Die Siegener 23er kamen auch vor Aufnahme des elektrischen Betriebs auf der bergisch-märkischen Strecke Köln/Düsseldorf – Wuppertal – Hamm mit ihren Leistungen auf der Ruhr-Sieg-Strecke nur selten über Hagen hinaus. Eine Ausnahme bildete der morgendliche E 4555, den die Neubauloks bis Düsseldorf bespannten. Im April 1964 erwischte ich die 23 006 in Wuppertal-Vohwinkel:
Eine Episode am Rande, die zeigt, wie relativ selten damals fotografierende Eisenbahnfreunde noch waren: Als ich das obige Bild aufgenommen hatte, kam ein Bahnpolizist eiligen Schrittes auf mich zu. Mit dem filmreifen Ausspruch: „Folgen Sie mir unauffällig!“ forderte er mich auf, ihn zur Wache zu begleiten. Dabei benutzten wir nicht etwa die Bahnsteigunterführung, sondern überquerten „unauffällig“ die Gleise. In der Wache wartete schon ein Gleisbauarbeiter, der mich offensichtlich gemeldet hatte und außerdem steif und fest behauptete, mich bereits vor einigen Tagen fotografierend an der rheinischen Strecke beobachtet zu haben, was (leider) überhaupt nicht stimmte. Nachdem er meine Personalien aufgenommen und meine Kamera vorläufig beschlagnahmt hatte, setzte sich der Bahnpolizist telefonisch mit seiner vorgesetzten Dienststelle in Verbindung. Während des nun folgenden Telefonats verdüsterte sich seine Miene zunehmend und mit einem unverständlichen Gemurmel bedeutete er mir nach einiger Zeit, dass ich wieder gehen könne.
Die Essener Neubauloks der Baureihe 65 kamen mit den Wendezügen in der Relation Essen – Langenberg – Wuppertal – Remscheid Hbf auch durch Vohwinkel. Weiß jemand, ob diese Leistungen im 65er-Umlaufplan verzeichnet waren oder ob es sich um „wilde“ Einsätze im 78er-Plan handelte?
Am rechten Bildrand ist noch das damalige Befehlsstellwerk XII zu erkennen, während hinter der 65 014 der alte Vohwinkler Lokschuppen mit seinem typischen gewölbten Dach hervorragt. Leider fiel dieser alte achtzehnständige Teil des Ringlokschuppens bald der Elektrifizierung zum Opfer. Auf meinem nächsten Foto (April 1964) hat der Abbruch bereits begonnen, wie man an dem Lüftungsaufsatz sehen kann:
Die Turmmasten für die bald darauf errichtete „Spinne“ liegen schon bereit.
Literatur:
Willy Reinshagen: Das Bw Wuppertal-Vohwinkel, in: Eisenbahn-Journal 2/1988, S. 16 ff.
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