzung zur katholischen Kirche und zum Friedhof. Es gab mal eine SPD, die sich für den Erhalt der Bahn eingesetzt hat. Jetzt setzt sie sich dafür ein, die Bahnhofsfläche in Bergneustadt zu überbauen, damit nur ja da nie wieder was fahren kann...


Wer mehr über Derschlag und seinen Bahnhof wissen möchte, sei auf meinen Beitrag [www.drehscheibe-forum.de] verwiesen.


Ich wünsche viel Freude beim Betrachten der Bilder,

Der Bergische

Der Bergische ist zurück .....

geschrieben von: Philosoph

Datum: 26.04.05 21:39

mit einem tollen Beitrag.

Dann gibt es ja auch wieder Hoffnung auf Olpe - Kirchen.


Carsten

Re: KBS 240, Posten 52 - Oberderschlag

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 27.04.05 07:41

Eiwei, das ist ja genau so ein harter einst <-> jetzt-Vergleich wie mein Schwerin-Beitrag. Schön, daß Du wieder da bist, Bergischer

Re: KBS 240, Posten 52 - Oberderschlag

geschrieben von: Volker Blees

Datum: 27.04.05 13:32

Hallo Bergischer,

vielen Dank für den Beitrag, der mich (siehe Signatur) zwingend interessieren muss :-)

Das Postengebäude ist ja wirklich allerliebst. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel (Entwurfs- und Bau-) Arbeit früher bei manchen Bahnverwaltungen selbst in kleinste Gebäude gesteckt wurde, wiewohl der Gedanke des Typenbaus bereits längst bekannt war (siehe Postengebäude der KPEV). Auch interessant: ein Schrankenantrieb ohne Abdeckung, bei der DR Standard, dagegen bei der DB äußerst selten.

Zwei Fragen beschäftigen mich noch:

- War Posten 52 denn nun der einzige Posten in Derschlag? Du scheibst von vier beschrankten BÜ; mindestens der in dem älteren Derschlag-Beitrag abgebildete dürfte wohl vom Fdl bedient worden sein. Was ist mit den übrigen zweien?

- Wo mag sich die '52' herleiten? Ist die Strecke von Köln her durchgehend kilometriert und die '52' entspricht der Stationierung oder der Durchzählung aller BÜ?

Dank + Gruß
Volker

Zunächst einmal vielen Dank an Axel für diese zwar aufschlußreichen aber dennoch traurig stimmenden Bilder, bei deren Betrachtung längst vergessen geglaubte Erinnerungen wieder auftauchen.

Im Jahr 1960 war ich als damals Siebenjähriger mit der Familie von Oberwiehl nach Eckenhagen (heute Reichshof Eckenhagen) umgezogen, wo wir bis 1968 blieben (dann wurde mein Vater nach Bonn versetzt). Nach der Grundschulzeit (damals noch "Volksschule") ging es jeden Morgen zum Gymnasium in die Kreisstadt Gummersbach (eben dort, wo ich das Vergnügen hatte, mit dem "Bergischen" in einer Klasse nicht nur was für die Bildung zu tun, sondern auch intensiv Eisenbahn-Erfahrungen auszutauschen, gell Axel ;-)). Die 45minütige Fahrt mit dem Postbus -damals noch behäbige Maffei-Busse, später Büssing, wenn ich mich recht erinnere - führte von Eckenhagen aus über die von Axel erwähnte gleichnamige Straße nach Derschlag. Ca. 100 Meter vor dem BÜ befand sich eine größere Bushaltstelle. Hier teilten sich die Buslinien nach Bergneustadt und Gummersbach, die Anschüsse der Linien mußten jeweils abgewartet werden (wegen der zahlreichen Schüler), was angesichts des Schneereichtums dieser Region im Winter häufig zu Verspätungen führte. Auf jeden Fall bot sich hier vor dem BÜ die meist sehr willkommene Gelegenheit, diejenigen schriftlichen Hausaufgaben, zu denen man am Nachmittag vorher wegen "absoluter Überlastung" ;-) nicht gekommen war, im Bus nachzuholen. Während der Fahrt war dies aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse kaum möglich ("Tschuldigung, Herr Studienrat, der große Klecks im Aufsatz kommt vom Schlagloch in Rebbelroth !").

Obwohl ich wußte, daß zur Warte-/Abfahrtzeit der Schulbusse kein planmäßiger Zugverkehr auf der Strecke anstand, so habe ich dennoch jeden Morgen sehnlichst darauf gehofft, daß sich die Schranken senken würden, und vielleicht eine Dieringhäuser 50er oder 86er mit einen Zug den BÜ passiert. Aber in all den Jahren passierte dies nicht ein einziges Mal :-(
Insgesamt habe ich nur zwei mal überhaupt an diesem BÜ einen Zug gesehen: Einmal - in den frühen 60ern - nachmittags einen Üg nach Bergneustadt mit 50 Kab (von dessen Pwg ich heute noch das legal erworbene Zuglaufschild besitze) und einmal einen Eisenbahnfreunde-Sonderzug (in dem ich selbst saß), der mit 55 4220 von Köln nach Dieringshausen gebracht worden war, dann mit V100 nach Olpe gezogen wurde, wo für die Rückfahrt (über Limburg) auf 65 013 umgespannt wurde. Die Strecke von Dieringhausen bis Olpe durfte damals (1969 oder 1970 ?) nicht mehr mit Dampf befahren werden, daher der "rote Dieselbrummer".

Irgendwie tut es aber dennoch weh, zu sehen, daß solche eigentlich nebensächlichen Jugenderinnerungen wie dieser BÜ einfach von den Bildfläche verschwunden sind.

Ich hoffe, ich habe Euch mit diesen off-topic-Jungenderinnerungen nicht gelangweilt, Bilder von der erwähnten Sonderfahrt mit 55 4220 und 65 013 werde ich hier demnächst mal zeigen, sobald sie gescannt sind.

Bergischer back!

geschrieben von: H.R.

Datum: 27.04.05 21:11

"Fei schäi!"

H.

(der einst das besondere Vergnügen hatte, einen dieser Dicken Sauerländer gleich mehrfach zwischen D'hausen und O. ablichten zu können - dank orts- und fachkundiger Anleitung des B.!)

Postenkunde in Derschlag

geschrieben von: Der Bergische

Datum: 27.04.05 21:34

Hallo zusammen,

von vier BÜ in Derschlag war die Rede. Das ist korrekt. Fangen wir aus Richtung Dieringhausen mit dem ersten (dem westlichsten) an. Hier kreuzte die Bahn im Bahnhofsbereich mit 4 Gleisen die Südstraße. Er war über Jahrzehnte ohne Schranken, erhielt dann aber in den 70er Jahren - nach einer provisorischen Phase mit Flatterband - handbediente Schranken. Der Wärter ging zum Bedienen jeweils vom Bahnhofsgebäude zum BÜ und kurbelte an den unmittelbar benachbarten Schranken.

BÜ 2 - auch hier wurde die Südstraße gekreuzt - lag in der Ausfahrt Richtung Olpe. AUch im Bahnhofsbereich, aber nur eingleisig. Die Schranke bediente der Fdl mit Kurbeln, die direkt neben dem Wellblech-Stellwerk am Bahnhofsgebäude lagen.

BÜ 3 kreuzt die Südstraße in der Ortslage Derschlag. Hier war ein weiterer Posten, ich kennen allerdings die Nr. nicht. Die Wärterbunde lag einst unmittelbar zwischen den Bahngleisen (Südseite) und der nahe vorbeifließenden Agger. Die Turmstraße kreuzte die Bahn, um gleich darauf auf einer Steinbogenbrücke den Fluß zu überqueren. Auf einer alten Postkarte kann man die Lage des Postenhäuschens erkennen. Irgendwann - ich vermute mal in den 30ern - ist der alte Bau aber abgerissen worden und durch einen neun ersetzt worden - nicht mehr an der genannten Stelle, sondern jenseits der Agger. Die Stelldrähte mußten nur sehr umständlich seitlich an der Brücke entlang geführt werden. Die Schranken blieben an der alten Stelle. An diese Anlage kann ich mich noch gut erinnern (vor allem an eine Horrorgeschichte, als unser Dackel sich von der Leine riss, unter den geschlossenen Schranken durchlief und sich mitten auf die Gleise vor den herannahenden Zug setzte. Die Lok war schon recht nah, da bequemte er sich endlich , den BÜ freizugeben...). Schließlich wurde der Posten um 1959/60 aufgegeben und eine Blinklichtanlage installiert.

BÜ 4 ist dan der beschriebene an der Eckenhagener Straße, also Posten 51.

Leider kann ich zu den Nr.-Bezeichnungen nichts sagen. Vielleicht kann hier ein anderer Leser weiterhelfen.

Viele Grüße vom und aus dem

Bergischen!