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Spurgeführtes Schienenputzen - Bauanleitung

geschrieben von: joh

Datum: 11.12.12 16:39


Hallo,

Armin (mühlenroda) hat mich dazu animiert, eine Bauanleitung für den spurgeführten Schienenreiniger ins Netz zu stellen. Hier also ist sie:

Spurgeführtes Schienenputzen

Wer hin und wieder in H0 Schienen mit einem konventionellen Radierer reinigt, wird feststellen, dass es fast unmöglich ist, nur die Teile der Schienen zu reinigen, die für den elektrischen Kontakt benötigt werden. Fast immer werden die Herzstücke und Radlenker ungewollt mitgereinigt oder schlimmer noch, mühsam gebaute Teile wie Weichenlaternen, Grenzzeichen oder Bahnübergangseindeckungen in Mitleidenschaft gezogen.

Hier hilft ein selbst gefertigter spurgeführter Schienenreiniger mit schmalen Radiererstreifen.

Zurecht geschnittene Streifen in Radbreite und etwa quadratischem Querschnitt aus dem Roco-Rubber oder ähnlichem werden in passende Nuten eines Quaders aus Schichten von Polystyrol gedrückt. Die Spurführung geschieht durch im Querschnitt spurkranzähnliche eingeklebte Streifen aus Polystyrol an allen vier Ecken des Quaders.
Beim Gebrauch eines solchen Reinigers wird man merken, dass nicht nur die Radlenker (auch überhöhte wie bei den älteren Tillig-Weichen) unbehelligt bleiben, sondern auch die Flügelschienen und Bahnübergangseindeckungen. Die Gefahr, mit dem Reiniger aus der Richtung zu kommen und Grenzzeichen und Weichenlaternen zu ermorden, ist relativ gering. Ein leicht lösbarer Schiebestab auf der Oberseite des Reinigers ermöglicht auch das Putzen unter Oberleitung und Brücken.

Der zusätzliche Vorteil der schmalen Rubberstreifen besteht darin, dass sie ein Stück weit um Schienenfahrkante herumgreifen und damit auch Loks mit wenig Radsätzen und großer Ausrundung zwischen Spurkranz und Lauffläche eine kontaktsichere Fahrt ermöglichen.
So sieht der Reiniger aus:

_1000911er4.JPG

An der Unteransicht des Reinigers erkennt man die Spurführungskufen und die schmalen Streifen des Reinigungsgummis im Abstand der Spur. Im Hintergrund der Schiebestab, um den Reiniger unter Oberleitung, Brücken und auch Tunnels entlang zu führen.

Ich habe diesen Reiniger für die Spurführung nach NEM und RP25-110 ausgelegt. Dabei ergeben sich folgende Hauptabmessungen:
Länge: ca. 63 mm
Breite: ca. 23 mm
Höhe: 4 mm
Innenmaß 14,4 mm
Nutbreite 2,5 mm

_1000912er4.JPG

Hier kann man gut die Nut erkennen, in die die Reinigungsgummis hinein gedrückt wurden. Die Kufen und weitere Füllstücke bilden den Anschlag für die Einhaltung der Nutbreite. Die Reinigungsgummis sind ziemlich an ihrer Verschleißgrenze, wodurch man deutlich sieht, wie sie um die Schienenfahrkante herumgreifen. Rechts im Bild das untere Ende des Schiebestabes, dessen Aussparungen an der Oberseite eine Widerpart finden.

Hilfreich ist die Benutzung einer kleinen Tischkreissäge zur Herstellung der Plattenabschnitte aus Polystyrol (2 mm stark). Die obere Trägerplatte kann ruhig etwas Übermaß haben (z. B. 65 x 25 mm), ebenso die zentrale Platte, die das Innenmaß sicherstellt, aber nur in der Länge; die Breite und die Parallelität der Kanten muss sofort stimmen (z. B. 65 x 14,4 mm). Ähnliches gilt für die außen anzusetzenden zwei Streifen, die in Breite und Länge etwas Übermaß haben dürfen, aber parallel müssen die Kanten schon sein (z. B. 65 x 5 mm). Die Kufen werden aus 1,5-mm-Polystyrol (3,2 x 8 mm) und die Distanzstücke aus 1-mm-Material (2 x 8 mm) geschnitten werden (je 4 Teile).

Auf der Trägerplatte (65/25) wird zunächst mittig (da reicht gutes Augenmaß) die Innenmaßplatte (65/14,4) aufgeklebt. Ich verwende mit gutem Erfolg Sekundenkleber – da muss man nicht so lange warten wie bei Plastikkleber – aber eine Stunde Aushärtezeit kann nicht schaden. Auch ist darauf zu achten, herausquellenden Kleber gleich mit einem Q-Tip aufzunehmen, damit die Rechteckform der späteren Nut erhalten bleibt. Nach den Ankleben von Kufen und Distanzstücken (keine Spalten entstehen lassen) können die äußeren Teile (65/5) ebenfalls spaltenlos an den Distanzstücken und der Trägerplatte verklebt werden.

Bis alles durchgehärtet ist, können schon mal die vier Radiererstücke zugeschnitten werden. Dies kann entweder mit einem Abbrechklingen-Messer oder einer ausgemusterten Roco-Säge erfolgen. Die Stücke sollten etwa einen Querschnitt von 2,7 x 2,7 mm und eine Länge von ca. 22 mm bekommen.

Nach dem Zusammenkleben der Teile zu dem Reinigungsblock haben sich Versprünge zwischen den beiden Plattenebenen ergeben. Da alles ohnehin Übermaß hat, kann man den Block nun, wenn die Klebungen ausgehärtet sind, noch mal an allen vier Kanten durch die Tischkreissäge ziehen. Die genauen Außenabmessungen sind nicht so wichtig, es kommt eher auf ein gutes Erscheinungsbild an. Die Spurführungskufen müssen nun noch etwas nachbearbeitet werden, bis ihr Querschnitt eine dem Spurkranz entsprechende Form aufweist. Der Reiniger sollte im Gleis nicht klemmen und nicht zu viel Spiel haben.

_1000913er4.JPG

Hier ist der Reiniger auf das Gleis gesetzt. Auf der Oberseite der Mitnehmer für den Schiebestab.

Es fehlt noch die Anlenkung des Schiebestabes. Statt meiner im Bild gezeigten Lösung kann auch ein Loch mittig in den Block gebohrt werden, in das ein dornartiger Fortsatz des Schiebestabes gesteckt wird. Dieser darf jedoch nicht tiefer eintauchen als 4 mm, die Blockstärke. Die Anlenkung liegt damit ca. 3 mm tiefer als bei meiner ersten Lösung und sollte zu einem noch sichereren Betrieb führen (Stichwort: Tiefanlenkung). Der Dorn sollte mit reichlich Spiel im Loch sitzen, denn man muss den Schiebestab aus den unterschiedlichsten Winkeln ansetzen.

Nun können die Radiererstücke in die Nuten gedrückt werden und los kann's gehen. Da die Spurführungskufen 1,2 mm nach unten überstehen und die größte Spurkranzhöhe nach NEM ebenfalls 1,2 mm beträgt, kann der Radierer theoretisch abgenutzt werden, bis der Block auf den Schienen aufsetzt. Mit anderen Worten: Die hier genannten Maße sind für den Gebrauch NEM-Spurkranz-gängigen Gleisen und Weichen gedacht. Wer Schienen und Weichen nach anderer Norm reinigen will, muss die Maße entsprechend abwandeln. Wobei ein Reiniger nach H0-pur/Fremo:87 vielleicht sogar Spurführungskufen aus Metall bekommen sollte.

Viel Erfolg beim Basteln!

Gruß
Johannes
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