Die Vorgeschichte
Vor fünfzig Jahren (nämlich im Jahr 1962) wurde das damals als "Bahnmeisterdraisine D 3" bezeichnete Fahrzeug von der "Maschinenfabrik und Hammerwerk Martin Beilhack" in Rosenheim unter der Fabriknummer 3075 gebaut und von der damaligen Deutschen Bundesbahn als Klv 12-4990 übernommen. Die Ausmusterung bei der DB erfolgte nach 19 Betriebsjahren im Jahre 1981, anschließend wurde das Fahrzeug an die Siemens-Güterbahn in Berlin verkauft. Dort wurde der Kleinwagen äußerlich aufgearbeitet und innen wie außen mit einem laubfroschgrünen Anstrich versehen.
Dem Vernehmen nach ist sie danach im Lokschuppen der Siemens-Güterbahn abgestellt und wohl nach einer einzigen Streckenbereisung kaum jemals mehr bewegt worden. Wir übernahmen das Fahrzeug 1988 beim Tachometerstand von nur 1.985 Kilometern.
Der grüne Anstrich blieb erhalten, bis die MKB 1989/1990 die erste Hauptuntersuchung vornahm. Damals hielt der Umfang der Aufarbeitung sich noch in Grenzen, weil der Klv in den Siemens-Jahren wie erwähnt nicht sonderlich beansprucht worden war. Aber durch die mit der Aufarbeitung verbundene Neulackierung nach dem historischen Reichsbahn-Schema für Verbrennungstriebwagen (creme/weinrot) haben wir sichtbar dokumentiert, daß nun ein neuer Lebensabschnitt unseres "Fridolin", wie wir die Draisine fortan nannten, eingeläutet worden war.
In diesem Farbkleid fuhr Fridolin mit seiner Betriebsnummer MKB 52 bis 2006 insgesamt etwa 2000 Kilometer über die Schienen der Region Berlin und auch außerhalb.
Am 14. August 2004 in Buckow (Märkische Schweiz).
Einen detaillierten Überblick über diese "Auswärtsspiele" gibt unsere Broschüre
Unterwegs mit Fridolin:
[
mkb-berlin.de] (7 MB pdf)
2006: Der Zahn der Zeit hat genagt
Aber dann war es so weit: Die Untersuchungsfrist war abgelaufen, und wir entschlossen uns, sie nicht weiter verlängern zu lassen, sondern unserem Fridolin eine gründliche Aufarbeitung zu spendieren. Denn inzwischen waren doch die durch den Betriebseinsatz nicht mehr zu übersehenden Alterungsspuren deutlich zutage getreten.
Und Eisenbahner (sowie Eisenbahnfreunde) wissen es: Bei einer Hauptuntersuchung ist es zumeist nicht mit einer optischen Nachschau getan, sondern das Fahrzeug wird erforderlichenfalls vollständig zerlegt und neu aufgebaut. Das war es in etwa, was jetzt auf die Werkstattmannschaft der AG Märkische Kleinbahn zukam. Diese Herausforderung nahmen wir aber gern an, denn wir wollten ja unseren Fridolin auch weiterhin in Betrieb halten und Fahrten damit unternehmen... und natürlich wollten wir den MKB-Standard bezüglich des Zustandes unserer Fahrzeuge auch hier nicht unterbieten.
Es ging also "ans Eingemachte". Für den freien Blick auf die "inneren Werte" büßte Fridolin zunächst die Nase ein. So stand er dann recht traurig im Lokschuppen herum und auch den Skeptikern war jetzt klar: Es gibt etwas zu tun.
Was hier wie ein modernes Kunstwerk aussieht, ist ein Teil der Karosserie. Solche Ecken finden sich bei altem Blech ja immer wieder - wer ein Automobil aus der Epoche vor der Verzinkung der Bleche sein eigen nennt, weiß, wovon die Rede ist.
Nicht nur an einer Ecke, sondern durchaus flächendeckend waren solche Schäden unter dem Lack zu "bewundern".
An der Demontage ging also kein Weg vorbei. So wurde also die Karosserie vom Rahmen getrennt. Und natürlich wurde auch der tragende Rahmen selbst gründlich untersucht, entrostet und wieder instandgesetzt.
Die abgenommenen Karosseriebleche waren zum größten Teil nicht wiederverwertbar und wurden gegen neu angefertigte getauscht. Bleche und Profile wurden beschafft und zum Einbau vorbereitet ...
.. und so erhielt Fridolin mit der Zeit seine gewohnte äußere Form zurück. Die nicht mehr verwendbaren Karosserieteile wurden durch neue Bleche ersetzt, die seitlichen Türen neu angefertigt.
Die Bodenbretter der "Originalausstattung" von 1962 wurden entsorgt und ein völlig neuer, wetterfester Boden aus beidseitig beschichteten Multiplex-Platten hergestellt.
Bei abgenommenem Boden ergaben sich diese seltenen Einblicke auf das Untergestell und die (aufgebockte) Bodenkonstruktion des Wagenkastens:
Blick durch die Beifahrertür auf den "Bedienstand". Die Pedalerie und der Schalthebel lassen erahnen, wo der Kleinwagenführer zu sitzen hat. Rechts ist die Getriebeglocke zu erkennen, die Gelenkwelle zum Achsgetriebe ist entfernt.
Durch die hintere Tür nach vorn geschaut: Der Kraftstofftank (rechts, grau) ist bereits aufgearbeitet und montiert, gleiches gilt für die mittige Hebevorrichtung. Die Profilstähle des Untergestells und des unteren Karosserierahmens wurden (noch von der DB oder von Siemens?) mit Teroson behandelt und damit dauerhaft vor Verfall geschützt.
Zum Abschluss der Hauptuntersuchung steht dann selbstverständlich die komplette Neulackierung auf dem Programm. Zunächst müssen natürlich alle Flächen geglättet und mit einem guten Korrosionsschutz grundiert werden.
Bei der Auswahl der Farben gab es natürlich - wie sollte es auch anders sein - unter den Mitgliedern eine Diskussion. Sollte man die bisherigen Farbtöne wieder verwenden, oder sollte das Fahrzeug in der einheitlich purpurroten Farbe aus den frühen DB-Tagen lackiert werden? Nein, unser Fridolin ist ein Aushängeschild für die MKB, so wie sie heute ist. Und da ist es vor allem bei Auswärtsveranstaltungen wichtig, dass er sich aus der Menge der Klv 12, die bei anderen Bahnen im Einsatz sind, heraushebt und als etwas Besonderes erkennbar ist. Also bestand Einigkeit darüber, dass es bei der Zweifarben-Lackierung bleiben würde.
Abweichend von der bisherigen Reichsbahn-Farbgebung entschieden wir uns jetzt aber für die Farben, die von der Berliner S-Bahn her bekannt sind.
Bevor Fridolin wieder in Betrieb genommen werden konnte, gab es natürlich noch mehr zu tun, was von außen nicht sichtbar ist. Auch der Inneneinrichtung wurde das erforderliche Maß an Zuwendung zuteil. Das Erscheinungsbild wird durch die zum Schluss der Aktion ringsum angebauten Zierleisten abgerundet. Im Juli 2012 kamen dann schließlich noch Regenleisten dazu.
Am 26. Juli 2007 hat das (seinerzeit für die MKB als Aufsichtsbehörde zuständige) Eisenbahn-Bundesamt die Hauptuntersuchung ohne Beanstandung abgenommen und unser 50 Jahre alter Fridolin darf zunächst bis 2015 weiter fahren.
Hier dreht er in seiner "zweiten Heimat" Damme (Gramzower Museumsbahn) wieder seine Runden.
Auf die nächsten 50 Jahre, Fridolin!
Am nächsten Wochenende wäre er wieder in Schönow zu erleben:
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mkb-berlin.de]
Gruß,
Markus.