Auf dem Museumshof "Lilienhof" (deshalb habe ich das Mufo für meinen Bericht gewählt) in Lilienthal/Lüninghausen nahe Worpswede habe ich endlich eine entdeckt: Eine schienengebundene Torfschubkarre, wie ich sie aus meiner Kinderzeit noch kenne. In früheren Zeiten besaß nahezu jeder Moorbauernhof in unserer Gegend eine solche Bahn. Mit gutem Grund.
Mit der Besiedelung und Urbarmachung (ca. 1700-1900) des Teufelsmoores bei Bremen wurden viele abgelegene Hofstellen gegründet. Die Bauern lebten hauptsächlich vom Verkauf von Brenntorf nach Bremen. Strassen gab es so gut wie keine, alles was man zum Leben brauchte und natürlich der Torf wurde mit Torfkähnen über Torfkanäle, die gleichzeitig der Entwässerung dienten transportiert. Im weichen, sumpfigen Moorboden konnten sich naturgemäß die eisenbeschlagenen Schubkarren der Zeit nur äusserst schwer bewegen lassen. Also mußte ein anderes Transportmittel her, um die Torfsoden vom Torfstich zum Torfkanal zu bewegen. Und so baute man sich kleine Bahnen, wie die unten gezeigte. Die Loren bestanden aus Eichenholz. Auf dem hözernen Fahrgestell war eine nach einer Seite kippbare Ladefläche aus Brettern an zwei starken Scharnieren befestigt. So ließ sich der Torf einfach entladen.
Die Gleise bestanden aus Holzbohlen mit einem aufgenagelten Eisenband. Die "Schwellen" sind verzapft und festgekeilt. Die Spurweite beträgt ca. 45cm.
Noch in den sechziger Jahren haben wir als Kinder mit diesen Bahnen gespielt, einige Bauern hatten sie tatsächlich noch in Betrieb. Hinter dem Hof existierte meist noch ein kleiner Torfstich, an welchem man sich zum Eigenbedarf noch Torfballen für den Winter stach, trocknete und schließlich mit unserer Minibahn zum Haus und Herd brachte.
Hier sind nun die Bilder einer solchen leider abgebauten und nicht ganz vollständigen Bahn:
Die Bahn wird halbwegs gut gelagert.
Oben steht ein solcher Wagen.
Hier erkennt man die Art und Weise des Wagenaufbaues. Von den beschriebenen Kippscharnieren sind leider nur Fragmente übrig. Die Ladefläche fehlt ganz.
Man hat noch zwei einzelne Achsen aufgehoben.
So wie auf den vorangestellten beiden Bildern zu sehen, sind die Gleise aufgebaut.
Und als vorletztes Bild habe ich nochmals die Räder im Portrait:
Ich hoffe ich konnte mit diesem doch etwas ungewöhnlichen Ausflug in die Geschichte der Moorkolonisierung den einen oder anderen begeistern. Wer die genaue Adresse des Lilienhofes haben möchte kann das googeln, oder mich fragen.
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:05:30:19:05:56.