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Dieses Forum dient NICHT zum Veröffentlichen von Sichtungsbildern - diese gehören in die Bild-Sichtungen. Bildberichte über Museen und historische Fahrzeuge, sowie die damit in Verbindung stehende Infrastruktur sind jedoch willkommen.
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Moderatoren: Klaus Habermann - JensMerte - TCB

4. Folge: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Michael Staiger

Datum: 06.10.13 20:00

Weiter geht’s, das Regenwetter verlockt mich nicht zu was Anderem,

der Wechselschieber war ja das letzte größere zu demontierende Bauteil und schon während der Demontagearbeiten wurde der Lok-Rahmen komplett gereinigt und entrostet vom Dreck der Jahrzehnte, wobei immer an zwei Samstagen entrostet wurde und am dritten Samstag mit Spaten und Schaufel die Arbeitsgrube wieder vom abgefallenen (und festgetretenen) Dreck und Rost gesäubert werden musste.


https://s12.directupload.net/images/200617/jhgp9i5l.jpg

Während der Rahmen im vorderen Bereich (hier steht der Fotograf im Feuerbüchs-Bereich) recht gut aussah, zeigten sich unterm Führerhaus und Kohlenkasten dann dramatische Abzehrungen. An manchen Fraßstellen waren die Rahmenwangen statt 22mm nur noch 10mm dick. Aufgrund der großflächigen Abzehrungen mussten hier Neuteile eingesetzt werden, denn wir wollten dahinten ja irgendwann mal wieder Züge an die Lok hängen. Wieder spielte ein glücklicher Zufall eine Rolle, denn in einer Reutlinger Maschinenfabrik war zufällig eine 22mm - Stahlplatte falsch bestellt worden und stand nun „im Weg“ herum. Die Fabrik verfügte über eine rechnergesteuerte Schneidbrennmaschine, so daß wir nur eine Maßskizze brauchten, um die Teile dort zuschneiden lassen zu können.


https://s12.directupload.net/images/200617/czmsptje.jpg
Nachdem die Neuteile bereitlagen begann ich mit der heiklen Aufgabe, den Lokrahmen entsprechend zuzuschneiden. Kann euch versichern dass mir das nicht leicht fiel und ich jeden Brennschnitt mehrfach überdachte bevor ich loslegte. Deutlich sind auf den Bildern auch die Abzehrungen zu sehen, nur unter den Auflageflächen der Nietwinkel hatten die Bleche noch ihre ursprüngliche Dicke.


https://s12.directupload.net/images/200617/ivrnzx8t.jpg
Zunächst wurde die neue Rahmenwange gut angeheftet und dann vermessen, ob Richtung und Position stimmte. Diese Platte hier hatte jedoch eine leichte Krümmung an der Oberkante, die erst mit punktförmigem Anwärmen gerichtet werden musste. Als alles ok war, schweißte ich die Platte dann komplett an, immer wechselseitig außen und innen um einen geringstmöglichen Verzug zu bekommen.
Ganz rechts liegt die Zahnradtrommel mit den Vorgelegezahnrädern, den Bremstrommeln und dem Treibzahnrad. Sie harrt noch der Zerlegung um das Treibzahnrad abzubauen.


https://s12.directupload.net/images/200617/co3kaln9.jpg
Ein ganzer „Bausatz“ an Teilen wurde so in zweijähriger Arbeit zusammengeschweißt um wieder ein stabiles „Hinterteil“ zu bekommen. Für den Zughaken-Drehpunkt, der sich einen guten Meter hinter der Pufferbohle in den beiden waagerechten Versteifungsplatten befindet, wurden Passsitze angefertigt, damit er wieder einen festen Halt hat.

https://i.ibb.co/THn17Cc/97-501-Rahmen-sw-41-ra-hipp-3.jpg
Im Ausschnitt des oberen Bilds sieht man die Vorbereitung zum einschweißen des zweiten, obendrauf liegenden Versteifungsblechs mit dem Zughakenlager. Die waagerechten Rauchrohre fixieren den genauen Abstand der neuen Hauptrahmenwangen. Auf dem unteren Aussteifungsblech stehen ein paar präzis abgelängte Rauchrohrstücke um den Abstand des einzufügenden mit dem vorhandenen maßgenau herzustellen.

https://i.ibb.co/9hkMzbp/Bild005-3.jpg
Hier auf dem Bild steht die nun zerlegte Zahnradtrommel, man kann gut die Sitzflächen der beiden demontierten Zahnräder sehen. Die Befestigungsschrauben sitzen zur Hälfte in der Trommel und zur Hälfte im Zahnrad.

https://s12.directupload.net/images/200617/ormyjlfp.jpg
Das genannte Aussteifungsblech ist eingeschweißt, ein paar Hilfsträger zum geradehalten des Bleches während des Schweißens liegen noch drauf.
Natürlich ging es nicht ganz ohne Nietarbeiten, die wir dann von einer Meininger Service-Mannschaft vor Ort ausführen ließen, nachdem wir alles entsprechend vorbereitet und vorgebohrt hatten.

https://s12.directupload.net/images/200617/ba85tsgt.jpg
Nach zwei Jahren Schweiß- und Richtarbeiten war das neue Rahmen-Hinterteil dann endlich fertig.

Bei nächster Gelegenheit geht’s weiter.

Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

Zur nächsten Folge: [www.drehscheibe-foren.de]



8-mal bearbeitet. Zuletzt am 2022:05:26:19:06:31.

Atemberaubend!

geschrieben von: Gurkenbieger

Datum: 06.10.13 20:12

Ganz herzlichen Dank für die Berichte und Einblicke in die Wiederherstellung der Maschine, ich oute mich als großer Fan dieser Serie und bin schon gespannt auf die weiteren Folgen.

Grüße aus dem Spreewald

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: der Letmather

Datum: 06.10.13 20:15

Einfach nur toll und interessant, diese Reportage. Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

Danke dafür.

Gruß der Letmather

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: oseYannis

Datum: 06.10.13 20:20

Michael Staiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> Weiter geht’s, das Regenwetter verlockt mich nicht
> zu was Anderem,
>
> der Wechselschieber war ja das letzte größere zu
> demontierende Bauteil und schon während der
> Demontagearbeiten wurde der Lok-Rahmen komplett
> gereinigt und entrostet vom Dreck der Jahrzehnte,
> wobei immer an zwei Samstagen entrostet wurde und
> am dritten Samstag mit Spaten und Schaufel die
> Arbeitsgrube wieder vom abgefallenen (und
> festgetretenen) Dreck und Rost gesäubert werden
> musste.
>
>
> [img4.fotos-hochladen.net]
> k6wi.jpg
>
> Während der Rahmen im vorderen Bereich (hier steht
> der Fotograf im Feuerbüchs-Bereich) recht gut
> aussah, zeigten sich unterm Führerhaus und
> Kohlenkasten dann dramatische Abzehrungen. An
> manchen Fraßstellen waren die Rahmenwangen statt
> 22mm nur noch 10mm dick. Aufgrund der
> großflächigen Abzehrungen mussten hier Neuteile
> eingesetzt werden, denn wir wollten dahinten ja
> irgendwann mal wieder Züge an die Lok hängen.
> Wieder spielte ein glücklicher Zufall eine Rolle,
> denn in einer Reutlinger Maschinenfabrik war
> zufällig eine 22mm - Stahlplatte falsch bestellt
> worden und stand nun „im Weg“ herum. Die Fabrik
> verfügte über eine rechnergesteuerte
> Schneidbrennmaschine, so daß wir nur eine
> Maßskizze brauchten, um die Teile zuschneiden
> lassen zu können.
>
>
> [img4.fotos-hochladen.net]
> xwm.jpg
>
> Nachdem die Neuteile bereitlagen begann ich mit
> der heiklen Aufgabe, den Lokrahmen entsprechend
> zuzuschneiden. Kann euch versichern daß mir das
> nicht leicht fiel und ich jeden Brennschnitt
> mehrfach überdachte bevor ich loslegte. Deutlich
> sind auf den Bildern auch die Abzehrungen zu
> sehen, nur unter den Nietwinkeln hatten die Bleche
> noch ihre ursprüngliche Dicke.
>
>
> [img3.fotos-hochladen.net]
> xsnu.jpg
>
> Zunächst wurde die neue Rahmenwange gut angeheftet
> und dann vermessen, ob Richtung und Position
> stimmte. Die Platte hatte jedoch eine leichte
> Krümmung an der Oberkante, die erst mit
> punktförmigem Anwärmen gerichtet werden musste.
> Als alles ok war, schweisste ich die Platte dann
> komplett an, immer wechselseitig aussen und innen
> um keinen Verzug zu bekommen.
>
>
> [img4.fotos-hochladen.net]
> m1cv.jpg
>
> Ein ganzer „Bausatz“ an Teilen wurde so in
> zweijähriger Arbeit zusammengeschweisst um wieder
> ein stabiles „Hinterteil“ zu bekommen. Für den
> Zughaken-Drehpunkt, der sich einen guten Meter
> hinter der Pufferbohle in den beiden waagerechten
> Versteifungsplatten befindet, wurden Passsitze
> angefertigt, damit er wieder einen festen Halt
> hat.
>
>
> [img4.fotos-hochladen.net]
> h38i.jpg
>
>
> [img3.fotos-hochladen.net]
> yf9.jpg
>
> Nach zwei Jahren war das Rahmen-Hinterteil dann
> endlich fertig, die Nietarbeiten wurden von einer
> Meininger Service-Mannschaft vor Ort ausgeführt.
>
> Bei nächster Gelegenheit geht’s weiter.
>
> Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
> Michael

Ich gratuliere Euch zu Eurer Arbeit, aber bitte wozu immer neue Beiträge eröffnen wenn doch schon neun Zeilen weiter unten der Beitrag ist ?
Nix für ungut. Gratulation für Eure Arbeit und weiter viel Spaß am Hobby.
Yannis



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:06:20:21:34.
„Beiträge zusammenfassen” … und für diesen Kommentar waren nun 9,8 m² Voll-
zitat erforderlich?

(kopfschüttel)

Für solche Beiträge wurde das Museumsbahnforum primär geschaffen,
nicht für die „ölfzigste” Sichtungsmeldung von irgend einer Sonderfahrt;
an der Stelle setze doch mal besser mit Deiner Kritik an!

(Ich verstehe die Moderation an dieser Stelle übrigens auch nicht.
 Hat wohl aufgegeben …)
_________________________


Das ist schon so in Ordnung, Michael, mach ruhig weiter in kleinen Do-
sen, es ist hoch interessant und es bleibt dadurch spannend!



Gruß

Walter

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Roststab

Datum: 07.10.13 08:26

Das hier geschilderte und reichlich bebilderte Material ist phantastisch. Rahmenwangen einschweißen, daran muß man sich erst einmal trauen. Man kann als Laie vor lauter Staunen ein Fachgeschäft für Bauklötze eröffnen. Dem etwas kundigeren Mitbürger stellen sich jedoch Fragen. Die habe ich auch und werde sie dir bei Gelegenheit per PN oder email stellen. Vorerst mache ich nur eines, ich ziehe meinen Hut, ähh Lokpersonal hat ja ne Mütze!

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Rialo

Datum: 07.10.13 08:57

Danke für die tollen Vergleichsbilder.!!!!!

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: harald-66

Datum: 07.10.13 10:05

Hallo Michael,

vielen Dank für den sagenhaften Bericht!! Was da geleistet wurde, ist schon großartig.
Warte gespannt auf den nächsten Bericht.

Diese Bildberichte wären doch mal was für ein Sonderheft über die Aufarbeitung der 97 501.

Grüße Harald

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Michael Staiger

Datum: 07.10.13 21:22

Hallo zusammen,

danke für die lobenden Worte, werde versuchen euch auch weiterhin etwas zu bieten.

@ Rostab: Fragen? Nur zu!
"Rahmenschweissen" war für mich kein Thema, hatte schon über 10 Jahre davor die notwendigen Schweißzeugnisse bei der Bahn erworben und dann auch ausreichend Übung bei der Fahrzeuginstandsetzung. Anders war nur daß wir nicht "schnellschnellrumflicken" sondern es in Ruhe richtig machen wollten, wie es sich für ein solches Schadensbild gehört.

@ Harald: Ein "Sonderheft" über die Aufarbeitung gabs schon mal und ist natürlich auch wieder geplant. Als "Einnahmequelle" jedoch nicht sonderlich effektiv, verkaufte sich nur mäßig. Desweiteren haben wir auf der ZHL-Seite eine Chronik der Lok [www.zhl.de]
Möchte mich bei Dir nochmals herzlich für die tollen Bilder von der Waldbahn bedanken [www.drehscheibe-foren.de] und dieses ist seither mein Desktopbild

https://s12.directupload.net/images/200629/263h6tza.jpg
Wenn ich dieses Bild betrachte erscheint es mir noch immer völlig unwirklich daß die Lok jetzt fährt. Ein Vierteljahrhundert sind wir um sie herumgestolpert und haben Teil für Teil gerichtet, repariert, poliert, anprobiert und uns vorgestellt wie es denn dann da funktioniert wenn "Sie" dann mal irgendwann fährt. Und jetzt, feuermachen und losfahren, ganz einfach, so als ob es nichts leichteres gäbe, selbst das Indizieren scheint nicht notwendig, sie läuft nach 50 Jahren Stillstand als obs ganz normal wäre - für mich noch immer unfassbar schön. Und deshalb will ich euch auch ein bisschen dran teilhaben lassen.


Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:06:29:19:42:20.

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Roststab

Datum: 08.10.13 00:15

Michael,

zu Können und Erlaubnis gibt es keine Fragen, das steht außer Zweifel. Es sind technische Fragen, auf die ich mir Antwort erhoffe. In den nächsten Tagen melde ich mich bei dir.

Re: Die Aufarbeitung der 97 501

geschrieben von: Dampflokfreund77

Datum: 08.10.13 10:38

Einfach ein toller Bericht! Wie schon von anderer Seite geschrieben, freue ich mich auch auf jeden neuen Teil!
Da ich selbst "Metaller" bin, kann ich nur sagen ich verbeuge mich vor eurer Leistung zum Erhalt dieser schönen Maschine!
Evtl. ist es ja zum Schluß möglich den Bericht als Ganzes zusammenzufassen und ihm einen festen Platz hier im
Forum zu geben?

Re: Die Aufarbeitung der 97 501 (o.w.T)

geschrieben von: roadrunnerfn

Datum: 08.10.13 20:48

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:08:22:24:31.