Weils so "schön" regnet, hab ich wieder weitergeschrieben,
doch zunächst die Links der vorangegangenen Folgen:
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Wir näherten uns dem Jahr 1995, dem zehnjährigen Vereinsbestehen, das wir mit einem großen Fest um die 97 501 herum feiern wollten. Sie sah ja immerhin schon einer Dampflok ähnlich und mit dem Schornstein auf der Rauchkammer wussten auch Laien, wo bei ihr vorne ist. Um die Lok nach Reutlingen zu bringen, brauchten wir eine durchgehende Hauptluftleitung. Dazu verwendeten wir die noch vorhandenen alten Rohre, die wir dann nach der Montage kräftig mit Pressluft durchbliesen um Schmutz und losen Rost zu entfernen.
Im Juni dann erfolgte die Überführung zum Festwochenende mit 64 289 der Eisenbahnfreunde Zollerbahn nach Reutlingen, der ehem. Kesseltransportwagen aus Meiningen diente hinter der ja ungebremsten 97 501 als Bremswagen.
Es war unser erstes erfolgreiches „Großfest“, denn bisher machten wir nur Veranstaltungen in kleinerem Rahmen – wir waren/sind eigentlich mehr Schaffer als Bierzeltstrategen – es machte uns aber klar daß man solche Veranstaltungen braucht um sich in der Bevölkerung und auch in der Politik ausreichend bekannt zu machen. Der „Lok-Torso“ bot uns auch die Möglichkeit, viele Details in direkter Ansicht zu zeigen und erklären als später - viel später - im zusammengebauten Zustand. Viel zu schnell war das Festle vorüber und die Lok ging wieder mit 64 289 nach Tübingen.
Jetzt wurde mit Hochdruck an der Fertigstellung der Bremsanlage und allem, wofür wir die Arbeitsgrube im Bw Tübingen noch brauchten, gearbeitet, weil die Gleismiete + Nebenkosten wurden dort immer teurer. Wir wollten deshalb die 97 501 baldmöglichst dauerhaft nach Reutlingen holen. Da aber unsere Werkstatt über keine Grube verfügt, musste zunächst „untenrum“ alles fertig sein.
Unabdingbar war da auch der Kohlenkasten, um die Wurfhebelbremse montieren zu können. Dafür brauchten wir natürlich Quadratmeterweise Bleche, denn der alte war nur noch als "Schnittmuster" brauchbar.
Wie es der Zufall wollte, kamen eines Samstags zwei Eisenbahnfotografen nach Reutlingen und fragten, ob sie auf unserem Gelände Bilder machen dürften. Da ich die beiden nicht allein lassen wollte – schrottreife Fahrzeuge sind nicht ungefährlich – lud ich sie zunächst zu unserem Nachmittagskaffee ein. Dort fragten die beiden uns, ob wir den noch Bleche bräuchten, was wir natürlich eifrig bejahten. „Dann gebt uns doch mal die Maße aller noch benötigter Bleche, vielleicht können wir da was machen“. Etwa zwei Wochen später lieferte ein LKW alle gewünschten Bleche und noch einige mehr in unserer Werkstatt an, noch heute können wir von diesem Blechvorrat „leben“. Solche Kontakte gab es immer wieder und oft von völlig unerwarteter Seite, man muß einfach immer mit den Leuten reden und zeigen, was man so aus den Dingen macht, die sie uns gegeben haben – besonders auch, wohin die Spendengelder fliessen. Mit diesen neuen, maßgenau zugeschnittenen Blechen wurde natürlich sofort der Kohlenkastenbau begonnen.
Der erst 1957 von der DB oben draufgesetzte Aufsatz bis fast in Dachhöhe - hier ein Bild aus Obernzell bei den Tansportvorbereitungen - hätte uns jedoch das Bekohlen sehr erschwert, da wir davon ausgehen mussten daß nicht immer ein Kran oder Bagger zur Verfügung steht. Deshalb liessen wir diesen weg, denn mit einem nicht mal halb so hohen Bretteraufsatz – den die 97 501 bis 1957 schon hatte - konnten noch 75% des Aufsatz-Volumens erreicht werden. Der alte Kohlenkasten war eine reine Nietkonstruktion, das Nieten von solchen Blechflächen aber nicht einfach ist, wollten wir einfach Nietkopfschrauben beschaffen. Jedoch jeder Händler schüttelte den Kopf „solch altes Zeug führen wir nicht mehr!“ In unserem Schraubenvorrat – Spenden verschiedener Firmen – befanden sich Schachtelweise M12 X 30 – Sechskantschrauben, aus diesen liessen sich passende Nietköpfe drehen. Nur, wer stellt sich hin und dreht dann 300 Sechskant- zu Nietköpfen? Ein Vereinskamerdad hatte ein passendes Bearbeitungszentrum, das in 50 Sek. (einschl. Aus- und Einspannen) einen solchen Nietkopf drehte und bei ihm die „Leerzeiten“ füllte.
Jetzt nahm der Kohlenkasten Gestalt an, die im Radius gebogenen Stirn- und Rückwandtafeln bogen wir bei unserem bereits bekannten Schiffbauer. Ein Gutteil der Schraubenlöcher mussten von Hand gebohrt werden da unsere Ständerbohrmaschine nicht genug Ausladung hatte und wir uns – noch – keine Magnetbohrmaschine leisten konnten.
Der „Torso“ nähert sich immer weiter dem Bild einer Lok. Selbst die Kuppelstangen hatten wir soweit hergerichtet daß wir sie noch in Tübingen montieren konnten. Der hässliche Rostfleck auf der Rauchkammer kommt vom Versuch, die stark verformte Schweissnaht der Meininger Rauchkammer durch Gegenschweissen von innen etwas einzuebnen (vergl. hier:
Kessel frisch von Meinigen).
Warum man die Schweissnaht in Meiningen dort oben "hinsetzte" weiß der Teufel, die ärgert mich aber bis heute.
1999 war es dann so weit, daß sie nach Reutlingen überführt wurde. Jetzt endlich waren Werkstatt und 97 501 beieinander, was vieles erheblich vereinfachte.
Gruß
Michael
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4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:06:18:11:04:57.