Nach langem Verschiebe-Ritual hatten der ja hier bestens bekannte H.R. und ich mich zu einem Besuch bei der Feldbahn in Braubach am Rhein aufgerafft. Genauer gesagt handelte es sich um den Restbetrieb der „Nassauischen Kleinbahn“, der im rechtsrheinischen Braubach – unweit Lahnstein (dem Geburtsort von „Bin Baden“ alias Rudolf der Verteidiger {in eigenen und militärischen Angelegenheiten} oder auch einfach Scharping). Am 21. Juli 1977 brachen wir mit H.R.’s vorne grau bekotflügeltem, ansonsten roten Käfer in Richtung Mittelrheintal auf. Ein Abstecher führte zunächst zur Siegener Kreisbahn nach Netphen und Siegen-Eintracht, danach ging’s durch den Westerwald nach Koblenz, wo im Hbf ein 815 abgelichtet wurde. Anschließend erfolgte die Besichtigung des Braubacher Tatortes zunächst ohne Zug und Fotolicht.
Diesellok V18 rollt talwärts durch Braubach in Richtung Rheinhafen.
Der Straßenverkehr findet um diese Uhrzeit – es ist gegen 9 Uhr früh – offenbar noch nicht statt. Jedenfalls ist die Lok kein Hindenris.
Auch eine Art „Zugkreuzung“: Oben die DB (noch ohne AG), unten die NK.
Gleich hinter der DB-Unterführung wird die Bundesstraße 9 überquert, und anschließend...
Aber dann! Am frühen Morgen des 22. Juli verlässt die Lok 18 des NK (C, Gmeinder 1940, Fabrik-Nr. 3143) das Werksgelände der Blei- und Silberhütte oberhalb von Braubach und macht sich auf ins Rheintal, wo es am Braubacher Hafen eine Ladung ungereinigter Bleibarren zur Weiterverarbeitung zu holen gilt. Die Loren werden indessen am Hafen bereits mit einem schönen Gittermast-Portalkran von einem Schiff verladen.
... geht es in einem großen Bogen bis hinter die Abzweigweiche zum Hafen. Im Hintergrund ist der Kleinbahnhof Braubach zu erkennen. Man beachte auch die architektonisch brisante Herberge im Hintergrund, die zum Verweilen einlädt!
Durch die Parkanlage am Rhein geht es teilweise im Schutz von Hecken.
Welch ein Idyll: Hier war die NK eine Parkeisenbahn.
Am Hafen angekommen geht es direkt an den bereits beladenen Zug. Im Hintergrund der schöne alte Hafenkran von Braubach.
Nach der Ankunft im Hafen fährt die kleine 750-mm-Lok, die ursprünglich in Diensten der Heeresfeldbahn gestanden hat, an den Zug. Auf der letzten Lore steht der Zugbegleiter, der bei Bedarf die Sicherung des Straßenverkehrs übernimmt. Zunächst geht die beschauliche Fahrt vom Hafen aus durch die Braubacher Parkanlage, nach deren Durchqueren die Bundesstraße 9 vor dem alten Kleinbahnhof Braubach gekreuzt wird. Im Kleinbahnhof wird kopfgemacht, und anschließend geht es wieder zurück, quer über die B9 in eine lange Kurze, in der dann der Streckenast zur Blei- und Silberhütte abzweigt. Noch einmal wird die B9 gekreuzt und sofort anschließend die rechtsrheinische DB-Strecke unterquert. Jetzt ist der Zug im eigentlichen Ort Braubach angelangt.
Auch wenn es im Park um diese Zeit keinen „Rentnerwechsel“ gibt, Sicherungspersonal muss sein.
Einfahrt in den Kleinbahnhof Braubach. Wieder muss die B9 gekreuzt werden.
Im Bahnhof wird kopfgemacht, dann geht es wieder zweimal über die B9 ...
... und anschließend unter der DB-Strecke hindurch.
Die Bahn verläuft ab hier im Straßenplanum in Seitenlage. Sie kreuzt eine Einmündung und folgt der Landstraße ins Mühlbachtal bis zum Werktor der Hütte. Im Ort Braubach wird – als besondere Attraktion – das Stadttor in einem kleinen Durchlass passiert.
Blick vom Hang des Rosenbergs auf Braubach. Der kleine Zug wirkt fast wie ein Spielzeug.
In Braubach auf der „Zielgeraden“ vor dem Stadttor, hier aus „fußläufiger Perspektive, ...
... und hier noch einmal als Quasi-Luftaufnahme.
Zwei Fahrten macht die Lok an diesem Tag. Dann kehrt wieder Ruhe auf den Gleisen ein und die Autos haben die Straße wieder für sich, und im Park flanieren die Rentner auf den Gleisen...
Ist das nicht ein herrlicher Anblick? Das Stadttor von Braubach.
Wenn man diese Aufnahmen mit dem Verkehr vergleicht, wie er heute so auf Straßen üblich ist (ich nehme an, Braubach ist da keine Ausnahme), dann muss man sich schon wundern, wie wenig Fahrzeuge auf den Bildern zu sehen sind. Einige davon hätten allerdings heute auch schon Museumswert.
Stetig bergauf führt die Strecke bis zur Hütte. Die Maschine mit ihren 130 PS hat allerhand zu tun mit den ungereinigten Bleibarren.
Die Werkseinfahrt läßt sich mit einem Blick auf die Marksburg kombinieren.
Ich hoffe, die Bilder gefallen Euch. Ich habe den Besuch bei dieser kleinen Bahn sehr genossen – leider war es der einzige überhaupt. Die Nassauische Kleinbahn hat eine äußerst interessante Geschichte, und ihre Strecken waren geradezu abenteuerlich trassiert. Leider wurde sie zu früh und sang- und klanglos eingestellt. Das letzte Stück – der Braubacher Restbetrieb, dem hier ein kleinen Bilder-Denkmal gesetzt wird – im September 1977!
Es grüßt aus Selbigem
Der Bergische!
Eintrag editiert (01.02.05 19:49)
Jeder Dritte, der nach Bildmaterial zu diesem Beitrags fragt, wird erschossen. Zwei waren schon da...